Zwischen Geschmacklosigkeit und No-Go
Trump-Fan Thomas Greiss wird wohl nicht mehr spielen bei der WM – DEB-Vize nimmt Stellung – Club spricht von „Fehler“und „Einsicht“
KÖLN - Es ist etwas aus den Fugen geraten in der Beziehung zwischen dem deutschen Eishockey und NHLTorhüter Thomas Greiss. Der 31-jährige Allgäuer, Garant des geglückten WM-Auftakts gegen die USA, hatte vergangenen Herbst während des US-Präsidentschaftswahlkampfs mehrere Instagram-Posts krudesten Inhalts mit einem „Gefällt mir“-Herz versehen – unter anderem wurde Hillary Clinton mit Adolf Hitler verglichen. Der Deutschlandfunk machte das öffentlich; nach zunächst eher zögerlichen Einlassungen bezog der Deutsche Eishockey-Bund am Wochenende klarer Position. Thomas Greiss sei „kein Rechtsextremist und auch kein Rechtspopulist“, sagte Vizepräsident Marc Hindelang, in Personalunion auch Vorsitzender des EV Lindau. Er sagte aber auch: „Grundsätzlich ist Hitler ein No-Go, das ist ganz klar. Es gibt Dinge, die gehen in Deutschland nicht.“
Es ist etwas aus den Fugen geraten. Das 4:1 gegen Italien am Samstag hat Thomas Greiss von der Tribüne aus verfolgt; seine nicht näher definierte Oberkörperverletzung aus dem Duell mit Russland habe sich „leider ein bisschen verschlimmert“. Marco Sturm gab das zu Protokoll, und wer die Bulletins dieser Tage aneinanderreihte, wer den Bundestrainer lavieren, um Worte ringen sah, der war rasch verleitet zu dem Gedanken, dass die Blessur in ihrer Hartnäckigkeit zumindest nicht zur Unzeit gekommen ist. Jetzt, da in Philipp Grubauer von den Washington Capitals hochkarätiger Ersatz eingeflogen war. Es könnte ruhiger werden um Thoma Greiss, der – so Marc Hindelang – „weiter im Kader bleiben wird“. Aber wohl nicht mehr spielt, nicht mehr Back-up sein wird. War er gegen Dänemark am Freitag nämlich noch. Trotz Verletzung ...
In New York, wo Thomas Greiss für die Islanders hält und mit Ehefrau Brittney und Töchterchen Penelope lebt, wurde mittlerweile eine Erklärung seines Clubs verbreitet. „Die New Vork Islanders billigen Thomas Greiss’ Aktivitäten in den sozialen Medien nicht und werden dies intern ansprechen.“Und auch Greiss selbst zeigt mittlerweile Reue: „Ich entschuldige mich dafür, dass ich mit einigen Posts aus meiner Timeline interagiert habe, mit denen dies falsch war“, so der 31-Jährige in einem Statement, das sein Club über „Newsday“veröffentlichte. In Köln übrigens hat Thomas Greiss sich bislang nur einmal ausführlicher geäußert: am Eröffnungstag, zu seinen 42 Paraden beim 2:1 über die USA.
Was bleibt, ist die Geschichte des binnen acht Tagen gefallenen Eishockey-Helden. Was bleibt, ist Irritation. „Mitte-rechts“stehe Thomas Greiss politisch, hat Marc Hindelang noch gesagt. Das ist ihm unbenommen, „ist seine Sache. Wen er wählt, wen er gut findet“, sicher auch. Für den – öffentlichen – Beifall für eine Fotomontage aber, die Donald Trump mit Schwert und abgeschlagenem Kopf Hillary Clintons zeigt, gilt ein anderer Hindelang’scher Satz: „Es ist ein schmaler Grat zwischen Geschmacklosigkeit und intolerablen Dingen; wir sind da in einer Grauzone.“
Es ist etwas aus den Fugen geraten. Irreparabel.