Nach dem Baggerfahren erst mal Fledermaus streicheln
Besucherbergwerk feiert zwei Tage lang 30. Geburtstag – Aktionstag lockt vor allem am Sonntag jede Menge Besucher an
AALEN-WASSERALFINGEN - Fürs Wetter ist die Heilige Barbara eigentlich nicht zuständig. Vielleicht hat die Schutzheilige der Bergleute nicht nur dafür gesorgt, dass es im Besucherbergwerk seit 30 Jahren keinen einzigen ernsthaften Unfall gab. Sondern bei Petrus auch noch ein gutes Wort eingelegt: Die Aktionstage zum Bergwerksjubiläum nach dem klatschnassen Festakt am Freitagabend verliefen unter heiterem, oft sogar sonnigem Himmel. Vor allem am Sonntag war der Platz vor dem Stollenmund fest in Besucherhand. Hier drehte sich alles rund ums Eisen, Bergbaugeschichte, und für die kleineren Gäste gab’s spannende Mitmachaktionen von Baggerfahren bis Fledermaus streicheln.
Eigentlich ständig umlagert waren das „Goldwaschen“, wie im Wilden Westen mit Waschpfanne, der Kleinbagger mit Bergwerk-Betriebsleiter als Instrukteur für die kleinen Fahrer oder der Stand des Limesmuseums. Hier konnte man sich einen urzeitlichen Nautilus, Fisch oder Krebs aus Gips gießen. „Originale“aus dem schwäbischen Jura-Meer der heutigen Ostalb gab’s gleich nebenan bei der Geologengruppe Ostalb – Hahnenkamm-Austern aus Essingen, „Riesflädle“vom Meteoriteneinschlag, natürlich Stuferz aus dem Braunenberg oder Ammoniten aus Reichenbach. Auch wie man die präpariert konnte man hier erleben. Dass die Kelten ausgeklügelte Rennöfen benutzten und schon Stahl schmiedeten – mit Eisen geht das nicht – zeigte die HistorikerGruppe „Alauni“.
Bauern klaubten im Nebenjob Erz
Der Untertageabbau ist noch gar nicht so alt, erfuhr man beim Aktionstag, davor klaubten Bauern im Nebenjob Bohneisenerz, welches übrigens hochwertiger ist als jenes, das einst aus dem Tiefen Stollen geschafft wurde. Im Erz des Braunen Jura finden sich maximal 40 Prozent Eisenanteil, im Bohnerz sind es bis zu 70 Prozent. Was man aus Eisen so alles Kunstvolles gießen kann, präsentierte Kunstguss-Profi Alfred Neukamm.
Jede Menge Besucher nutzten auch die vergünstigte Einfahrt in den Stollenmund. Und zu einem richtigen Bergwerk gehören Fledermäuse. Und die waren im Wechsel mit Zauberer „Amadeus“die Renner im ständig überfüllten Zelt. Ilona Bausenbein von der Fledermaus-Pflegestation Tübingen hatte eine ganze Sammlung der Nachtjäger mitgebracht, teils auch zum vorsichtigen Streicheln: Das Große Mausohr „Madame Näschen“, die Mückenfledermaus „King Kong der Schreckliche“oder „Miss Lilie“, eine Zweifarbenfledermaus.
Bergmann-Uniformen und die SHW-Bergkapelle durften natürlich auch nicht fehlen. Mit dem Steigermarsch ging es wie zur Saisoneröffnung von oberhalb des Bergwerks auf den Vorplatz, mit dabei die Akteure der Grube Anna-Elisabeth aus Schriesheim an der Bergstraße, die Stollengemeinschaft Neubulach (Schwarzwald) und Vertreter des Bergmannvereins Baden-Württemberg. Oberbürgermeister Thilo Rentschler, Alt-OB Ulrich Pfeifle und Wasseralfingens Ortsvorsteherin Andrea Hatam hatten von der großen Bedeutung des Bergwerks für Aalen und die Region gesprochen und auch an die „wagemutigen Pioniere“erinnert, die das gewaltige Potenzial des ehemaligen Stollens erkannten – Hans Joachim Bayer und Gerhard Schuster.