„Bei der Energiewende muss es fair zugehen“
Landrat trifft sich mit Bürgerinitiativen und Bürgermeistern zu einem runden Tisch zum Netzausbau
AALEN - Die Ostalb steht zur Energiewende, aber es muss fair zugehen. Dies hat Landrat Klaus Pavel am Donnerstag bei einem runden Tisch im Landratsamt mit Vertretern von Bürgerinitiativen und Bürgermeistern der vom Netzausbau betroffenen Gemeinden deutlich gemacht. Windräder müssten zwar logischerweise dort gebaut werden, wo die Windhöffigkeit gegeben sei. „Wir bekommen die Freileitungen und haben nichts davon“, brachte Pavel das daraus resultierende Problem auf den Punkt. Denn in der Regel werde auf der Ostalb mehr Strom produziert als dort gebraucht wird.
Und im Zweifel müssten die Verbraucher womöglich auch noch mehr bezahlen für den Strom. Unklar blieb jedoch, wie der Ausgleich aussehen könnte. „Wollen Sie eine Infrastrukturabgabe?“, fragte Andreas Schick von der Firma NetzeBW.
Das war eine der Fragen, die bei der ersten Zusammenkunft des runden Tischs offen blieben. Frank Reitmajer, der Sprecher der Geschäftsführung der Netzgesellschaft Ostwürttemberg DonauRies, machte dabei deutlich, dass sich die Frage der Fairness sogar noch verschärfen wird. Denn wenn Deutschland die Energiewende schaffen wolle, müssten die Netze massiv ausgebaut werden. Nach jetzigem Stand werden das überwiegend Freileitungen sein.
Der Regionalverband und die beiden Kreise Ostalb und Heidenheim haben dagegen in einer Resolution dagegen nicht nur eine verträgliche Ausbauplanung der Stromverteilnetze gefordert, sondern auch, die zur Ertüchtigung und Stärkung notwendigen Kabelleitungen im Bereich von bebauten Gebieten in die Erde zu verlegen. Und wörtlich: „Dies hat ohne einseitige Belastung der betroffenen Kommunen und mit einem gerechten Ausgleich für die betroffenen Grundeigentümer zu erfolgen.“
Martina Birner und Volkmar Schroth von der TransetBW, die für die 380-kV-Leitungen zuständig ist, wiesen dagegen auf die Gesetzeslage hin, die bei Wechselstrom Freileitungen vorschreibe. Deswegen könnte man momentan dem Wunsch nach Erdverkabelung nicht nachkommen. Aber auch die Kabel in die Erde zu verlegen, habe „Bauwerke“zur Folge, warnten sie vor zu großen Erwartungen.
Die Experten von Transnet haben laut Birner und Schroth errechnet, dass das bestehende Netz nicht ausreicht und dass daher im Ostalbkreis zwischen Kupferzell und Goldshöfe auf dem bestehenden Gestänge zusätzliche Leitungen aufgelegt werden müssten. Zwischen Rotensohl und Niederstotzingen sei auf der bestehenden Trasse ein Ersatzbau erforderlich, kein Neubau. Ob es dazu komme, entscheide die Bundesnetzagentur. Martina Birner: „Das alles ist noch vollkommen unklar. Wir stehen ganz am Anfang.“
Daher erhielt auch Manfred Fischer, der Bürgermeister von Neuler, keine konkrete Antwort. Er forderte einen generellen Abstand von 400 Metern von Siedlungen für die Freileitungen. In Neuler seien 200 Meter vorgesehen, das Gelände würde aber 400 Meter zulassen. Eine kleinräumige Trassierung sei nicht ausgeschlossen, versicherte Martina Birner, aber erst, wenn konkret geplant werde. Jetzt könne sie einen solchen Wunsch nur aufnehmen.
Weiterer 110-kV-Stromkreis auf den vorhandenen Masten
Die Netze BW, für die Fred Oechsle und Andreas Schick sprachen, plant das Hochspannungsnetz von Ellwangen nach Nördlingen, Hohenberg und Hüttlingen auszubauen. Für die Verbindungen von Ellwangen nach Nördlingen und von Ellwangen nach Hohenberg ist das Auflegen eines weiteren 110-kV-Stromkreises auf den vorhandenen Masten geplant. Zwischen dem Umspannwerk Ellwangen und dem Umspannwerk Goldshöfe ist ein teilweiser Ersatzneubau der bestehenden Masten vorgesehen. Auch hier wird ein zusätzlicher Stromkreis aufgelegt.
Oechsle widersprach vehement einer Mutmaßung des Landrats, wonach eine Versorgungsleitung von Bayern nach Baden-Württemberg verschoben werden solle. Während im Freistaat eine Leitung gestrichen worden sei, würden auf der Ostalb Leitungen verstärkt. Pavel drückte es plastisch aus: „Während die Autobahn – die 380-kV-Leitung – gestrichen wird, werden die Feldwege – die 110-kV-Leitungen – ausgebaut?“
Für die Netzgruppe sei Nördlingen der Endpunkt, erwiderte Oechsle, und sie könne nicht in Richtung München weitergeführt werden. Mit geringen Spannungen komme man nicht weit und könne auch deswegen keine solche Leitung wie die in Bayern gestrichene auf solchem Wege ersetzen.
Oechsle und Schick versicherten, man nehme die Belastungen für die Bürger nicht auf die leichte Schulter, aber es gebe Leitplanken, nämlich die Gesetze, und an die müsse man sich halten. Der Landrat sprach abschließend von einer sehr konstruktiven Sitzung und kündigte weitere Zusammenkünfte an.