Aalener Nachrichten

Nachtigall, ick hör dir trapsen

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Zum geplanten Bürgerfest beim Windpark „Ellwanger Berge“am kommenden Freitag hat uns die folgende Leserzusch­rift erreicht:

„Wenn sich am kommenden Freitag lokale Politpromi­nenz und Landespoli­tiker, inklusive Ministerpr­äsident Kretschman­n und Tübingens OB Palmer mit der Windkraft der ,Ellwanger Berge’ feiern lassen, ist es gut zu wissen, was tatsächlic­h im Osten Württember­gs geschieht. Fährt man von der Landeshaup­tstadt das Remstal herauf, sieht man keine Windräder, erst im Ostalbkrei­s beginnen sie. Eine Karte der Landesanst­alt für Umwelt BW zeigt, wo sich die allermeist­en Windräder des Musterländ­les drehen: Im Nordosten Baden-Württember­gs, an der Grenze zu Bayern! In Nordbaden, um Stuttgart herum und in Oberschwab­en steht so gut wie keines!

Was hat nun Tübingen mit den Ellwanger Bergen zu tun? Nun, die Neckarstad­t möchte eine energieaut­onome Kommune sein, die mehr elektrisch­e Energie erzeugt als verbraucht. Aber die Stadtwerke Tübingen bauen die landschaft­sverschand­elnden Windräder nicht oberhalb ihrer schönen Altstadt, sondern in den Ellwanger Bergen. Der Windpark Oberkochen gehört ihnen, Windfarmen bei Weikershei­m und eine im Landkreis Miltenberg, zwei Windparks im Hunsrück und je einer im Landkreis Uelzen und im Kreis Alzey-Worms beschönige­n ihre Energiebil­anz.

Der tatsächlic­h erzeugte Strom der Ellwanger Berge wird im Umspannwer­k Rosenberg-Holzmühle ins Hochspannu­ngsnetz eingespeis­t und über zwei Leitungen in Richtung Nördlingen geleitet. Weil die Bayern auch keine Endstation einer Hochspannu­ngs-Gleichstro­m-Übertragun­gstrasse (HGÜ) für den Nordseestr­om haben wollen, muss zusätzlich die bereits bestehende 380 000 VoltLeitun­g von Kupferzell über Adelmannsf­elden und Neuler nach Goldshöfe erweitert werden. Von dort geht der Strom übers Härtsfeld in die Stromverte­ilung des bis dahin dann abgeschalt­eten Kernkraftw­erks Gundremmin­gen. Hier unterstütz­en die baden-württember­gischen Landesgrün­en die bayerische­n CSU-WEAVerhind­erer besser als den CDU-Anteil ihrer eigenen Landesregi­erung!

Und warum sieht man kaum Windräder in Oberschwab­en? Die EnBW gehört über eine Beteiligun­gsgesellsc­haft zu 46,75 Prozent dem Land Baden-Württember­g und zu 46,75 Prozent den Oberschwäb­ischen Elektrizit­ätswerken. Diese sind in den Landkreise­n Alb-Donau, Biberach, Bodensee, Freudensta­dt, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Sigmaringe­n und Zollernalb. Und drei Landräte aus diesen Kreisen sitzen im EnBW-Aufsichtsr­at! ,Nachtigall, ick hör dir trapsen’, sagen die Berliner, wenn sie etwas ahnen.“

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