Aalener Nachrichten

Berge in Öl

- Von Joachim Lindinger

Es gab Zeiten, da jagten – bevorzugt in den südlichen Gefilden dieser Republik – die Menschen Hartgummis­cheiben nicht in piekfeinen Arenen hinterher. Sondern in der Natureis-Bayernliga. Die hieß so, weil gefrorenes Wasser Grund(lage) ihres Daseins war, durch Minusgrade gefrorenes Wasser. Seen waren die Variante für die Romantiker, Pragmatike­r nutzten die eben gewalzte, mittels viel Nass vereiste Schneedeck­e. Ja, liebe Kinder, damals gab es noch Winter! Und mit dem Natureis-Eishockey war es so wie mit der Karotte vom Biobauern: manche Delle, manche Furche – aber was für Leute mit Geschmack.

Nacharbeit­en!

An all das sah sich der WM-Besucher jäh erinnert diese Woche. Zweimal fand das Kölner Kunsteis-Oval, wiewohl in der Drittelpau­se branchenüb­lich aufbereite­t, keine Gnade bei den Unparteiis­chen. Nacharbeit­en! Die Eismaschin­en kreisten, die Fachleute analysiert­en. „Das war“, sagte Bundestrai­ner Marco Sturm beim Spiel gegen die Slowakei, „wie auf den Bergen – rauf und runter. Man hat ja kaum bremsen können, weil es so ruppig war.“Auch der verletzt auf der Tribüne sitzende Stürmer Tobias Rieder sah „von oben schon einige Löcher“. Öko-Rübe Lanxess-Arena? Der Wiederholu­ngsfall, das Spiel Russlands gegen die Slowaken, rief am Wochenende WM-Macher und DEB-Präsident Franz Reindl auf den Plan: „Das Eis selbst hat eine gute Temperatur, eine gute Konsistenz.“Also keine Zerklüftun­g? „Wir denken, es ist Öl. Eine ölige Masse.“Immer nur bei Slowakei-Auftritten? Stets nach dem ersten Eismaschin­en-Einsatz? „Wir rätseln.“

Wir auch. Darüber, wann eigentlich der Rhein das letzte Mal Mitte Mai zugefroren war.

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