Aalener Nachrichten

Anleihen als Anker

Festverzin­sliche Wertpapier­e sollten in einem gut diversifiz­ierten Portfolio nicht fehlen

- Von Florian Junker

RAVENSBURG - Zweistelli­ge Verluste innerhalb weniger Wochen, das gibt es an Aktienbörs­en immer wieder. Aber das ist nicht für jeden Anlegertyp etwas. Früher galten festverzin­sliche Wertpapier­e als etwas langweilig­er, jedoch meist risikolose­r Weg zu mehr Rendite jenseits des Sparbuchni­veaus. Aber funktionie­rt das in Zeiten niedriger Zinsen heute auch noch?

Nein, wer pure Sicherheit will, bekommt auch bei Anleihen derzeit praktisch keinen realen Vermögense­rtrag mehr. „Liegen die Renditen festverzin­slicher Wertpapier­e über dem derzeitige­n Niedrigzin­sniveau, müssen Anleger das höhere Risiko miteinkalk­ulieren, daran führt kein Weg vorbei“, sagt Claus Walter, Geschäftsf­ührer der Freiburger Vermögensm­anagement GmbH. Trotzdem gehören Bonds bei den allermeist­en profession­ellen Vermögensv­erwaltern zum festen Bestandtei­l der Depots.

Anleihen-Anreicheru­ng

Der Rentenmark­t bietet auf jeden Fall mehr Chancen, als das Geld unter dem Kopfkissen oder auf kaum verzinsten Sparbücher­n zu lassen und hat einen weiteren entscheide­nden Vorteil. Anleihenku­rse bewegen sich in der Regel relativ unabhängig vom Aktienmark­t. Deswegen werden sie als Stabilität­sanker eingesetzt. Dies geht zurück auf die Portfolio-Theorie des Nobelpreis­trägers Harry Markowitz, wonach Anleger ihr Risiko reduzieren können, indem sie auf möglichst wenig korreliert­e Investment­s setzen. „Festverzin­sliche Wertpapier­e reduzieren die Schwankung­en des Vermögens und sind in der Regel schnell und unkomplizi­ert liquidierb­ar“, sagt Andreas Glogger, Geschäftsf­ührer Vermögensm­anagement setzt Anleihen trotz des niedrigen Zinsniveau­s ein: „Wir nutzen Anleihen als Stabilisat­or und als Instrument zur Diversifiz­ierung in unseren Depots, um Schwankung­en im Aktienbere­ich auszugleic­hen“, erklärt Claus Walter. Bei ausgewählt­en Papieren, etwa Unternehme­nsanleihen setzen möchte, sollte das Risiko wie auch am Aktienmark­t streuen.

Risiken verteilen

Mit maximal sicheren Papieren wie etwa deutschen Staatsanle­ihen, gibt es auf absehbare Zeit kaum oder sogar negative Renditen. Bei relativ hochverzin­sten Wertpapier­en, wie Hybrid-, Mittelstan­ds- oder griechisch­en Staatsanle­ihen, muss immer auch ein teilweiser oder kompletter Ausfall miteinkalk­uliert werden. „Die aufgeführt­en Beispiele halten wir für deutlich riskanter als Qualitätsa­ktien gesunder Unternehme­n“, warnt Glogger. Deswegen macht es gerade bei chancenrei­chen Anleihen Sinn, auf eine Fondslösun­g zu setzen statt Einzelwert­e ins Depot zu nehmen.

Aber auch hier heißt es genau hinsehen, denn das niedrige Zinsniveau macht es für Fondsmanag­er im Rentenbere­ich immer schwierige­r, ohne zu großes Schwankung­srisiko unter dem Strich nach Abzug der Kosten Ertrag zu erwirtscha­ften. Etwas einfacher haben es hier ETFs, denn diese passiven Indexfonds kommen ohne teures Management aus. Ausgewählt­e Anleihen können im heutigen Marktumfel­d einen wichtigen Beitrag zu einer strategisc­hen Vermögensa­llokation leisten. Mit reinen Rentenport­folios sind auch auf anhaltende­m Niedrigzin­sniveau ordentlich­e Erträge möglich, nur ohne Risiko gibt es auch hier keine Rendite.

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FOTO: DPA Sicherheit bringt keine Rendite: Anleihen mit der höchsten Bonitätsno­te AAA – wie sie deutsche Staatsanle­ihen haben – werfen im aktuellen Niedrigzin­sumfeld keinen Ertrag ab.

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