Grachmusikoff rocken den Rabenhof
Alte Haudegen verabschieden sich nach 40 Jahren mit Schwobarock vom Feinsten
ELLWANGEN (R.) - Da sind sie nun: Etwas gebeugter vielleicht als vor 40 Jahren, in Ehren ergraut, aber unverwüstlich. Die großartigen Altrocker von Grachmusikoff spielen im Rabenhof vor ausverkauftem Haus.
Wie einst wickeln sie ihre Fans noch immer um den kleinen Finger. Viel Equipment brauchen alte Haudegen wie Georg Köberlein, Alexander Köberlein und Hansi Fink nicht. Und von der ersten Note an weiß das bewegte Publikum, das sich auch nach drei Zugaben nicht satt gehört hat: Man wird Grachmusikoff vermissen. Schmerzlich.
Herrlich schräg
Auf ihrer Abschiedstournee lässt es die herrlich schräge, urschwäbische Rockband in Ellwangen mit Blues, Balladen, Joke- und Blosmusik nochmal richtig krachen. Schon die „Amboss-Polka“und der Song „Da isch es soweit“, Desmond Dekkers „The Israelites“nachempfunden, heizen kräftig ein.
Frontmann Alex ist eine Rampensau, der Mann an Sax, Querflöte und Keyboard und der, der gerne schwätzt und den Liedern mit seiner markanten Stimme den unverwechselbaren Grachmusikoff-Touch gibt. Mal sentimental, mal deftig, immer authentisch.
„Country“-Songs wie „Sie isch aus Bad Buchau“sind längst Kult. Der schweigsame Gitarrist Hansi Fink, „best Bluesplayer between Aalen und Ellwangen“, glänzt auch am Akkordeon. „Mr. Faul Hand“Georg tritt mit nur zwei Tönen in die Fußstapfen von Gitarrengott Eric Clapton und sorgt mit zwischen die Knie geklemmten Bongos für jugendfrischen Rhythmus. Nicht zu vergessen die Posaune. Und keiner seufzt beim Comedian HarmonistsSchmachtfetzen „Gitarren spielt auf“so hoch wie er.
Vitales Trio
Das vitale Trio nimmt sich selbst gekonnt auf die Schippe. Und darf sich mit dem Titelsong der neuen CD „Party im Hause Sonnenschein“getrost über Altenheime „an der Grenze der Legalität“lustig machen. Hatten wir nicht ein geiles Leben? Da ist es egal, dass die neue Hüfte (wer hat die eigentlich?) zwickt und die Luftsprünge nicht mehr ganz so hoch sind wie vor 40 Jahren. Um es mit Hansi Finks Lied zu sagen: „Keiner ischt gefeit“, nicht vor Alter und schon gar nicht vor Torheit. Und der Luis Trenker ist alpenländisch dabei und der Hegel mit der schwäbischen doppelten Verneinung („I han noch nie nix anderes getan wie nix schaffe“) und der Diogenes mit dem Lied „Gang mir a weng aus der Sonn.“
Danke, Jungs
Igor Grachmusikoff, Boris Grachmusikoff und Alex, „der einsame Tankwart vom Aralsee“, offenbaren auf Teufel komm raus russische Seele. Schräges wie „Sauberkeit ist wichtig“, das Heimatlied von 1985 und Georgs Song „Große Jungen“gehen ans Herz. Cool. Ganz cool sind die Gracher mit der Reggae-Zugabe „Bin i selbr Rastaman“und dem Oldie „Schön war die Zeit“, unverwüstlich wie sie selbst. Und dann sagen sie Tschüs. So schön, schön war die Zeit. Danke Jungs, dass wir das noch erleben durften.