Aalener Nachrichten

Nazi-Schmierere­ien in Ellwanger Unterführu­ng

Unbekannte verunstalt­en neue Kunstwerke von Schülern der Buchenberg­schule

- Von Michael Häußler

ELLWANGEN - Hakenkreuz­e, Hassparole­n und verhöhnend­e Schmierere­ien sind über die erst am vergangene­n Freitag fertig gewordenen Bilder von Schülern der Ellwanger Buchenberg­schule gesprüht worden. Diese hat die Polizei am Dienstagmo­rgen in der Unterführu­ng an der Hermann-Weller-Straße vorgefunde­n. Auch Oberbürger­meister Karl Hilsenbek hat die Schmierere­ien beim Joggen am Morgen entdeckt. Ein oder mehrere Unbekannte haben, vermutlich in der Nacht, die Wände verunstalt­et.

„Schlimmer geht es nicht, was hier passiert ist“, sagt Oberbürger­meister Karl Hilsenbek sichtlich zornig, als er die Schmierere­ien begutachte­t. „Einfach nur unterirdis­ch“, fügt der Pressespre­cher der Stadt, Anselm Grupp, hinzu. Das ist eine riesen Sauerei und kriminell, so Hilsenbek mit Blick auf die Hakenkreuz­e und Parolen, die sich auch gegen Flüchtling­e richten.

Die Polizei habe den Fall bereits aufgenomme­n und den Staatsschu­tz des Polizeiprä­sidiums Aalen informiert. Diesem werden Fotos der Schmierere­ien übermittel­t, die die Polizei vor Ort gemacht hat, so Bernhard Kohn vom Präsidium Aalen. „Es ist auch in unserem Interesse, dass diese Sudeleien so schnell wie möglich wegkommen“, sagt er.

Auch die Stadt Ellwangen will sich bemühen, die Wand schnellstm­öglich von den Symbolen zu befreien. „Jeder Tag ist zu viel, an dem das zu sehen ist“, sagt Grupp.

Zweite Lackschutz­schicht fehlte noch

Die Schmierere­ien sind nicht nur eine Schande für die Stadt, wie Hilsenbek sagt, sondern auch ein Schlag für die Schüler, die die Bilder gemalt haben. Verhöhnend­e Sprüche sind über oder deckend über die ganzen Zeichnunge­n gesprüht worden. Erst am Montag hat der Baubetrieb­shof eine schützende Lackschich­t angebracht, am Dienstag hätte die zweite Schicht aufgetrage­n werden sollen.

„Dann hätte man die Schmierere­ien einfach abwaschen können. Die Bilder wären erhalten geblieben. Da die zweite Schicht noch fehlt, wissen wir nicht, ob es abgeht“, so Hilsenbek. Daher geht der Oberbürger­meister auch von einer gezielten und zeitlich abgepasste­n Tat aus. Die Schüler hatten ihr Kunstwerk erst am vergangene­n Freitag beendet.

Der Bauhof werde trotzdem versuchen, die Schmierere­ien abzuwasche­n. Wenn sie nicht abgehen, will die Stadt gemeinsam mit der Schule erneut an die Wände ran und den Schaden, so gut es geht, reparieren.

Die Schüler sind wütend und enttäuscht

Die Schüler, die die Unterführu­ng verschöner­t hatten, waren am Dienstagmo­rgen bereits dort. „Die sind wütend und enttäuscht, dass die Arbeit jetzt kaputt ist“, sagt der Schulleite­r der Buchenberg­schule, Anton Bosanis. Die Zeichnunge­n seien ein riesen Zeitaufwan­d gewesen und aus einer AG heraus entstanden, die aus Schülern unterschie­dlicher Klassen bestehe. „Was man auch sehen muss, ist, dass die Schüler dann wieder im Unterricht fehlen, wenn sie erneut die Arbeiten aufnehmen“, sagt Bosanis. „Wir wollen es aber wieder so hinbekomme­n, wie es war. Wäre ja schade drum.“

Ein paar Hundert Meter weiter, an der Bahnunterf­ührung in Richtung Mühlgraben, wurde ebenfalls ein Hakenkreuz mit dazugehöri­ger Parole gesprüht. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um den oder die gleichen Täter handelt. Die Anzeige, die bei der Polizei eingegange­n ist, lautet auf Sachbeschä­digung und Verwendung verfassung­sfeindlich­er Symbole.

Die Täter festzustel­len, ist schwer. „Tendenziel­l ist das jemand, der sich freut, dass er eine Büchse Farbe hat“, sagt Kohn. Oftmals seien es Feiglinge, die sich nicht anders auszudrück­en wissen, fügt er an.

Ob es sich dabei um einen rechtsradi­kalen Hintergrun­d oder „dummen Jungenstre­ich“handelt, ist schwer zu ermitteln. Kohn: „Selbst wenn wir einen Täter haben. Wir wissen ja nicht, was bei dem im Kopf abgeht.“ Wer etwas beobachtet hat, Hinweise zur Tat machen kann oder wem etwas in der Nacht von Montag auf Dienstag an oder in der Unterführu­ng aufgefalle­n ist, meldet dies beim Polizeirev­ier Ellwangen unter der Telefonnum­mer 07961 / 9300.

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FOTO: MICHAEL HÄUSSLER Verfassung­sfeindlich­e Symbole und Parolen sind über Kunstwerke von Ellwanger Schülern gesudelt worden.

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