Boll fängt sich nach Doppel-Aus
Neben Ma ist die WM vorbei – Solo ein 4:0 über Dyjas
DÜSSELDORF (SID/dpa) - Timo Boll wollte sich erst gar nichts vormachen. „Das war vielleicht meine größte Chance auf eine Medaille oder sogar mehr“, sagte er nach dem Achtelfinalaus im Düsseldorfer WM-Doppel an der Seite von Chinas Star Ma Long enttäuscht. Kurz zuvor dürfte dem 36-Jährigen nach dem finalen Vorhandfehler Mas schon geschwant haben, dass seine große Karriere voraussichtlich unvollendet bleiben wird. Dennoch klatschte Boll seinen Partner nach dem 1:4 (13:11, 10:12, 8:11, 9:11, 8:11) gegen die chinesischen Topfavoriten Xu Xin/ Fan Zhendong tapfer ab und klopfte dem Olympiasieger freundschaftlich auf die Schulter.
Konkrete Gedanken zur Bedeutung der geplatzten Titelhoffnungen wollte sich Boll so kurz vor seinem Zweitrunden-Einzel gegen den polnischen EM-Dritten Jakub Dyjas von den TTF Ochsenhausen nicht machen: „Man wünscht sich vielleicht die eine oder andere Situation zurück, um einen Fehler nicht noch mal zu machen, aber das geht eben nicht.“Unverhohlen aber trauerte der als Weltranglistenachter nominell schwächste Spieler in der Box der ausgelassenen Chance zur 2:0Satzführung nach. „Als wir den zweiten Satz nicht nach Hause gebracht haben, ist das Spiel gekippt“, analysierte Boll: „Von der Harmonie und Absprache hat alles geklappt, es waren mehr die individuellen Fehler, die entscheidend waren.“
Allzu viel hadern wollte Boll allerdings auch nicht. „Xu und Fan haben überragend gespielt“, meinte der WM-Dritte von 2011 anerkennend. „Ma Long hat hinterher sogar gesagt, dass er überrascht war, wie stark die beiden gewesen sind“, ergänzte Bundestrainer Jörg Roßkopf. Je dominanter Chinas Spitzendoppel nach dem 0:1-Rückstand agierte, desto mehr sank die Zuversicht im Publikum. Mit zunehmender Spielzeit machte sich bei den mehr als 5000 Zuschauern immer mehr Resignation breit.
Für Timo Boll war wenig später sein Einzel-Auftritt immerhin ein kleiner Trost: 4:0 (11:7, 11:8, 11:8, 11:8) über Jakub Dyjas! „Die Oberschenkel haben zwar noch etwas gebitzelt, aber solch ein Doppel gegen solche Topleute ist ja auch das beste Training, das es geben kann. So wie gegen Dyjas kann es für mich gern weitergehen, so habe ich mir das in etwa vorgestellt.“Nach zwei weiteren Siegen würde im Viertelfinale jedoch voraussichtlich ein guter Bekannter warten – Ma Long.
Das zweite deutsch-chinesische Duo in Düsseldorf hat seit Donnerstagabend zumindest Bronze sicher: das Mixed-Doppel Petrissa Solja und Fang Bo. Die 23 Jahre alte Berlinerin und ihr zwei Jahre älterer Partner gewannen ihr Viertelfinale gegen die schwedischen EM-Zweiten Matilda Ekholm und Matthias Karlsson mit 13:11, 11:5, 9:11, 11:8 und 12:10. Im Halbfinale am Samstag sind die Japaner Maharu Yoshimura/Kasumi Ishikawa der nächste Gegner.