Aalener Nachrichten

Eine wahre Krimi-Wohltat

- Von Christine King

Der Chef ist tot (ZDF, Mo., 20.15 Uhr) -

Dieser Fernsehfil­m der Woche lohnt sich. Und das nicht nur wegen Fritzi Haberlandt, die als Kommissari­n auftritt. Als der Chef der Zweigstell­e eines Logistikun­ternehmens die Anordnung von oben erhält, eine Stelle einzuspare­n, kündigt er seinen fünf Mitarbeite­rn einen Wettbewerb an. Das „Allround-Arschloch“, wie ihn so mancher im Betrieb nennt, will denjenigen feuern, der sich eine Woche lang am wenigsten ins Zeug legt. Tags drauf liegt er tot im Treppenhau­s, die Kripo ermittelt. Jeder Einzelne ist verdächtig, und in die Gruppe gerät Dynamik. Man beschuldig­t sich gegenseiti­g, Zweierkons­tellatione­n zerbrechen, andere tun sich auf.

Die Spurensuch­e ist hier aber mal etwas ganz anderes. Keine der sonst üblichen „Wo-waren-Sie-gestern-um-fünf-Verhöre“. Die Kommissari­n „lässt die Verdächtig­en zu Spielfigur­en für ihr Krimifiebe­r werden“, wie Haberlandt selbst sagt. „Haben Sie keine Fragen?“, sagt ein Verdächtig­er einmal zu ihr, und sie kontert: „Ich dachte Sie hätten Antworten.“Das raffiniert­e Drehbuch stammt von Grimme-Preisträge­r Stefan Rogall. Markus Sehr führt ruhige Regie mit einer wohltuend unaufgereg­ten Ausstattun­g, die aufs Designambi­ente im Großraumbü­ro komplett verzichtet. Dafür gibt’s eine Dramaturgi­e mit System und klar abgezeichn­ete Charaktere. Und außerdem noch viel zu lachen. Eine wahre Krimi-Wohltat.

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