„Ich bin dem Verein sehr dankbar“
TSG Hofherrnweilers Trainer Benjamin Bilger im Gespräch nach dem Klassenerhalt
AALEN - In der Hinrunde hat er das Traineramt beim Fußball-Landesligisten TSG Hofherrnweiler-Unterrombach vor der Partie gegen die Sportfreunde Dorfmerkingen übernommen. Die Situation ist prekär gewesen, die TSG steckte im Tabellenkeller fest. Nun tritt Benjamin Bilger am kommenden Samstag (17 Uhr) erneut gegen die Dorfmerkinger und seinen früheren Trainer Helmut Dietterle an. Einziger Unterschied: Die TSG hat die Klasse bereits gehalten - und zwar am vergangenen Spieltag mit einem 1:1 beim SC Geislingen. Unser Redakteur Timo Lämmerhirt hat sich mit Bilger unterhalten und wollte unter anderem von ihm wissen, ob die Hofherrnweilermer den Sportfreunden im kommenden Duell nur Spalier bei der potenziellen Meisterfeier stehen werden.
Glückwunsch zum Klassenerhalt. Umreißen Sie doch bitte mal das vergangene halbe Jahr, in dem sie mit Ihrer Mannschaft den Klassenerhalt geschafft haben.
Der Kreis schließt sich nun tatsächlich. Die ersten Spiele gegen Dorfmerkingen und Blaustein haben wir als Eingewöhnungsphase gesehen. Für uns hat die Arbeit eigentlich erst mit der Rückrunde begonnen. In der Winterpause haben wir die Zeit genutzt, um uns als Mannschaft besser kennenzulernen, haben einige taktische Dinge umgestellt und sind dann in der Rückrunde glücklicherweise auch ganz gut aus den Startlöchern gekommen.
Auch objektiv darf man wohl von einem verdienten Klassenerhalt sprechen, wenn man sich nur die drei Siege gegen die Mannschaften auf den Plätzen zwei bis vier in den vergangenen Wochen anschaut.
Das denke ich auch. Die Mannschaft hat einfach super gearbeitet in der Rückrunde. Wir sind die viertbeste Rückrundenmannschaft und haben mit zehn die wenigsten Gegentore kassiert – noch weniger als Spitzenreiter Dorfmerkingen. Da haben sich die Jungs vor allem im Defensivverhalten enorm weiterentwickelt. Aber diese Entwicklung ist auch immens wichtig, weil wir ein sehr junges Team mit einem Altersdurchschnitt von 21,4 Jahren haben.
Jetzt gab es ob des Klassenerhalts und der vielen Siege viel Positives im vergangenen halben Jahr. Gab es auch Situationen, in denen Sie sich geärgert haben?
Ja, die gab es. Das Heimspiel gegen Neu-Ulm (0:1, d. Red.) beispielsweise ist so eine Situation gewesen. Dieses Spiel hätten wir niemals verlieren dürfen, das ärgert mich fast jetzt noch, wenn ich daran zurückdenke.
Was hat letztlich den Ausschlag gegeben, dass Sie mit dem Team den Turnaround geschafft haben?
Es sind die Dinge, die ich schon angesprochen habe und die Tatsache, dass ich mich nicht nur auf die Spieler eins bis elf, sondern eins bis 18 verlassen konnte. Wenn ich mal umgestellt habe, haben diejenigen, die in die Mannschaft gekommen sind, die anderen zu 100 Prozent ersetzt. Der Lohn ist nun der Klassenerhalt zwei Spieltage vor Schluss, über den ich mich natürlich riesig freue.
In der Euphorie könnte man dann am kommenden Samstag ein guter Gastgeber sein und die Sportfreunde die Meisterschaft unter Dach und Fach bringen lassen, oder nicht?
Ich sage immer: Eine Meisterschaft muss man sich verdienen. Für uns gibt es nichts Besseres, als gegen die beste Mannschaft der Liga ohne jeglichen Druck auflaufen zu können. Natürlich werden wir nichts herschenken. Das ist ein Derby, die Spieler kennen sich untereinander, auch ich kenne viele. Derbys sind das Salz in der Suppe für Fußballspieler. Am Abend nach dem Spiel gehe ich mit Christian Zech und Hans-Jörg Mack (beides Dorfmerkinger Akteure, d. Red.) auf eine Hochzeit. Wer verliert, darf sich das den ganzen Abend anhören. Alleine schon deswegen möchte ich nicht verlieren (lacht).
Glauben Sie, dass dieses kommende Spiel am Ausgang der Meisterschaft irgendetwas ändert?
Nein, das glaube ich nicht. Selbst, wenn wir gewinnen sollten, wird sich Dorfmerkingen die Meisterschaft nicht mehr nehmen lassen.
Blicken wir noch einmal auf Ihren kommenden Gegner, bei dem Sie selbst lange Jahre aktiv waren. Am Donnerstag stehen die Sportfreunde im Verbandspokalfinale gegen die Stuttgarter Kickers. Drücken Sie Ihrem Ex-Klub um Ihren Ex-Trainer die Daumen?
Selbstverständlich. Wir haben damals selbst in Dorfmerkingen sagenhafte Pokalspiele gehabt und für die Jungs wird es das Highlight schlechthin werden. Ich hoffe, dass sie gewinnen und ordentlich lange feiern, damit sie bei uns am Samstag entsprechend auflaufen (lacht).
Spannen wir den Bogen zurück zu Ihnen. Es war ein offen kommuniziertes Engagement auf Probe, was letztlich sehr gut funktioniert hat. Damit steht doch nichts im Wege, dass Benjamin Bilger auch in der kommenden Saison Trainer in Hofherrnweiler sein wird, oder?
(schmunzelt) Dagegen spricht tatsächlich nichts. Man hat mir bereits vor fünf Wochen signalisiert, dass man mit mir weiter zusammen arbeiten möchte. Ich wollte aber zunächst Klarheit über die Ligenzugehörigkeit. Die haben wir nun seit vergangenem Spieltag.
Das hört sich zögerlich an. Sie wollen aber doch TSG-Trainer bleiben, oder? natürlich
Ja, möchte ich TSG-Trainer bleiben. Ich denke auch, dass wir das in den nächsten ein bis zwei Wochen formell hinbekommen werden. Ich bin dem Verein ohnehin sehr dankbar dafür, dass er mir einerseits das Vertrauen, andererseits die Möglichkeit gegeben hat, diese Mannschaft übernehmen zu dürfen. Mein Dank gilt da in erster Linie dem Vorsitzendem Achim Pfeifer und dem Sportlichen Leiter Alexander Paluch, die mir stets den Rücken gestärkt haben. Man darf aber auch nicht vergessen, dass dieses Team von Stefan Schill (Vorgänger von Bilger, d. Red.) und dem ehemaligen Sportlichen Leiter Patrick Schiehlen sehr gut zusammengestellt worden ist.
Bleibt es denn auch so zusammen?
Timo Zimmer wird den Verein verlassen, das hat er uns bereits mitgeteilt, auch wenn ich das sehr schade finde, dass er nach nur einer Saison wieder geht. Außerdem verlassen wird uns Niklas Schwarzer, der sich zahlreiche Verletzungen zugezogen hatte und nun nach Dewangen in die Kreisliga B wechseln wird. Ansonsten haben wir von allen die Zusage für die kommende Saison erhalten. Co-Trainer Mischa Welm wird ebenfalls bleiben.
Auch von Niklas Groiß? Er soll vom Regionalligisten FV Illertissen ein Angebot vorliegen haben.
Das hat er, das stimmt. Der FVI hat ihn einige Male beobachtet und würde ihn gerne verpflichten. Wir sind aber recht zuversichtlich, dass er noch eine Saison bei uns bleibt, er ist schließlich erst 20 Jahre jung. Illertissen ist nicht der einzige Verein, der ihn gerne hätte, doch wir alle hoffen sehr, dass er uns die Treue hält.
Wie sieht es bei Zugängen aus?
Wir bekommen auch in diesem Jahr wieder vier bis fünf richtig gute und talentierte Jugendliche aus der A-Jugend dazu. Unser Jugendkoordinator Christoph Discher leistet dort riesige Arbeit. Diesen Weg, gemeinsam mit den Jugendlichen zu arbeiten, werden wir so bei der TSG weitergehen. Mit ein, zwei Externen befinden wir uns auch noch im Gespräch. Mit dieser Mannschaft werden wir in der kommenden Saison sehr zufrieden sein.