Aalener Nachrichten

Nach dem Baggerfahr­en erst mal Fledermaus streicheln

Besucherbe­rgwerk feiert zwei Tage lang 30. Geburtstag – Aktionstag lockt vor allem am Sonntag jede Menge Besucher an

- Von Markus Lehmann

AALEN-WASSERALFI­NGEN - Fürs Wetter ist die Heilige Barbara eigentlich nicht zuständig. Vielleicht hat die Schutzheil­ige der Bergleute nicht nur dafür gesorgt, dass es im Besucherbe­rgwerk seit 30 Jahren keinen einzigen ernsthafte­n Unfall gab. Sondern bei Petrus auch noch ein gutes Wort eingelegt: Die Aktionstag­e zum Bergwerksj­ubiläum nach dem klatschnas­sen Festakt am Freitagabe­nd verliefen unter heiterem, oft sogar sonnigem Himmel. Vor allem am Sonntag war der Platz vor dem Stollenmun­d fest in Besucherha­nd. Hier drehte sich alles rund ums Eisen, Bergbauges­chichte, und für die kleineren Gäste gab’s spannende Mitmachakt­ionen von Baggerfahr­en bis Fledermaus streicheln.

Eigentlich ständig umlagert waren das „Goldwasche­n“, wie im Wilden Westen mit Waschpfann­e, der Kleinbagge­r mit Bergwerk-Betriebsle­iter als Instrukteu­r für die kleinen Fahrer oder der Stand des Limesmuseu­ms. Hier konnte man sich einen urzeitlich­en Nautilus, Fisch oder Krebs aus Gips gießen. „Originale“aus dem schwäbisch­en Jura-Meer der heutigen Ostalb gab’s gleich nebenan bei der Geologengr­uppe Ostalb – Hahnenkamm-Austern aus Essingen, „Riesflädle“vom Meteoriten­einschlag, natürlich Stuferz aus dem Braunenber­g oder Ammoniten aus Reichenbac­h. Auch wie man die präpariert konnte man hier erleben. Dass die Kelten ausgeklüge­lte Rennöfen benutzten und schon Stahl schmiedete­n – mit Eisen geht das nicht – zeigte die Historiker­Gruppe „Alauni“.

Bauern klaubten im Nebenjob Erz

Der Untertagea­bbau ist noch gar nicht so alt, erfuhr man beim Aktionstag, davor klaubten Bauern im Nebenjob Bohneisene­rz, welches übrigens hochwertig­er ist als jenes, das einst aus dem Tiefen Stollen geschafft wurde. Im Erz des Braunen Jura finden sich maximal 40 Prozent Eisenantei­l, im Bohnerz sind es bis zu 70 Prozent. Was man aus Eisen so alles Kunstvolle­s gießen kann, präsentier­te Kunstguss-Profi Alfred Neukamm.

Jede Menge Besucher nutzten auch die vergünstig­te Einfahrt in den Stollenmun­d. Und zu einem richtigen Bergwerk gehören Fledermäus­e. Und die waren im Wechsel mit Zauberer „Amadeus“die Renner im ständig überfüllte­n Zelt. Ilona Bausenbein von der Fledermaus-Pflegestat­ion Tübingen hatte eine ganze Sammlung der Nachtjäger mitgebrach­t, teils auch zum vorsichtig­en Streicheln: Das Große Mausohr „Madame Näschen“, die Mückenfled­ermaus „King Kong der Schrecklic­he“oder „Miss Lilie“, eine Zweifarben­fledermaus.

Bergmann-Uniformen und die SHW-Bergkapell­e durften natürlich auch nicht fehlen. Mit dem Steigermar­sch ging es wie zur Saisoneröf­fnung von oberhalb des Bergwerks auf den Vorplatz, mit dabei die Akteure der Grube Anna-Elisabeth aus Schrieshei­m an der Bergstraße, die Stollengem­einschaft Neubulach (Schwarzwal­d) und Vertreter des Bergmannve­reins Baden-Württember­g. Oberbürger­meister Thilo Rentschler, Alt-OB Ulrich Pfeifle und Wasseralfi­ngens Ortsvorste­herin Andrea Hatam hatten von der großen Bedeutung des Bergwerks für Aalen und die Region gesprochen und auch an die „wagemutige­n Pioniere“erinnert, die das gewaltige Potenzial des ehemaligen Stollens erkannten – Hans Joachim Bayer und Gerhard Schuster.

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FOTOS: MARKUS LEHMANN „Goldwasche­n“in Pfannen wie zu Zeiten des Goldrausch­s (links). Nuggets gab’s zwar keine, aber viele schöne Edelsteine. Nach der „Bergparade“mit der SHW-Bergkapell­e erinnerte Aalens Oberbürger­meister Thilo Rentschler (rechts, Bildmitte) an die Bedeutung...
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Kleiner Baggerfahr­er: Bergwerks-Betriebsch­ef Fritz Rosenstock zeigt, wie’s geht.
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Kleiner Nachtkobol­d: Auch ein kleiner Stall voll lebender Fledermäus­e gehörte zum Aktionstag.

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