750 Jahre Kloster Mariä Himmelfahrt
Graf Ludwig III. von Oettingen hat zu seinem und seiner Familie Seelenheil dieses Kloster gestiftet
KIRCHHEIM - Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Mariä Himmelfahrt in Kirchheim ist ein besonderes Kleinod im Ostalbkreis. Vor 750 Jahren ist es gegründet worden.
Eine alte Inschriftentafel in der Klosterkirche kündet von der Klostergründung am Sankt Urbanstag (25. Mai) im Jahre 1267. Graf Ludwig III. von Oettingen hat mit der Zustimmung seiner Söhne Ludwig und Konrad, gemeinsam mit seiner Ehefrau Adelheid von Hirschberg zu seiner und seiner Familie Seelenheil dieses Kloster gestiftet.
Nach Visitationen durch die Äbte von Kaisheim, Raitenhaslach und Lützel wurde der eigentliche Stiftungsbrief am 30. September 1270 in Wallerstein ausgestellt. Papst Gregor X. stellte 1273 und König Rudolf von Habsburg 1274 einen Schutzbrief für diesen neuen Konvent der Zisterzienserinnen aus. Das rasche Aufblühen der jungen Stiftung wird 1296 sichtbar: 50 Chorfrauen, drei Novizinnen und zehn Konversen sind belegt. In einem Ablassbrief ist gleichzeitig vom alten und vom neuen Kloster die Rede. Über Stiftskapelle und Frauenchor wurde die Anlage mit der Vollendung der Klosterkirche um 1300 erweitert, was man noch heute im Areal erahnen kann.
Die letzte Äbtissin starb am 16. September 1829
Im Laufe der Jahrhunderte erlebte das Kloster Höhen und Tiefen. Die Zeit der Reformation um 1550 gefährdete die Zukunft des Klosters und die Säkularisation im Jahre 1802 setzte einen endgültigen Schlusspunkt. Das Kloster war neben anderen als Entschädigungsmasse für linksrheinische Gebiete der Adelsfamilie Oettingen-Wallerstein zugefallen. Da es über Jahrhunderte der Stifterfamilie als Grablege diente, durften die Klosterfrauen hier ihren Lebensabend verbringen. Die letzte Äbtissin Violantia Hierl aus Wemding starb am 16. September 1829. Mit dem Tod der letzten Zisterzienserin Anastasia Werner aus Ellwangen am 14. Februar 1858 erlosch das klösterliche Leben.
Der Verfall der ungenützten Gebäude führte um 1870 zum Abbruch bedeutender Teile des Klosters, darunter auch ein bemerkenswerter doppelstöckiger Kreuzgang. Seit 1817 dient die ehemalige Klosterkirche der katholischen Pfarrei als Pfarrkirche. Fürst Eugen zu Oettingen-Wallerstein übereignete 1948 Pfarrkirche, Pfarrhaus, Abteigebäude und den südlichen Klostergarten – gegen Übernahme der Baulast – der katholischen Pfarrgemeinde Kirchheim. In den weitläufigen Wirtschaftsgebäuden siedelten sich ab 1950 mehrere bäuerliche Betriebe heimatvertriebener Landwirte an.
Klösterliches Leben kehrte noch einmal in die alten Abteigebäude ein, als der damalige Ortsgeistliche Anton Zeller 1921 Dienerinnen des Heiligsten Herzen Jesu aus Wien für die Gemeindearbeit gewinnen konnte. Der Nachwuchsmangel und die Überalterung veranlassten den Orden allerdings 1973, die Filiale zu schließen.
Ein Trägerverein führte bis zur Insolvenz 2011 das Altenheim mit 45 Plätzen weiter. Nach Leerstand sind seit 2014 etwa 30 Plätze vom Landratsamt für Asylbewerber angemietet. Die weitere Zukunft der Abteigebäude liegt im Ungewissen.
Altäre lassen die Lebensfreude des Barock spürbar werden
Kunstwerke aus verschiedenen Epochen künden von der großzügigen Ausstattung des Klosters durch zahlreiche Stifter und Gönner, insbesondere durch die Stifterfamilie. Aus der Zeit der Gotik sind neben den Wandmalereien von 1398 im Frauenchor und in der Stephanskapelle eine Reihe von Bildwerken in der Klosterkirche erhalten geblieben, wie die Krönung Mariens, eine Annaselbdritt oder die Madonna im Hochaltar. Die Altäre in der Klosterkirche und in den Kapellen lassen mit ihrer reichen Ausstattung die Lebensfreude des Barocks spürbar werden. Reliquienbehältnisse künden von der tiefen Gläubigkeit vergangener Jahrhunderte.
Bedeutsame Kunstwerke sind seit der Säkularisation dem Kloster Mariä Himmelfahrt verloren gegangen und glänzen heute in den verschiedensten Museen der Welt. In einer Ausstellung können nur noch Erinnerungen an ein figurenbesetztes Kreuzreliquiar, an wertvolle Handschriften und mit großformatigen Fototafeln an den Sippenaltar des Meisters von Kirchheim geweckt werden.
Heute bemüht sich der 1978 gegründete Freundeskreis Kloster Kirchheim, die geschichtliche Bedeutung, das kulturelle Vermächtnis und die geistige Ausstrahlung dieses Klosters aufzuzeigen. Die dauerhafte Einrichtung eines Museums zur Klostergeschichte und einer Dokumentation zur frühen Christianisierung der Region sind noch unerfüllte Wünsche.
Die Jubiläumsfeier ist am Donnerstag (Christi Himmelfahrt), 25. Mai, in der ehemaligen Klosterkirche. 10 Uhr beginnt der feierliche Jubiläums-Gottesdienst mit Diözesanbischof Gebhard Fürst mit anschließendem Stehempfang im Pfarrsaal des Alten Pfarrhauses.