„Wir sind kein Hort von Rechtsextremen“
Generalleutnant Richard Roßmanith will Innere Führung stärken – Fokus auf Vorbilder aus den eigenen Reihen
ULM - Die Innere Führung stärken, rechtsradikale Umtriebe abstellen und das Bewusstsein für Vorbilder in der Bundeswehr aufbauen: Der ranghöchste Offizier der Bundeswehr in Süddeutschland, Generalleutnant Richard Roßmanith, fordert, aus den jüngsten Skandalen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Der Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung in Ulm wies im Gespräch mit Ludger Möllers die Vorwürfe zurück, dass die Bundeswehr ein massives Problem mit Rechtsradikalen habe.
Herr General, eine erneute Festnahme und der Verdacht auf ein Terrornetzwerk: Welches Problem hat die Bundeswehr mit Rechtsradikalen?
Die Bundeswehr ist ein Spiegel der Gesellschaft. Sie hat kein größeres Problem mit dem Rechtsradikalismus als die Gesellschaft insgesamt. Wir sind kein Hort von Rechtsextremen oder Extremen jeder Art. Es gibt, wie in der Gesellschaft, auch bei uns eine bestimmte Anzahl von Menschen, die eine solche Prägung haben.
Es entsteht jedoch weiter der Eindruck eines laschen Umgangs mit Rechtsextremen in der Truppe...
Die Behauptung, es wird nichts gegen Rechtsradikalismus oder -Extremismus in der Bundeswehr getan, ist falsch. Allerdings ist in der Vergangenheit wohl nicht in allen Fällen umfassend genug auf rechtsextreme Vorkommnisse reagiert worden.
Gibt die Innere Führung aus den Gründerjahren eigentlich noch den richtigen Rahmen vor?
Die Innere Führung muss zwei Sachverhalte miteinander vereinbaren. Einerseits ist die Einsatzbereitschaft herzustellen. Dabei sind auch die Grenzen auszuloten, an die man sich herantasten muss. Das kann zu Grenzüberschreitungen führen, die dann aber abzustellen sind. Es darf natürlich nicht zu Dienstvergehen oder Straftaten führen. Andererseits ist der Mensch als Individuum zu betrachten, als Staatsbürger in Uniform. Im Jahr 2017 hat sich das Bild des Staatsbürgers in Uniform im Vergleich zu den Gründungsjahren der Bundeswehr aber gewandelt. Daher muss das Gerüst der Inneren Führung justiert und angewandt werden.
Offensichtlich braucht die Truppe Vorbilder, mancher findet sie in der Wehrmacht. Sehen Sie Abhilfe?
Die Bundeswehr hat bisher kein Bewusstsein für vorbildliche Einzeltaten entwickelt. Es gab bei uns immer wieder Helden. Beispielsweise einen Piloten, dessen Flugzeug abstürzte: Hätte er den Schleudersitz benutzt, wäre das Flugzeug auf ein Dorf gestürzt, es hätte dort viele Tote gegeben. Der Pilot aber flog das Flugzeug über das Dorf hinweg, er selbst kam bei dem Absturz ums Leben. Ich wünsche mir, dass dieser Helden und auch der Gefallenen besser gedacht wird. Beispielsweise sollte auf der Homepage ein Link zu allen Trägern der Tapferkeitsmedaille führen.