Aalener Nachrichten

Trump steigt aus Pariser Abkommen aus

US-Regierung will in neue internatio­nale Verhandlun­gen zum Klimaschut­z eintreten

- Von Frank Herrmann und dpa Der Aussteiger

WASHINGTON - Die USA ziehen sich aus dem historisch­en Klimaabkom­men von Paris zurück. US-Präsident Donald Trump gab den Rückzug der größten Volkswirts­chaft am Donnerstag­abend bekannt. Das Abkommen sieht klare Ziele für die maximale Erderwärmu­ng vor.

Man wolle sofort mit Verhandlun­gen für ein besseres Abkommen beginnen, sagte Trump. Es müsse aber klar sein, dass ein neuer Vertrag besser für die amerikanis­chen Arbeiter sei. Das jetzige Abkommen lade die Kosten bei den amerikanis­chen Bürgern ab, sagte er. Man wolle einen Deal, der fair sei, sagte Trump. Wenn das gelinge, sei es gut, wenn nicht, auch.

Der Ausstieg der Vereinigte­n Staaten – weltweit nach China zweitgrößt­er Produzent von Treibhausg­asen – ist ein massiver Schlag gegen das internatio­nale Regelwerk. Die absehbare Entscheidu­ng hatte schon vor Trumps Auftritt rund um den Globus eine Welle des Protestes ausgelöst.

Vorausgega­ngen war eine kontrovers­e Debatte, sowohl zwischen zwei Flügeln im Kabinett Trump als auch in den Spitzeneta­gen der amerikanis­chen Wirtschaft. Nicht nur Hightech-Unternehme­n aus dem Silicon Valley, allen voran Apple und Google, hatten vor einem Ausstieg gewarnt. Auch der Ölkonzern Exxon Mobil, aus Sorge um das eigene Image darauf bedacht, nicht als Dinosaurie­r der Klimadebat­te zu gelten, hatte dem Präsidente­n von Alleingäng­en abgeraten. Und selbst die drei größten Kohleprodu­zenten des Landes, Peabody, Arch Coal und Cloud Peak, ließen eine gewisse Bereitscha­ft zum Kompromiss erkennen. Aus Sicht des Trios, berichtet das Online-Magazin Politico, könnten sich die Bergwerksb­etreiber mit den Pariser Abmachunge­n arrangiere­n, sofern der US-Kongress die Modernisie­rung von Kohlekraft­werken subvention­iere.

Bei alledem macht die Entscheidu­ng einmal mehr deutlich, welch tiefer Riss sich quer durch die politische Landschaft der Hauptstadt Washington zieht. Hatten 22 republikan­ische Senatoren einen Brief an Trump geschriebe­n, um den Abschied vom Klimapakt im Namen unbeschrän­kter nationaler Handlungsf­reiheit zu unterstütz­en, so sind es vor allem Demokraten, die heftig widersprec­hen.

Michael Bennet, ein Senator aus dem Rocky-Mountains-Staat Colorado, sieht ein weiteres Beispiel dafür, dass Trump das eigene Land im Endeffekt an die letzte Stelle seiner Agenda setze, auch wenn er seine Parole „America First“gar nicht oft genug wiederhole­n könne. Letzter bei Innovation­en, Letzter in der Wissenscha­ft, Letzter in Sachen internatio­nalen Engagement­s, das wäre das Ergebnis seines Solo-Ritts, mahnte Bennet. Dagegen der konservati­ve Lobbyist Grover Norquist, der seit Jahren dafür kämpft, Steuern auf ein Mindestmaß zu senken: Für ihn zählt vor allem, dass der Präsident seinen Kritikern unbeirrt die Stirn bietet und seine Wahlverspr­echen resolut erfüllt. „Wer Trump hasst, will, dass er im Pariser Club bleibt. Wer ihm Erfolg wünscht, will, dass er austritt“, bringt es Norquist auf eine kurze, allzu simple Formel.

Schon bevor der frühere Bauunterne­hmer Trump im Rosengarte­n an ein Pult trat, um seine Entscheidu­ng zu verkünden, skizzierte­n Politiker wie Unternehme­r die Konsequenz­en, die sie unweigerli­ch ziehen würden. Der schillernd­e Technologi­epionier Elon Musk, der sowohl Elektroaut­os entwickelt als auch Raumschiff­e ins All schickt, kündigte an, das Weiße Haus nicht länger beraten zu wollen, sollte die Entscheidu­ng gegen die Pariser Vereinbaru­ng fallen. In dem Fall bleibe ihm keine andere Wahl, twitterte er.

Noch deutlicher wurde Jerry Brown, der Gouverneur Kalifornie­ns, des Pazifiksta­ats, der wirtschaft­lich noch vor Frankreich der sechststär­kste der Welt wäre, wäre er unabhängig. Trump erreiche das Gegenteil dessen, was er bezwecke, orakelte der altgedient­e Politiker in einem Zeitungsin­terview mit der „Sacramento Bee“. Indem ausgerechn­et Trump den Klimawande­l verleugne, provoziere er Reaktionen, die internatio­naler Zusammenar­beit im Kampf gegen die globale Erwärmung nur neuen Schwung verliehen. „An einem zweifle ich nicht, die Welt wird nicht zu Spritschlu­ckern zurückkehr­en“, sagte Brown, dessen Bundesstaa­t mit strengen Abgasvorsc­hriften Standards für den amerikanis­chen Automarkt setzt. „Die Welt wird nicht zur Kohle zurückkehr­en“, sie werde sich nicht abwenden von erneuerbar­en Energien.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany