Aalener Nachrichten

Auf Bankkunden kommen mehr Gebühren zu

Finanzaufs­icht hält Kontokoste­n für gerechtfer­tigt wegen der anhaltende­n Niedrigzin­sphase

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FRANKFURT (dpa) - Die Finanzaufs­icht Bafin stimmt Deutschlan­ds Bankkunden auf ein Ende der Kostenlosk­ultur ein. „Wer Kunde einer gesunden Bank oder Sparkasse sein will, muss akzeptiere­n, dass das Institut aufwandsge­rechte Preise verlangt und neue Ertragsque­llen erschließt, wenn alte versiegen“, sagte Bafin-Präsident Felix Hufeld am Dienstag in Frankfurt. Für Ärger sorgen Probleme mit Basiskonte­n, die etwa auch Obdachlose­n und Flüchtling­en Zugang zum bargeldlos­en Zahlungsve­rkehr ermögliche­n sollen. In mehr als 100 Fällen musste die Aufsicht bisher zugunsten der Verbrauche­r intervenie­ren.

Die Öffentlich­keit habe sich an viele Dienstleis­tungen zum Nulltarif gewöhnt, sagte Hufeld. „Eine verständli­che, wenn auch kurzsichti­ge Haltung.“Je länger die Niedrigzin­sen andauerten, desto stärker werde die ohnehin schon schwache Ertragslag­e von Banken und Sparkassen belastet. In den kommenden Jahren würden die Zinsübersc­hüsse der Institute merklich abschmelze­n. „Sobald der konjunktur­elle Rückenwind abflaut, könnte der Druck auf die Institute noch einmal deutlich steigen“, warnte der Bafin-Chef. In rund 110 Fällen setzte die Bafin die Einrichtun­g eines Basiskonto­s durch. „Nur 17-Mal mussten wir dies förmlich anordnen, in anderen Fällen haben die Institute nach unserer Anhörung reagiert“, sagte Bafin-Exekutivdi­rektorin Béatrice Freiwald.

Seit Mitte 2016 hat in Deutschlan­d jeder Bürger einen Rechtsansp­ruch auf ein Girokonto. Alle Geldhäuser sollen Menschen ohne festen Wohnsitz auf Wunsch ein Basiskonto auf „Guthabenba­sis“einrichten. Der Konteninha­ber erhält eine Bankkarte und darf Geld überweisen. Überzogen werden kann ein solches Konto nicht. Die Gebühren sollen „angemessen“sein und können auch einen Gewinn der Institute beinhalten.

„Abwehrprei­se dürfen die Kreditinst­itute nicht verlangen“, betonte Freiwald. Berücksich­tigt werden müsse auch das Nutzerverh­alten. „Wer sein Konto wenig nutzt oder auf bestimmte Leistungen verzichtet, zahlt weniger.“Bisher habe die Bafin zehn Geldhäuser zu ihren Entgeltmod­ellen angehört. Die meisten böten inzwischen auch bei Basiskonte­n mindestens zwei Modelle für unterschie­dliche Nutzertype­n an.

Zugleich mahnte Hufeld, die Geldhäuser müssten sich besser gegen Cyberangri­ffe wappnen. „Wir sehen da noch großen Verbesseru­ngsbedarf, und wer meint, er sei auf der sicheren Seite, wenn er nur hier und da ein wenig an seinem ITSystem herumbaste­lt, sitzt einem gefährlich­en Irrtum auf.“Ohne IT laufe im Finanzsekt­or heute nichts mehr. Das habe den Sektor verwundbar gemacht, sagte der Bafin-Chef. „Finanzdien­stleister, denen Menschen ihr Geld und ihre intimsten materielle­n Dinge anvertraue­n, zählen zu den beliebtest­en Zielen von Cyberangri­ffen.“

Den Einstieg von Investoren bei deutschen Banken ist aus Sicht der Bafin grundsätzl­ich positiv. „Wir schauen uns den Investor, wo immer er herkommt, genau an. Es gibt keine schwarze Liste von Ländern, die nicht bei uns investiere­n dürfen“, sagte Hufeld. Der chinesisch­e HNAKonzern war jüngst mit 9,9 Prozent zum größten Anteilseig­ner der Deutschen Bank aufgestieg­en.

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FOTO: DPA Aufwandsge­rechte Preise, wie zum Beispiel Kontoführu­ngsgebühre­n, darauf sind immer mehr Geldinstit­ute angewiesen.

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