Die VR-Bank Ostalb ist beschlossen
Die beiden Genossenschaftsbanken in Aalen und Gmünd sehen gemeinsam Wachstumschancen
AALEN - Aus VR-Bank Aalen und Volksbank Schwäbisch Gmünd wird die VR-Bank Ostalb. Nach Gmünd hat nun auch die Vertreterversammlung in Aalen am Donnerstagabend der Fusion zugestimmt. Bereits seit dem 1. Januar werden die Geschäfte gemeinsam für die neue Bank geführt. Jetzt mit dem Ja der Vertreter. Doch ist das Ergebnis denkbar knapp ausgefallen: 78,79 Prozent stimmten dafür, mindestens 75 Prozent waren notwendig für eine Fusion.
Bevor sich die Vertreterversammlung mit der Zukunft der Genossenschaftsbank beschäftigte, berichtete der Vorstand der VR-Bank Aalen über den Verlauf des Geschäftsjahres 2016. Auf den Punkt gebracht: Die Entwicklung ist erfreulich. „Das ist eine tolle Leistung“, lobte Aufsichtsratsvorsitzender Claus Albrecht die Mitarbeiter. Die VR-Bank Aalen rangiere nunmehr im ersten Drittel der baden-württembergischen Genossenschaftsbanken. „Darauf sind wir stolz“, sagte Vorstandsprecher HansPeter Weber. Insbesondere deshalb, weil dies trotz Niedrigzinsphase und Regulatorik gelungen sei. Schwer am Erfolg beteiligt ist das gewachsene Kundenvolumen. Das liegt bei 2,5 Milliarden Euro, erläuterte Vorstandsmitglied Kurt Abele. 2015 waren es 2,4 Milliarden Euro. Vorstandsmitglied Ralf Baumbusch betonte: „Wir waren im Dienstleistungsgeschäft außerordentlich erfolgreich.“
Diese Geschäftsentwicklung schlägt sich im Betriebsergebnis nieder. Nach 10,1 Millionen Euro im Jahr 2015 erzielte die Genossenschaftsbank 2016 10,8 Millionen Euro. Daraus werden unter anderem Steuern und Rücklagen bedient. 1,3 Millionen Euro schüttet die VR-Bank an ihre Mitglieder über eine Dividende in Höhe von 3,5 Prozent aus.
Banker sehen Wachstumschancen im Gmünder Raum
Wesentlich zu diesem Ergebnis trägt der Zinsüberschuss in Höhe von 26,7 Millionen Euro bei, der damit auf Vorjahresniveau liegt. Die Zukunft sieht hier indes weniger rosig aus. Schon in diesem Jahr rechnet Abele mit einem Rückgang von 1,1 Millionen Euro beim Zinsergebnis. Und er hält es für nicht ausgeschlossen, dass bis 2021 der Zinsüberschuss unter 20 Millionen Euro fällt. Mit ein Grund, warum die VR-Bank Aalen und die Volksbank Schwäbisch Gmünd zusammengehen. Sie wollen gemeinsam wachsen. Vor allem im Kreditbereich, der stark zum Erfolg in Aalen beigetragen hat. Hier sehen Banker und Aufsichtsrat Potenzial im Gmünder Raum. Mit der Fusion tragen die beiden Genossenschaftsbanken auch Veränderungen im gewerblichen Mittelstand Rechnung. Denn dieser wächst und fordert höhere Kredite. Da eine VR-Bank Ostalb über ein höheres Eigenkapital verfügt, hat sie hier mehr Spielraum.
Die Verteilung der Aufgaben im vorläufig fünfköpfigen Vorstand ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die neue Bank im Gmünder Raum auf Wachstum setzt. So leitet der Gmünder Bankvorstand Olaf Hepfer in der neuen Organisation die Kreditabteilung, und Guntram Leibinger, bisher Vorstandssprecher der Volksbank Schwäbisch Gmünd und künftig stellvertretender Vorstandssprecher, führt das Firmenkundengeschäft. Der Aalener Ralf Baumbusch verantwortet die Filialen und Baufinanzierungen. Kurt Abele ist der zweite stellvertretende Vorstandssprecher und für die Steuerung der Gesamtbank zuständig. Hans-Peter Weber, bisher schon Vorstandsprecher der VR-Bank Aalen, wird in dieser Funktion auch der neuen Bank vorstehen. In seinem unmittelbaren Verantwortungsbereich liegen der Vorstandsstab und Personalangelegenheiten.
Die Volksbank Schwäbisch Gmünd ist saniert
Rein rechtlich geht übrigens die Volksbank Schwäbisch Gmünd in der VR-Bank Aalen auf, die dann ihren Namen in VR-Bank Ostalb ändert. Das heißt auch: Die Mitglieder der Gmünder Genossenschaftsbank werden Mitglieder der Aalener Bank und die Volksbank überträgt ihr gesamtes Vermögen auf die VR-Bank in Aalen. Apropos Vermögen. Bekanntlich ist die Gmünder Volksbank vor etlichen Jahren in eine Schieflage geraten. Gerettet hat sie die Sicherungseinrichtung beim Bundesverband Deutscher Volks- und Raiffeisenbanken. 45 Millionen Euro waren nötig. 44 Millionen Euro wurden erlassen, und 930 000 Euro hat die Volksbank Schwäbisch Gmünd an den Sicherungsfonds zurückgezahlt. Damit sei die Sanierung abgeschlossen, sagt Weber. Auf die VR-Bank Ostalb kämen keine weiteren Verpflichtungen zu.
Betriebsbedingte Kündigungen werde es keine geben, versicherte Weber. Da sei mit dem Betriebsrat eine Lösung gefunden worden, die bis 2020 gelte. Dass sich die Zahl der Mitarbeiter allerdings aufgrund der natürlichen Fluktuation reduziert, schloss Weber nicht aus.
Der Aufsichtsrat wird paritätisch besetzt
Kontrollieren und begleiten wird die Arbeit der VR-Bank Ostalb ein paritätisch besetzter Aufsichtsrat. Je neun Mitglieder aus Aalen und Gmünd gehören dem Gremium an. Aufsichtratsvorsitzender Claus Albrecht räumte ein, dass mittelfristig an eine Verkleinerung dieses Aufsichtsgremiums gedacht sei. Das gilt genauso für den Vorstand. Spätestens zum 31. Dezember kommenden Jahres wird es eine erste Veränderung geben. Dann nämlich scheidet Hans-Peter Weber altershalber aus.