„Frauen, plant eure Karriere!“
Studentinnen sollen schon während des Studiums berufliche Zukunft planen – Mentoring-Programm zeigt jungen Frauen Wege in die Karriere auf
AALEN - Immer noch gibt es zu wenig Frauen, die sich für eine Karriere in der Wissenschaft entscheiden oder nach dem Studium eine Führungsposition in der Industrie bekleiden. Dieser Meinung sind Sabine Braun und Professorin Annette Limberger von der Hochschule Aalen. Mit Gleichstellungsmaßnahmen und einem Mentoring-Programm wollen sie den Studentinnen Mut machen.
„Es gibt Mechanismen, die verhindern, dass Frauen da hinkommen, wo sie wollen“, sagt Annette Limberger, Gleichstellungsbeauftragte an der Hochschule Aalen. Es sei wichtig, Studentinnen zu stärken und ein diskriminierungsfreies Umfeld zu garantieren. Limberger wolle die jungen Frauen dazu ermutigen, eine ambitionierte Karriere zu planen. Seit Antritt ihres Gleichstellungsamtes vor neun Jahren hat es sich die Professorin für Hörakustik und Audiologie zur Aufgabe gemacht, Barrieren abzubauen und Frauen vor allem im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu fördern, wo sie stark unterrepräsentiert sind. Sie unterstützt die Hochschule bei der Umsetzung von Gleichstellungskonzepten, verbreitet Gleichstellungsziele oder berät Studierende in Not.
Ab und zu kommt es vor, dass Limberger von Studentinnen aufgeEine sucht wird, die sich ungerecht behandelt fühlen. „Eine unserer Studentinnen kam kürzlich auf mich zu, weil sie sich blöde Witze von männlichen Studenten und Dozenten anhören musste“, so Limberger. Solche Gespräche stünden zwar nicht an der Tagesordnung, dennoch sei es belastend für die Betroffenen, sich in männerdominierten MINT-Fächern zu behaupten.
In MINT-Fächern sind immer noch wenig Frauen vertreten
Limberger zufolge studieren rund 5700 Studenten an der Hochschule Aalen, nur knapp 1700 davon sind weiblich. Knapp 37 Prozent aller an der Hochschule Aalen eingeschriebenen weiblichen Studierenden belegen MINT-Fächer, alle anderen Studentinnen verteilen sich vorwiegend auf Fächer wie Betriebswirtschaft oder Gesundheitsmanagement. So seien beispielsweise von insgesamt 69 Studierenden im Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik genau elf weiblich. Im Fach Elektrotechnik seien überhaupt keine Frauen anzutreffen.
Sogar unter den Lehrenden finde sich dieses Ungleichgewicht wieder. So ist Limberger zufolge knapp ein Drittel des Seminarraums für Chemie von Studentinnen besetzt, doch eine Professorin für dieses Fach gibt es nicht. Und das sei kein Einzelfall. „Wir versuchen mit allen Mitteln, Frauen in die Wissenschaft zu bekommen“, so die Professorin.
wichtige Maßnahme ist das Mentoring-Programm „KarMen Plus“, das nun in vierter Auflage an den Start gegangen ist. Geschult werden jedes Jahr bis zu 42 Studentinnen, die sich eine ambitionierte Karriere in der Industrie vorstellen könnten und einen Ansprechpartner suchen. Das Mentoring-Projekt wird vom Europäischen Sozial Fond gefördert und wurde im vergangenen Jahr um ein zusätzlich Mentoring im wissenschaftlichen Bereich erweitert. Hier werden weibliche Studierende auf eine Karrierelaufbahn in der Wissenschaft vorbereitet. „Momentan haben wir sechs Wissenschaftlerinnen der Hochschule Aalen, die an dem Wissenschafts-Mentoring teilnehmen“, sagt Sabine Braun, Koordinatorin von „KarMen Plus“. Zehn sollen es mindestens sein.
Natürlich wollen nicht alle Frauen per se Führungspositionen bekleiden, dessen sind sich Braun und Limberger bewusst. Dennoch bleibe oft Potential auf der Strecke. Braun erinnert sich an ein gravierendes Beispiel, als eine Doktorin der Chemie nach Abschluss ihrer Promotion die Sekretärinnenlaufbahn eingeschlagen hat. Braun und Limberger raten, frühzeitig zu überlegen, wo es hingehen soll und wie die gesteckten Ziele erreicht werden können. „Plant eure Karriere!“, ermutigt Limberger ihre Studentinnen.