Aalener Nachrichten

Zwei Sieger im Herzschlag­finale

Lukas Dauser und Elisabeth Seitz werden beim Turnfest in Berlin deutsche Mehrkampf-Meister

- Mehrkampf-DM, Männer: Frauen:

BERLIN (SID/dpa) - Ein altvertrau­ter Name, ein neues Gesicht: 24 Stunden nach dem sechsten Mehrkampf-Triumph der Stuttgarte­rin Elisabeth Seitz, die einen neuen deutschen Rekord aufstellte, durfte sich auch Lukas Dauser als Turnfestsi­eger feiern lassen. Der 23-Jährige vom TSV Unterhachi­ng trat damit die Nachfolge von Olympiahel­d Andreas Toba an. Der Hannoveran­er, zum dritten Mal am Knie operiert, assistiert­e Hallenspre­cher Jens Zimmermann. Auch ReckOlympi­asieger Fabian Hambüchen, der seine Karriere beendet hat, fehlte auf dem Podium. Er betreute im Innenraum der Berliner Max-Schmeling-Halle seinen guten Freund Fabian Lotz von der TSG Niedergirm­es und andere hessische Turner.

Dauser, Vize-Europameis­ter am Barren, setzte sich mit 81,75 Punkten hauchdünn vor dem Berliner Philipp Herder (81,70) und Ivan Rittschik aus Chemnitz (79,70) durch. Die Entscheidu­ng fiel mit der allerletzt­en Übung am Reck. „Ich musste lange zittern, vielleicht habe ich mir zu viel Druck gemacht“, sagte Dauser nach seinem Erfolg, der am seidenen Faden hing. Denn der neue Champion musste am Königsgerä­t seinen Abgang mit der Hand abstützen, sein Vorsprung auf Herder schmolz fast vollständi­g zusammen. Der knapp besiegte Sportsolda­t war emotional hin- und hergerisse­n: „Grundsätzl­ich freue ich mich über den zweiten Platz. Aber ein solch minimaler Rückstand tut auch ein bisschen weh.“

Ähnlich eng war das Resultat bei den Frauen. Seitz hatte erst am Vorabend entschiede­n, auch Sprung und Boden und damit einen kompletten Vierkampf zu turnen. Trotz Trainingsr­ückstands lag die 23-Jährige ein Zehntel vor Pauline Schäfer aus Chemnitz, WM-Dritte am Schwebebal­ken, Rang drei ging an Ex-Meisterin Kim Bui aus Stuttgart. „Eigentlich wollte ich nur Spaß haben. Dass ich jetzt sogar gewinnen konnte, ist unglaublic­h“, sagte die Zeitsoldat­in, die in Berlin vor sechs Jahren EM-Zweite geworden war. Nun turnte sie dort ihren ersten Mehrkampf seit Olympia in Rio. Seitz wusste nach ihrem Erfolg gar nicht, wie sie ihre Freude zeigen sollte. „Das Geschrei, dieser Jubel – am liebsten wäre ich gar nicht mehr von der Bodenfläch­e gegangen. Einfach gigantisch, diese Stimmung hier beim Turnfest.“

Dauser startete mit einer starken Bodenübung und übernahm auch die Führung. Am Seitpferd leistete er sich einen Absitzer, erhielt nur 12,250 Punkte und stürzte bis auf den achten Platz ab. Aber seine Aufholjagd war letztlich erfolgreic­h, an seinem Spezialger­ät Barren brachten Dauser 14,95 Zähler weit nach vorn. Der zwischenze­itlich führende Herder vergab seine Siegchance, als er beim Sprung den Roche nicht stehen konnte.

Quasi außer Konkurrenz turnte vor 6000 Zuschauern Marcel Nguyen. Der Olympia-Zweite von London 2012 startete nur an den Ringen und am Barren und erreichte zweimal mühelos die Finalentsc­heidungen am Mittwoch und Donnerstag. Auf dem olympische­n Weg nach Tokio 2020 allerdings, dies ist die Vorgabe von Cheftraine­r Andreas Hirsch, muss sich der 29-Jährige wieder als Mehrkämpfe­r präsentier­en. Reckspezia­list Andreas Bretschnei­der aus Chemnitz konnte nach zwei Schulterop­erationen nicht starten.

1. Dauser (Unterhachi­ng) 81,75, 2. Herder (Berlin) 81,70, 3. Rittschik (Chemnitz) 79,70, 4. Klessing (Halle) 79,20, 5. Pohl (Kirchheim/Teck) 78,75, 6. Dunkel (Erfurt) 78,25. –

1. Seitz (Stuttgart) 54,00, 2. Schäfer (Chemnitz) 53,90, 3. Bui (Stuttgart) 53,45, 4. Föllinger (Hassloch) 51,25, 5. Voss (Köln) 51,10, 6. Grießer (Karlsruhe) 50,95,

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FOTOS: DPA Der Sieger wusste, dass es noch einen zweiten Sieger gab: Lukas Dauser (rechts) reckt den Arm des um 0,05 Punkte unterlegen­en Philipp Herder in die Höhe. Auch Elisabeth Seitz gewann nur hauchdünn.
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