Wohnungen: Der Bedarf ist groß
Rentschler, Wohnungsbau und Ortsvorsteher appellieren an Bürger und Investoren
AALEN - Gemeinsam mit Vertretern der Wohnungsbau Aalen und der Stadtbezirke hat Oberbürgermeister Thilo Rentschler Bürger und Investoren in Aalen dazu aufgerufen, bezahlbaren und sozialen Wohnraum in Aalen zu schaffen und zur Verfügung zu stellen. Das Schlechteste sei, wenn gebauter Wohnraum leer stehe, sagte der OB in einem Pressegespräch, in dem er vor allem auch auf die verschiedenen Möglichkeiten des „Aalener Modells“zur Schaffung und Akquirierung von bezahlbarem Wohnraum in der Stadt verwies.
Vier Zielgruppen, vier Hebel, so beschrieb Rentschler die Komponenten des „Aalener Modells“, in dem er auch einen Gegenentwurf zu solchen Wegen sieht, die inzwischen andere Kommunen bei der Beschaffung von dringend benötigtem Wohnraum gingen wie etwa Zwangsbelegungen.
Diese Möglichkeiten bietet das „Aalener Modell“Erwerb von Belegungsrechten:
Zielgruppe sind Familien und Personen mit einem mittleren Einkommen, die sich nicht jede Wohnung leisten können, aber über den Grenzen der klassischen Wohngeld-Kriterien liegen. Die Stadt erwirbt Belegungsrechte an Mietwohnungen, diese dürfen dann nur an Wohnungssuchende überlassen werden, deren Einkommen die in den Richtlinien festgelegte Grenzen nicht übersteigen. Die Mieter erhalten von der Stadt eine gestaffelte, bis zu 30-prozentige Zuzahlung bis zur Mietspiegel-Höhe, die Vermieter bekommen von der Stadt eine jährliche Aufwandspauschale in Höhe einer Monatsmiete. Vermieter sind in diesem Modell immer die Eigentümer.
Anmietung von Sozialwohnungen:
Die Stadt mietet im Rahmen des Mietspiegels Wohnungen an und vermietet sie etwa an Wohngeldempfänger oder Flüchtlinge weiter. Als sicherer Partner für den Vermieter fungiert somit die Stadt.
Bau von Sozialmietwohungen:
Investoren, die in den Bau von Sozialmietwohnungen einsteigen, erhalten von der Stadt eine Förderung in Höhe von 180 Euro je Quadratmeter. Die Zweckbindung dieser Wohnungen an Personen mit einem Wohnberechtigungsschein läuft dann über 15 Jahre.
Tausche „Alte gegen Neue“:
Haus- oder Wohnungsbesitzer, denen im Alter ihre Immobilie zu groß wird, können diese der Wohnungsbau Aalen anbieten im Tausch gegen eine kleinere, barrierefreie Mietwohnung. Allein dadurch entsteht zusätzlicher Wohnraum ohne Neubauten.
100 Millionen Euro für den Wohnungsbau
Zu diesen Komponenten des „Aalener Modells“kommt das 100-Millionen-Investitionsprogramm der städtischen Wohnungsbau Aalen, um die große Nachfrage nach bezahlbarem und auch sozialem Wohnraum in einer wachsenden Stadt zu befriedigen. Acht Prozent mehr Erwerbstätige in Aalen in den Jahren 2012 bis 2016 hätten eine 15-prozentige Steigerung bei der Wohnungsnachfrage ausgelöst, sagt Wohnungsbau-Geschäftsführer Robert Ihl. Nur noch 20 Prozent der Wohnungen des Unternehmens sind Sozialmietwohnungen, unter anderem, weil viele im Lauf der Jahre aus der Sozialmietwohnungsbindung herausgefallen seien und sich Bund und Land über Jahre aus der Förderung des sozialen Wohnungsbaus zurückgezogen hätten.
Das soll sich in Aalen nun ändern: Das 100 Millionen Euro schwere Investitionsprogramm der Wohnungsbau sieht in den nächsten Jahren den Bau von 450 neuen Wohnungen vor, 25 Prozent davon als Sozialmietwohnungen, 25 Prozent als reguläre Mietwohnungen und 50 Prozent zum Verkauf als Eigentumswohnungen. 253 dieser 450 Wohnungen sind bereits im Bau oder werden noch in diesem Jahr begonnen. Was bedeute, so Ihl, dass 2017 bereits 58 Millionen oder 55 Prozent des gesamten Programms umgesetzt würden. Um dieses stemmen zu können, verzichten die Gesellschafter der Wohnungsbau, an der die Stadt zu 98 Prozent die Anteile hält, auf eine Dividendenausschüttung.
Teure Grundstücke schaffen keine Sozialwohnungen
Zwei Probleme sieht Ihl allerdings: Hohe Grundstückspreise schafften keine Sozialmietwohnungen, und hohe Anforderungen der Baustandards nach der Landesbauordnung wirkten weiterhin bremsend. Zu Pass kommt hingegen den Bemühungen der Wohnungsbau und anderer Investoren, dass laut OB Rentschler das Land angekündigt habe, wieder deutlich in die Wohnbauförderung einzusteigen mit einem Förderbetrag von 76 000 Euro pro Wohnung. Das, so der OB, könne bis zu einem Drittel des Neubaupreises einer Wohnung ausmachen.
Für den Aufsichtsrat der Wohnungsbau machten deren stellvertretende Vorsitzende, die Stadträte Peter Peschel und Hermann Schludi, deutlich, sie könnten sich durchaus vorstellen, bei Funktionieren per Gemeinderatsbeschluss noch mehr Geld in das „Aalener Modell“reinzustecken. Was Aalen in Sachen Wohnungsbeschaffung derzeit auf den Weg bringe, sei „Hilfe zur Selbsthilfe“, so Schludi. Peschel verwies darauf, dass auch in Aalen die Wohnungsund Baupreise am freien Markt in den letzten Jahren extrem gestiegen seien.