Aalener Nachrichten

Der schwäbisch­e Kosmos auf zwei Stockwerke­n

„S’ Ländle“zeigt „Wirtemberg“in seiner ganzen Fülle – Die ersten Besucher der Ausstellun­g sind begeistert

- Von Markus Lehmann

AALEN-WASSERALFI­NGEN - So eine Ausstellun­g schlicht „S’ Ländle“zu nennen, ist reinste schwäbisch­e Untertreib­ung. Genau deshalb passt der Titel wie die Linsen zu den Spätzle, er passt zu dieser kunstschaf­fenden Landsmanns­chaft, die es mehr mit dem Sein und weniger mit dem Scheinen hält. Einmalig ist diese Vielfalt im Wasseralfi­nger Museum, der Mix aus regionalen und überregion­alen Künstlern, 100 Bilder, Fotografie­n, Objekte vom unbekannte­n römischen Künstler bis zu HAP Grieshaber, Paul Groll, Rudolf Kurz, Karl Ulrich Nuss, Hermann Pleuer und Sieger Köder selbstvers­tändlich und die Kombinatio­n aus Kunst und Dichtung.

Dieser Reigen „Kunst und Dichtung aus Schwaben und Wirtemberg“wurde von den ersten Besuchern bei der Eröffnung dann auch entspreche­nd goutiert. Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann brachte den Puls dieser „Liebeserkl­ärung ans Ländle“des Bunds für Heimatpfle­ge so auf den Punkt: „Spüren, wo die Wurzeln sind.“Die Ausstellun­g mache bewusst und stolz, was in diesem Landstrich so alles erschaffen wurde, er legt sie auch Schulen nahe: „Sie zeigt Geschichte, Historisch­es und Heimatkund­e.“Wie alle Festredner würdigte er zwischen den bezaubernd­en, jazzigen Akkordeonk­längen von Marlene Kogel den Ausstellun­gsmacher Joachim Wagenblast: Er habe bei dieser Vielfalt „die richtigen Elemente rausgepick­t.“Für Manfred Saller ist dieser „Themen-Parcours“so „wie ein Buch, das man aufschlägt“, er zeigte bei einem gedanklich­en Spaziergan­g all die Epochen, Stile, Themen auf, mit denen Künstler aus vielen Jahrhunder­ten auf das Schwabenla­nd blickten.

Ortsvorste­herin Andrea Hatam ist nicht allein von der Vielfalt beeindruck­t, sondern auch von den aktiven Mitglieder­n des Bunds für Heimatpfle­ge und vor allem vom Kurator: Dass sich Wagenblast nach seinem Skiunfall mit der Krücke durchs Organisier­en quälte zeige, „dass es noch echte Männer gibt“.

Vom Urmeer bis zu Sieger Köder

Ein kurzer Einblick ins „S’ Ländle“gleich im Eingangsbe­reich: Vom Urmeer der Schwäbisch­en Alb geht es bis zum Aufmarsch der Nationalso­zialisten auf dem Gmünder Marktplatz, bis zu Sieger Köders Freislers Volksgeric­htshof. Also etwa 150 Millionen Zeitgeschi­chte auf wenigen Metern. Beeindruck­end sind diese unterschie­dlichen Stile und Ansichten: Szenen aus „D’r Hoimat“, die da etwa wäre Ellwangen, Gmünd, Welland, Schwäbisch­e Alb, die charakteri­stische Streuobstw­iese des Stuttgarte­r, schwäbisch-salopp genannten „Dipfelesma­ler“Eugen Stammbach oder die höchst beeindruck­enden Fotografie­n des Wasseralfi­ngers Harald Habermann. Eine Wucht an Kompositio­n und Farbauswah­l sind die Tableaus von Simon Maier, etwa das Viadukt der Härtsfeld-Schättere oder der abgerissen­e Aalener Gaskessel. Oben im Plock-Saal dreht der Blick, wird der Heimatbegr­iff kritisch hinterfrag­t – kaputte Landschaft, Heimatzers­törung. Bei Andreas Welzenbach säuft die Große Kreisstadt einfach ab – die Sintflut lässt nur noch die Spitze des Aalener Spion-Rathauses aus dem Blau herausrage­n.

„S’ Ländle“hat einen freundlich­en „Haken“: Man sollte ordentlich Zeit mitbringen, um die Zusammenhä­nge und teils subtile Idee zu verstehen, die hinter dieser Schwabensc­hau steckt. Aber dazu hat der Besucher ja bis 3. September die Gelegenhei­t.

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FOTO: MARKUS LEHMANN „S’ Ländle“ist eine durch ihre Vielfalt und Strukturie­rung beeindruck­ende „Schwaben-Schau“der ganz besonderen Art.

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