Früh gegessen, doch Nachschlag ist wichtig
Beim 3:6 gegen Russland spielen die deutschen Puckjäger im Schlussabschnitt für den Kopf
Keine Chance in Unterzahl
Ärgerlich ist, wenn ein Matchplan nach exakt 64 Sekunden Makulatur ist. Vadim Shipachyov hieß der Schütze zum 0:1, der Bundestrainer kommentierte es später lakonisch so: „Wir hatten nicht den Start, den wir wollten.“Marco Sturm hätte auch sagen können: „nicht das Startdrittel“. Gut, das sah einen gewohnt sicheren Thomas Greiss im Tor, einen erfreulich stabilisierenden Christian Ehrhoff bei seinem Comeback. Es sah feine Offensivaktionen ohne Fortune im Abschluss. Es sah allerdings auch: Patrick Hagers „Slew-Footing“gegen Sergei Mozyakin – einen Tritt gegen dessen Fuß. Folge waren das Verletzungsaus des russischen Kapitäns, eine kurze Kollektivrangelei sowie eine Matchstrafe für den bislang besten, den torgefährlichsten deutschen Angreifer. Drei Minuten numerisches Plus nutzten erneut Shipachyov (17:10) und Sergei Plotnikov (18:15) humorlos. „Da haben wir gegen die Russen einfach kein Mittel gefunden“, gestand Christian Ehrhoff. „Und dann war das Spiel relativ schnell gegessen.“
Das deutsche Dilemma indes noch nicht vor den 18 734 Zuschauern. Zunächst humpelte Tobias Rieder in die Kabine – am Abend war die Diagnose noch offen (Marco Sturm: „Es schaut nicht gut aus“) –, dann hatte Matthias Plachta Pech: Er blockte Artemi Panarins Schlagschuss, blieb liegen, sodass der Russe ungestört Nikita Gusev in Szene setzen konnte: das 0:4 (31:10), wieder ein Powerplay-Tor. Dem 0:5 (35:16) schließlich war ein Scheibenverlust Yannic Seidenbergs an der Blauen Linie vorausgegangen, der Rest war für Nikita Kucherov eine Art Penalty. Gelegenheiten zur Resultatverbesserung notierte man sehr wohl, genutzt wurden sie (noch) nicht.
Der Schlussabschnitt. „Wir wussten“, so Verteidiger Justin Krueger, „dass wir uns da den Rhythmus für das nächste Spiel holen müssen.“Nicht immer ist wissen auch machen. Nicht immer heißt „Rhythmus holen“dreimal treffen. Taten jetzt erst Münchens Brooks Macek (45:53) abstaubend, dann Kölns Philip Gogulla (48:34) abfälschend (geschossen hatte in Überzahl Christian Ehrhoff ), schließlich, nach Kucherovs 2:6 (51:40), Frederik Tiffels (59:10). Der 21-jährige College-Spieler, wieselflink, düpierte dabei nicht nur einen Russen. „Freddie macht mehr als erwartet“, befand Marco Sturm. „Freddie gibt immer Gas.“Und Frederik Tiffels hat ein Rezept für das, was kommt: die Slowakei. Eine Steigerung! Drei dritte Drittel! „Wir sind noch lange nicht an unserer Leistungsgrenze. Wenn jeder so spielt, wie er kann ...“
... kann das was werden mit dem Anspruch.