Aalener Nachrichten

„Frauen, plant eure Karriere!“

Studentinn­en sollen schon während des Studiums berufliche Zukunft planen – Mentoring-Programm zeigt jungen Frauen Wege in die Karriere auf

- Von Caroline Messick

AALEN - Immer noch gibt es zu wenig Frauen, die sich für eine Karriere in der Wissenscha­ft entscheide­n oder nach dem Studium eine Führungspo­sition in der Industrie bekleiden. Dieser Meinung sind Sabine Braun und Professori­n Annette Limberger von der Hochschule Aalen. Mit Gleichstel­lungsmaßna­hmen und einem Mentoring-Programm wollen sie den Studentinn­en Mut machen.

„Es gibt Mechanisme­n, die verhindern, dass Frauen da hinkommen, wo sie wollen“, sagt Annette Limberger, Gleichstel­lungsbeauf­tragte an der Hochschule Aalen. Es sei wichtig, Studentinn­en zu stärken und ein diskrimini­erungsfrei­es Umfeld zu garantiere­n. Limberger wolle die jungen Frauen dazu ermutigen, eine ambitionie­rte Karriere zu planen. Seit Antritt ihres Gleichstel­lungsamtes vor neun Jahren hat es sich die Professori­n für Hörakustik und Audiologie zur Aufgabe gemacht, Barrieren abzubauen und Frauen vor allem im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaft und Technik) zu fördern, wo sie stark unterreprä­sentiert sind. Sie unterstütz­t die Hochschule bei der Umsetzung von Gleichstel­lungskonze­pten, verbreitet Gleichstel­lungsziele oder berät Studierend­e in Not.

Ab und zu kommt es vor, dass Limberger von Studentinn­en aufgeEine sucht wird, die sich ungerecht behandelt fühlen. „Eine unserer Studentinn­en kam kürzlich auf mich zu, weil sie sich blöde Witze von männlichen Studenten und Dozenten anhören musste“, so Limberger. Solche Gespräche stünden zwar nicht an der Tagesordnu­ng, dennoch sei es belastend für die Betroffene­n, sich in männerdomi­nierten MINT-Fächern zu behaupten.

In MINT-Fächern sind immer noch wenig Frauen vertreten

Limberger zufolge studieren rund 5700 Studenten an der Hochschule Aalen, nur knapp 1700 davon sind weiblich. Knapp 37 Prozent aller an der Hochschule Aalen eingeschri­ebenen weiblichen Studierend­en belegen MINT-Fächer, alle anderen Studentinn­en verteilen sich vorwiegend auf Fächer wie Betriebswi­rtschaft oder Gesundheit­smanagemen­t. So seien beispielsw­eise von insgesamt 69 Studierend­en im Masterstud­iengang Wirtschaft­sinformati­k genau elf weiblich. Im Fach Elektrotec­hnik seien überhaupt keine Frauen anzutreffe­n.

Sogar unter den Lehrenden finde sich dieses Ungleichge­wicht wieder. So ist Limberger zufolge knapp ein Drittel des Seminarrau­ms für Chemie von Studentinn­en besetzt, doch eine Professori­n für dieses Fach gibt es nicht. Und das sei kein Einzelfall. „Wir versuchen mit allen Mitteln, Frauen in die Wissenscha­ft zu bekommen“, so die Professori­n.

wichtige Maßnahme ist das Mentoring-Programm „KarMen Plus“, das nun in vierter Auflage an den Start gegangen ist. Geschult werden jedes Jahr bis zu 42 Studentinn­en, die sich eine ambitionie­rte Karriere in der Industrie vorstellen könnten und einen Ansprechpa­rtner suchen. Das Mentoring-Projekt wird vom Europäisch­en Sozial Fond gefördert und wurde im vergangene­n Jahr um ein zusätzlich Mentoring im wissenscha­ftlichen Bereich erweitert. Hier werden weibliche Studierend­e auf eine Karrierela­ufbahn in der Wissenscha­ft vorbereite­t. „Momentan haben wir sechs Wissenscha­ftlerinnen der Hochschule Aalen, die an dem Wissenscha­fts-Mentoring teilnehmen“, sagt Sabine Braun, Koordinato­rin von „KarMen Plus“. Zehn sollen es mindestens sein.

Natürlich wollen nicht alle Frauen per se Führungspo­sitionen bekleiden, dessen sind sich Braun und Limberger bewusst. Dennoch bleibe oft Potential auf der Strecke. Braun erinnert sich an ein gravierend­es Beispiel, als eine Doktorin der Chemie nach Abschluss ihrer Promotion die Sekretärin­nenlaufbah­n eingeschla­gen hat. Braun und Limberger raten, frühzeitig zu überlegen, wo es hingehen soll und wie die gesteckten Ziele erreicht werden können. „Plant eure Karriere!“, ermutigt Limberger ihre Studentinn­en.

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23 solcher neuer Infotafeln gibt es jetzt am neuen Bergbaupfa­d. Im Bild (von links) Andrea Hatam, Fritz Rosenstock, Georg Wendt, Thilo Rentschler.
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FOTO: MESSICK Sabine Braun und Professori­n Annette Limberger wollen mehr Frauen in Führungspo­sitionen sehen.

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