Parkrundgang macht Appetit
„Molière im Park“des Theaters der Stadt Aalen feiert Premiere auf Schloss Fachsenfeld
AALEN-FACHSENFELD - Mit dem literarischen Spaziergang „Molière im Park“hat das Aalener Stadttheater am Samstagabend Lust auf sein Freilichtstück „Molière!“gemacht, das am Freitag, 30. Juni, im Wasseralfinger Schloss Premiere feiert. In Fachsenfeld durften die Zuschauer erstmals eintauchen in die Gedankenwelt des französischen Theatermachers, der Klamauk so gut mit Gesellschaftskritik zu verbinden wusste.
Ja, wie tickt er denn, der Herr Molière, geboren als Jean-Baptiste Poquelin im Januar 1622 in Paris, Schauspieler, Autor, Theatermann? „Manche sagen, sein Leben war sein bestes Theaterstück“, lässt „Guide“Kerstin Pell, die eine der beiden Gruppen durch den Fachsenfelder Schlosspark führte, wissen.
Sieben Szenen geben Einblick
Und tatsächlich: Die sieben kurzen Szenen, die Regisseur Tonio Kleinknecht über den Schlosspark verstreut hat, geben einen guten Einblick in das, was Molière Mitte des 17. Jahrhunderts auf die Bühnen Frankreichs gebracht hat: streitende und keifende Eheleute („Arzt wider Willen“), ein naiver Ehemann mit burschikoser Frau nebst jungem Liebhaber („Die Schule der Frauen“), Vater und Sohn, die die gleiche Frau begehren („Der Geizige“), Starautor mit nervigem Fan und Liebesproblemen („Der Menschenfeind“) oder den religiösen Heuchler Tartuffe.
Eifersüchteleien, Seitensprünge, Doppelmoral. Es menschelt ganz gewaltig. Nicht umsonst hatte Molière so seine Probleme mit der Obrigkeit, weil seine Stücke stets auch die kirchlichen Moralvorstellungen auf die Schippe nahmen. Heute würde man sie als Satire bezeichnen.
Zwar waren die gelungenen Kostüme (Birgit Barth) wahre Hingucker, aber natürlich leben die Stücke von den Charakteren, die Molière auf die Bühne stellt. Kleinknecht mischt immer wieder Moderne und Klassik. Agnès (Mirjam Birkl) aus der „Schule der Frauen“trägt Kopfhörer und Sonnenbrille und blättert in einem Modemagazine, während sie im Liegestuhl lümmelnd auf Arnolphe (Arwid Klaws) wartet.
Tief blicken ließ aber auch der sprachmächtige Disput zwischen Alceste (Marcus Krone), dem gefeierten Autoren, Idealisten und Menschenfeind, mit Oronte (Philipp Dürschmied). Der entpuppt sich als nerviger Fan („Ich schreibe selbst“) und macht dem überheblichen Alceste die Liebste Célimène (Alica Katharina Schmidt) streitig. Solche Szenen lassen sich auch heute noch beobachten.
Für Intendant Kleinknecht war die Inszenierung im Schlosspark eine weitere Erfahrung, „eine etwas andere Art Theater zu machen, dort, wo sich Kultur und Natur so nahe kommen“. Zum romantischen Ambiente trug auch die Musik von Maria Schmid (Hackbrett), Nina Kauer (Hackbrett) und Stephan Schmid (Gitarre, Akkordeon) bei, die mit Zeitgenössischem, aber auch mit Modernem von Abba oder Amanda McBroom das Publikum durch den Park begleiteten, „Non, je ne regrette rien“ganz zum Schluss.
Etwas enttäuschend war allerdings, dass sich „Molière im Park“nicht groß von der Vorjahresversion „Italien im Park“unterschied – dasselbe Konzept, derselbe Aufbau, dieselben Spielpätze im Park. Und trotzdem war der literarische Spaziergang durch den sehenswerten Schlosspark bei mildem Vorsommerwetter ein reines Vergnügen und genau der Appetithappen, den Schlossverwalter Roland Schurig bei der Begrüßung versprochen hatte.
19. und 21. Mai und am 10. Juni, jeweils um 18 Uhr auf Schloss Fachsenfeld. Der Eintritt beträgt zehn Euro.
sind unter Telefon 07361 / 522600 und per E-Mail unter kasse@theateraalen.de möglich