Der schwäbische Kosmos auf zwei Stockwerken
„S’ Ländle“zeigt „Wirtemberg“in seiner ganzen Fülle – Die ersten Besucher der Ausstellung sind begeistert
AALEN-WASSERALFINGEN - So eine Ausstellung schlicht „S’ Ländle“zu nennen, ist reinste schwäbische Untertreibung. Genau deshalb passt der Titel wie die Linsen zu den Spätzle, er passt zu dieser kunstschaffenden Landsmannschaft, die es mehr mit dem Sein und weniger mit dem Scheinen hält. Einmalig ist diese Vielfalt im Wasseralfinger Museum, der Mix aus regionalen und überregionalen Künstlern, 100 Bilder, Fotografien, Objekte vom unbekannten römischen Künstler bis zu HAP Grieshaber, Paul Groll, Rudolf Kurz, Karl Ulrich Nuss, Hermann Pleuer und Sieger Köder selbstverständlich und die Kombination aus Kunst und Dichtung.
Dieser Reigen „Kunst und Dichtung aus Schwaben und Wirtemberg“wurde von den ersten Besuchern bei der Eröffnung dann auch entsprechend goutiert. Bürgermeister Karl-Heinz Ehrmann brachte den Puls dieser „Liebeserklärung ans Ländle“des Bunds für Heimatpflege so auf den Punkt: „Spüren, wo die Wurzeln sind.“Die Ausstellung mache bewusst und stolz, was in diesem Landstrich so alles erschaffen wurde, er legt sie auch Schulen nahe: „Sie zeigt Geschichte, Historisches und Heimatkunde.“Wie alle Festredner würdigte er zwischen den bezaubernden, jazzigen Akkordeonklängen von Marlene Kogel den Ausstellungsmacher Joachim Wagenblast: Er habe bei dieser Vielfalt „die richtigen Elemente rausgepickt.“Für Manfred Saller ist dieser „Themen-Parcours“so „wie ein Buch, das man aufschlägt“, er zeigte bei einem gedanklichen Spaziergang all die Epochen, Stile, Themen auf, mit denen Künstler aus vielen Jahrhunderten auf das Schwabenland blickten.
Ortsvorsteherin Andrea Hatam ist nicht allein von der Vielfalt beeindruckt, sondern auch von den aktiven Mitgliedern des Bunds für Heimatpflege und vor allem vom Kurator: Dass sich Wagenblast nach seinem Skiunfall mit der Krücke durchs Organisieren quälte zeige, „dass es noch echte Männer gibt“.
Vom Urmeer bis zu Sieger Köder
Ein kurzer Einblick ins „S’ Ländle“gleich im Eingangsbereich: Vom Urmeer der Schwäbischen Alb geht es bis zum Aufmarsch der Nationalsozialisten auf dem Gmünder Marktplatz, bis zu Sieger Köders Freislers Volksgerichtshof. Also etwa 150 Millionen Zeitgeschichte auf wenigen Metern. Beeindruckend sind diese unterschiedlichen Stile und Ansichten: Szenen aus „D’r Hoimat“, die da etwa wäre Ellwangen, Gmünd, Welland, Schwäbische Alb, die charakteristische Streuobstwiese des Stuttgarter, schwäbisch-salopp genannten „Dipfelesmaler“Eugen Stammbach oder die höchst beeindruckenden Fotografien des Wasseralfingers Harald Habermann. Eine Wucht an Komposition und Farbauswahl sind die Tableaus von Simon Maier, etwa das Viadukt der Härtsfeld-Schättere oder der abgerissene Aalener Gaskessel. Oben im Plock-Saal dreht der Blick, wird der Heimatbegriff kritisch hinterfragt – kaputte Landschaft, Heimatzerstörung. Bei Andreas Welzenbach säuft die Große Kreisstadt einfach ab – die Sintflut lässt nur noch die Spitze des Aalener Spion-Rathauses aus dem Blau herausragen.
„S’ Ländle“hat einen freundlichen „Haken“: Man sollte ordentlich Zeit mitbringen, um die Zusammenhänge und teils subtile Idee zu verstehen, die hinter dieser Schwabenschau steckt. Aber dazu hat der Besucher ja bis 3. September die Gelegenheit.