Mancher Zuhörer schloss verträumt die Augen
Günter Schneidewind beleuchtet auf Schloss Fachsenfeld den Mythos Bob Dylan
AALEN-FACHSENFELD - Seit ihm im letzten Jahr der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, ist Bob Dylan in aller Munde und in der Öffentlichkeit wieder so präsent wie in der Rockund Popszene in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch die Kultur auf Schloss Fachsenfeld huldigt diesem Hype mit verschiedenen Veranstaltungen. Am Freitagabend hat Günter Schneidewind, als Moderator und Musikredakteur beim SWR 1 fast selbst schon mit Kultstatus ausgestattet, den Mythos Bob Dylan, locker plaudernd und mit musikalischen Beispielen, etwa 100 Besuchern näher gebracht.
Im Publikum augenscheinlich viele Vertreter der – mittlerweile zumeist ergrauten – legendären 68er-Generation, aber auch zahlreiche jüngere Besucher. Bob Dylan-Fans, vermuten wir mal. Er ist ja schon ein komischer Vogel, dieser mittlerweile 75-jährige Bob Dylan. Kaum ein Journalist hat ihn je vor das Mikrofon bekommen. Auch Günter Schneidewind nicht. Der ist in der DDR aufgewachsen und arbeitete dort als Lehrer. Von Dylans Musik war er fasziniert. Und er gab diese Begeisterung auch an seine Schüler weiter, denn, so Schneidewind, der Äther kennt keinen Stacheldraht.
Später als Musikredakteur beim SWR hat er es zwar auch bis heute nicht geschafft, Bob Dylan, den Übervater, den Guru der Rock- und Popszene, vors Mikrofon zu bekommen, aber im Laufe seiner eigenen Rundfunkkarriere hat er viele Stars aus Bob Dylans Umfeld interviewt und kennengelernt. Angefangen von Joan Baez, mit der Dylan eine Zeit lang liiert war, über Donovan und Bob Geldof bis hin zu Wolfgang Niedecken von BAP, einem bekennenden Dylan-Fan. Von diesen Interviews spielte Günter Schneidewind immer wieder Ausschnitte ein, mit interessanten, auch überraschenden Ansichten und Aussagen über Bob Dylan. Dabei gab es auch einiges zum Schmunzeln. Aus den verschiedenen musikalischen Epochen, die Dylan im Laufe seines Musikerlebens durchlebt hat, präsentierte Schneidewind typische Songbeispiele, bei denen so mancher Zuhörer verträumt die Augen schloss und mit den Füßen wippte. Songs wie „Blowin in the wind“oder „House of the rising sun“sind eben unsterblich. Dylans Spiel auf der Mundharmonika, seine Gitarre und seine Stimme sind dabei so einmalig und unvergleichlich wie seine Art und Weise, die Verse dazu zu schmieden. Dafür hat er nun, auch stellvertretend für all die vielen anderen kreativen Songwriter, meinte Schneidewind, den Nobelpreis bekommen. Für Literatur. Einen Nobelpreis für Musik gibt’s ja nicht. Wer, wenn nicht Bob Dylan hätte einen solchen verdient.