Aalener Nachrichten

Der Schwarm bezahlt den Traum

Über Crowdfundi­ng will der Aalener Matthias Kehrle seine erste Platte finanziere­n

- Von Ansgar König

AALEN - Matthias Kehrle hat einen Traum. Er will – nach 30 Jahren als Musiker in verschiede­nen Rock-, Jazz- und Bluesbands der Region – nun seine erste Platte mit eigenen Stücken veröffentl­ichen. Aber das kostet. So ist er auf eine mittlerwei­le gar nicht mehr so seltene Idee gekommen: Crowdfundi­ng, also Schwarmfin­anzierung. Jeder kann mit einem kleinen Beitrag helfen, dass die Produktion­skosten zusammenko­mmen.

Kehrle ist ein musikalisc­her Hansdampf in allen Gassen, ein Multiinstr­umentalist. Nicht nur, dass er Bass, Gitarre, Keyboard und Schlagzeug aus dem Effeff beherrscht, er spielt auch in zahlreiche­n Bands: Tightrope, im Vereinsorc­hester des Galgenberg-Festivals oder im inklusiven Projekt Tintenfisc­h zum Beispiel . Außerdem taucht er seit vielen Jahren musikalisc­h in den Produktion­en des Aalener Stadttheat­ers auf – zuletzt sogar als Schauspiel­er in „Samstags in Europa – Gefährlich­e Begegnunge­n“.

In den 30 Jahren hat sich so einiges an musikalisc­her Erfahrung angesammel­t. Vor zwei Jahren hat sich der 50-jährige Aalener für zwei Monate an den Lago Maggiore zurückgezo­gen, mit Instrument­en, Computer und Mischpult, und einfach mal drauf los komponiert. „Ich habe mich einfach mal ausprobier­t, rumgebaste­lt und aufgenomme­n. Irgendwann kam mir die Idee, dass da auch ne Platte draus werden könnte.“Erste Aufnahmen spielte er dem JazzSchlag­zeuger Oli Rubow vor, als der mit der Band „Netzer“in Aalen spielte. Rubow verwies Kehrle an Markus Birkle, unter anderem Gitarrist der „Fantastisc­hen Vier“, und, so Kehrle: „Der fand's toll“.

Nun will er's also angehen, das persönlich­ste seiner bisherigen Projekte. Eine CD wird es nicht geben, nur Vinyl. Kehrle spielt alle Instrument­e selbst, verschiede­ne Gitarren, Bass, Schlagzeug, Keyboards wie Fender Rhodes, Wurlitzer oder Hammond-Orgel, eine Pedal-SteelGitar­re und Vibraphon. „Musik irgendwo zwischen Krautrock und Tarantino-Sound“, umschreibt er lachend seinen Stil, „ich bin kein Computerty­p, ich sitze lieber an richtigen Instrument­en. Das gibt mir Inspiratio­n.“

Auf der B-Seite werden zudem Sänger wie Axel Nagel (Aalen), Michi Hahn (München) oder Josée Hurlock (Stuttgart) auftauchen. Schnell wurde Kehrle klar, dass er mit seinen bescheiden­en Mitteln technisch und finanziell so ein Projekt nicht alleine würde stemmen können. „Ich weiß ja nicht, wie sich sowas verkauft.“Er holte sich Michi Birkle als Co-Produzente­n mit ins Boot. „Er bringt viele Vorschläge und Ideen mit ein.“

So kam Kehrle auf Startnext, 2010 als erste deutsche Crowdfundi­ngPlattfor­m gegründet. Inzwischen rühmt sich Startnext, die größte Crowdfundi­ng-Community für kreative und nachhaltig­e Ideen, Projekte und Startups im deutschspr­achigen Raum zu sein. In Zahlen heißt das: fast 43 Millionen Euro wurden über die Crowd finanziert, Startnext verweist auf 4818 erfolgreic­he Projekte und 835 000 Nutzer. „Unser Ziel ist es, in Zukunft einen Großteil der Gründungsf­inanzierun­g für Kreative, Erfinder, Social Entreprene­urs und Macher über Startnext zu ermögliche­n, um damit mehr Sichtbarke­it für die Ideen, Unabhängig­keit für die Initiatore­n und finanziell­e Sicherheit durch den frühen Markttest zu schaffen“, sagt Denis Bartelt, CEO und Mitbegründ­er von Startnext auf der Homepage.

Für diejenigen, die sein Projekt unterstütz­en, hat Kehrle einige Dankeschön­s vorbereite­t, von der handgeschr­iebenen Postkarte über Musikdatei­en auf einem hölzernen USB-Stick bis zum Wohnzimmer­konzert. „Ein bisschen was Persönlich­es eben. Ich gestehe, ich hab da bei anderen Musikern gespickelt.“14 000 Euro – das entspricht in etwa den Studio- und Produktion­skosten – sollen zusammenko­mmen. „Ich weiß, es braucht etwas Zeit, bis so etwas anläuft, aber manchmal schießt der erwirtscha­ftete Betrag auch über das Ziel hinaus. Mal sehen...“Bis Ende Juni ist noch Zeit.

Infos: https://www.startnext.com/matthiaske­hrle-soloalbum oder https://www.facebook.com/Matthias-Kehrle-Music-8157468518­90023/

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FOTO: JAN WALFORD Der Aalener Musiker Matthias Kehrle will mit seiner ersten eigenen Platte sein bisher persönlich­stes Projekt angehen. Das Geld dafür soll über Crowdfundi­ng zusammenko­mmen.

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