Putin? Twelve points!
Dass die russische Sängerin Julia Samoylova nicht in Kiew beim Eurovision Song Contest aufgetreten ist, hat bekanntlich sehr viel mit Wladimir Putin zu tun: Russlands Präsident, die Krim, die Ukraine, der anhaltende Konflikt – eigentlich hat all dies „Unterm Strich“nichts verloren. Oder doch? Am Tag nach dem ESC zeigte jener Mann, der sich gerne wahlweise als schwitzender Eishockeyspieler oder hemdsärmliger Jäger in Sibirien ablichten lässt, seine sanfte Seite.
Weil ihn Chinas Staatschef Xi Jinping warten ließ, setzte sich Wladimir Wladimirowitsch Putin in dessen Pekinger Residenz an den Flügel und spielte ein paar alte, schnulzige Sowjetklassiker. Kundige Menschen wollen die Werke „Moskauer Fenster“und „Stadt über der breiten Newa“erkannt haben. Und – wie durch ein Wunder – war bei der nur vermeintlich spontanen Einlage auch ein Kameramann des russischen Staatsfernsehens vor Ort. Die Videos kursieren nun im Internet. Klingt nicht wie Vladimir Horowitz und, um ehrlich zu sein, nicht einmal wie Richard Claydermann, aber eigentlich gar nicht so übel. Vor ein paar Jahren hat Putin übrigens auch schon einmal öffentlich gesungen, den Jazz-Klassiker „Blueberry Hill“.
Es wäre gut für den Weltfrieden, er würde sich auf seine musischen sowie sportlichen Vorlieben konzentrieren und seine außenpolitischen Ambitionen zugunsten gut dotierter Auftritte mit dem Großen Russischen Staatszirkus aufgeben: Wladimir, der singende Bärenbändiger, der sich auch mal mit einem dressierten Leoparden oben ohne ans Klavier setzt. Das wäre eine Attraktion! (jos)