Vom Duden durchgewunken
Unsere Sprache ist immer im Fluss. Wörter kommen, Wörter gehen, Bedeutungen und Schreibweisen verändern sich. Jeden Freitag greifen wir hier solche Fragen auf. Und was ist mit An diesem Verb lässt sich schön zeigen, wie der Duden immer einknickt, wenn sich nur genügend Leute um seine Empfehlungen nicht kümmern.
– so stand es noch klipp und klar im Großen Duden von 1981. Der normale Rechtschreib-Duden von 1980 fasste sich ganz kurz:
Der Duden von 1996 hob dann sogar den Zeigefinger: Aber was geht den heutigen Duden der Zeigefinger von 1996 an. Die Version im neuesten Duden 26 lautet: Einfach durchgewunken! So werden Bastionen geschleift. Ein kleiner Schlenker zum Schluss: Oben ist vom die Rede. Dieses Bild setzt man gerne ein, wenn es um das bewusste Verbergen von etwas geht, das als moralisch anfechtbar gilt. Ihre Wurzel hat die Metapher in der Schöpfungsgeschichte. In 1. Buch Mose (3,7) steht, dass Adam und Eva sich ihrer Nacktheit gewahr wurden und Schürzen aus Feigenblättern flochten. Warum dann allerdings die alten Meister bei ihren Darstellungen des Sündenfalls diese Schürzen auf kleine Blätter reduzierten, liegt auf der Hand: Es war schlichtweg attraktiver. Beim Apfel haben sie übrigens auch geflunkert. Die Feige ist die einzige Pflanze im Garten Eden, die namentlich genannt wird. Dass die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, die Eva dem Adam reichte, ein Apfel war, steht nirgendwo. Wahrscheinlich hat hier die Lautgleichheit von lateinisch und
eine Rolle gespielt. Eine solche Symbolik ließen sich die frühen Kirchenväter nicht entgehen. Und seither ist das Paradies eben eine Apfelplantage.