Berge in Öl
Es gab Zeiten, da jagten – bevorzugt in den südlichen Gefilden dieser Republik – die Menschen Hartgummischeiben nicht in piekfeinen Arenen hinterher. Sondern in der Natureis-Bayernliga. Die hieß so, weil gefrorenes Wasser Grund(lage) ihres Daseins war, durch Minusgrade gefrorenes Wasser. Seen waren die Variante für die Romantiker, Pragmatiker nutzten die eben gewalzte, mittels viel Nass vereiste Schneedecke. Ja, liebe Kinder, damals gab es noch Winter! Und mit dem Natureis-Eishockey war es so wie mit der Karotte vom Biobauern: manche Delle, manche Furche – aber was für Leute mit Geschmack.
Nacharbeiten!
An all das sah sich der WM-Besucher jäh erinnert diese Woche. Zweimal fand das Kölner Kunsteis-Oval, wiewohl in der Drittelpause branchenüblich aufbereitet, keine Gnade bei den Unparteiischen. Nacharbeiten! Die Eismaschinen kreisten, die Fachleute analysierten. „Das war“, sagte Bundestrainer Marco Sturm beim Spiel gegen die Slowakei, „wie auf den Bergen – rauf und runter. Man hat ja kaum bremsen können, weil es so ruppig war.“Auch der verletzt auf der Tribüne sitzende Stürmer Tobias Rieder sah „von oben schon einige Löcher“. Öko-Rübe Lanxess-Arena? Der Wiederholungsfall, das Spiel Russlands gegen die Slowaken, rief am Wochenende WM-Macher und DEB-Präsident Franz Reindl auf den Plan: „Das Eis selbst hat eine gute Temperatur, eine gute Konsistenz.“Also keine Zerklüftung? „Wir denken, es ist Öl. Eine ölige Masse.“Immer nur bei Slowakei-Auftritten? Stets nach dem ersten Eismaschinen-Einsatz? „Wir rätseln.“
Wir auch. Darüber, wann eigentlich der Rhein das letzte Mal Mitte Mai zugefroren war.