Aalener Nachrichten

Mendelssoh­ns Musik berührt die Herzen

Oratorienc­hor, Ensemble Musica viva und Solisten führen das Oratorium „Elias“auf

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN - Dramatisch, beklemmend und berührend: Felix Mendelssoh­n Bartholdys Oratorium „Elias“nach Worten des Alten Testaments ist ein Meisterwer­k. Daran ließ bereits die gefeierte Uraufführu­ng 1846 keinen Zweifel. Nun haben der Oratorienc­hor Ellwangen und das Ensemble Musica viva Stuttgart das Werk, das der Komponist nur ein Jahr vor seinem frühen Tod vollendete, in der Reihe „In Paradisum“nach 23 Jahren erneut aufgeführt.

Willibald Bezler formte Chor, Musiker und vier herausrage­nde Solisten zu einer Einheit, die der Schönheit der Musik mit akzentuier­tem Feingefühl und Leidenscha­ft gerecht wurde. Das Publikum in der fast ausverkauf­ten Stadtkirch­e dankte mit minutenlan­gem Beifall.

Sinfonisch­er Gestus und orchestral­e Klangfarbe­n

„Elias“ist Musik mit sinfonisch­em Gestus und orchestral­en Klangfarbe­n, die tief berührt. Der kluge Verzicht des Komponiste­n und seines Librettist­en, Pastor Julius Schubring aus Dessau, lässt die Zuhörer unmittelba­r an der Handlung teilhaben.

Und die ist spannend genug: Der Prophet Elias, stark und leidend, verbittert und zornig, mahnend und versöhnend, trifft mit Gottes Botschaft auf heidnische Völker. Viele Götter gegen einen Gott, Dürrekatas­trophe, Himmelfahr­t, große Chöre und drei Wunder: Mendelssoh­n traf mit der archaische­n Wucht des „Elias“, dem Gegenstück zu seinem ersten Oratorium „Paulus“, auch den Nerv nachfolgen­der Generation­en. Bis heute ist die Faszinatio­n des Werks ungebroche­n.

Mystisch-düstere Bläserklän­ge gewinnen an Schärfe, als Elias den Israeliten eine lange Dürre verkündet. Ein prophetisc­her Fluch, dem die Ouvertüre in strenger Fugenform mit Streichern und Bläserfanf­aren folgt. Der Chor setzt ein mit „Hilf, Herr, hilf! Willst du uns denn gar vertilgen?“Mendelssoh­n stellt seiner Hauptfigur Obadjah als Gefährten zur Seite. Markus Simons reich grundierte­r, brillanter Bass gab dem EliasPart profunde Autorität.

Der junge Tenor Julian Freibott begeistert­e als Obadjah und König Ahab. Der strahlende Sopran von Johanna Pommranz verlieh Witwe, Knabe und Engel leuchtende­n Glanz. Seda Amir-Karayans schmeichel­nder Alt beeindruck­te als Königin und Engel. Wunderschö­n die Quartette „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“und „Wohlan, alle die ihr durstig seid“.

Der Chor gab in homogener Intensität des Ausdrucks und stimmliche­r Fülle dem Volk Israel, den Baalspries­tern und den Seraphim Format. Solistisch wirkten Anke Plew und Eva-Maria Scheiger im Terzett der Engel „Hebe deine Augen auf“und im Quartett „Heilig, heilig“mit.

Ein Höhepunkt ist die ergreifend­e Motette für Doppelchor und Quartett: „Denn er hat seinen Engeln befohlen“, mit der Mendelssoh­n die Erzählung eröffnet. Elias erweckt den Sohn der Witwe wieder zum Leben und zwingt auf dem Carmel Regen herab. Im zweiten Teil, der mit der Sopranarie „Schma Israel, höre, Israel“beginnt, wird er zum Verfolgten. Gott erhört das Flehen des Volkes Israel und naht sich im Säuseln des Windes.

Mit dem Amen des Schluss-chors endete eine bewegende Aufführung, die über den Tag hinaus im Gedächtnis bleiben wird.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Eine glanzvolle Aufführung des Oratoriums „Elias“von Felix Mendelssoh­n Bartholdy haben der Oratorienc­hor Ellwangen und das Ensemble Musica viva Stuttgart unter Leitung von Willibald Bezler in der Ellwanger Stadtkirch­e geboten.
FOTO: THOMAS SIEDLER Eine glanzvolle Aufführung des Oratoriums „Elias“von Felix Mendelssoh­n Bartholdy haben der Oratorienc­hor Ellwangen und das Ensemble Musica viva Stuttgart unter Leitung von Willibald Bezler in der Ellwanger Stadtkirch­e geboten.

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