Amtsgericht setzt auf ein neues Sicherheitskonzept
Zeugenzimmer wurde Arrestzelle – Drei Sitzungssäle auf einer Etage
ELLWANGEN - Die Zeiten, als man ohne Anmeldung an der Pforte ungehindert ins Ellwanger Amtsgericht hineinspazieren konnte, sind vorbei. Seit einigen Wochen greift ein neues Sicherheitskonzept mit Infothek und Schleuse am Eingang und für die Öffentlichkeit gesperrten Bereiche. Aus dem Zeugenzimmer im ersten Stock ist eine Gewahrsamszelle geworden. Das wurde durch die Schließung des Ellwanger Gefängnisses zum 31. März 2016 notwendig.
Als Norbert Strecker im Februar 2014 die Nachfolge des in den Ruhestand verabschiedeten Amtsgerichtsdirektors Frank Heyer antrat, kämpfte Oberbürgermeister Karl Hilsenbek noch um den Erhalt des Gefängnisses. Vergebens. Untersuchungsgefangene können nicht mehr aus dem Gefängnis ins benachbarte Amtsgericht am Schönen Graben gebracht werden. Eine Gewahrsamszelle wurde notwendig, in der sie sich während Verhandlungspausen aufhalten und aus der sie dem Gericht vorgeführt werden.
Die neue Zelle im Amtsgericht, das ehemalige Zeugenzimmer, ist noch nicht komplett möbliert. Tisch und Stuhl sind bereits fest im Boden verankert, doch das Bett fehlt noch: „Es soll nächste Woche geliefert werden“, so Norbert Strecker. Die Toilette kann noch nicht benutzt werden. Der schmucklose Raum hat ein großes vergittertes Fenster. Durch eine Durchreiche in der schweren, feuerfesten und ausbruchssicheren Stahltür erhalten die Häftlinge das Essen. Mithilfe eines Rufknopfs können sie auf sich aufmerksam machen.
Im neuen Sitzungssaal für Zivilsachen am Ende des Ganges, der bisher Geschäftsstelle war, riecht es noch nach Farbe. „Alle drei Sitzungssäle des Amtsgerichts befinden sich jetzt auf einer Ebene im ersten Stock und sind mit einer neuen Alarmanlage ausgestattet“, erläutert Norbert Strecker. Der gebürtige Crailsheimer ist für alle Verfahren zuständig, soweit sie Erwachsene betreffen. Jugendrichterin Dorothea Keck ist seine Vertreterin und sitzt dem Jugendschöffengericht vor. Im Amtsgericht werden in erster Instanz Zivil-, Familienund Strafsachen sowie Bußgeldverfahren verhandelt. Als Vollstreckungsgericht ist es zuständig für alle Vollstreckungssachen, bei denen der Schuldner seinen Wohnsitz im Gerichtsbezirk hat. In Familienund Schöffensachen ist es zentral zuständig für den Amtsgerichtsbezirk Neresheim, bei Jugendschöffensachen außerdem für die Amtsgerichtsbezirke Aalen, Bad Mergentheim, Crailsheim und Langenburg.
Auch im Ellwanger Landgericht wird derzeit umgebaut. Die vier Gewahrsamszellen im Gebäude Marktplatz 6 stammen noch aus den sechziger Jahren, als das Peutinger-Gymnasium auszog und die Räumlichkeiten für die Justiz hergerichtet wurden. Sie werden derzeit saniert. Da der Sanitärbereich neu ausgestattet und abgetrennt werden soll, wird es nach Beendigung der Umbaumaßnahmen nur noch drei Zellen geben. Sie können, so Strecker, frühestens in einem halben Jahr genutzt werden.