Aalener Nachrichten

Früherer FBI-Chef: Trump hat gelogen

Comey bekräftigt Vorwürfe gegen US-Präsidente­n – Regierung habe ihn unter Druck gesetzt

-

WASHINGTON/RAVENSBURG (dpa/ bil) - In einer spektakulä­ren Aussage vor dem US-Senat hat der frühere FBI-Chef James Comey die Glaubwürdi­gkeit der Regierung von USPräsiden­t Donald Trump in Zweifel gezogen. Trumps Regierung habe „Lügen“über die Umstände seiner Entlassung verbreitet, sagte Comey am Donnerstag vor dem Geheimdien­stausschus­s in Washington. „Das waren Lügen, schlicht und einfach.“

Trumps Regierung hatte seine Entlassung mit einer schlechten Führung und einer schwachen Position der Bundespoli­zei begründet. Comey bestätigte vor den Senatoren zudem, dass er sich in den Ermittlung­en zur Russland-Affäre von Trump unter Druck gesetzt fühlte.

Das Weiße Haus reagierte umgehend auf Comeys Aussagen. Trump sei kein Lügner, sagte dessen Sprecherin Sarah Sanders. Dies könne sie „mit Gewissheit sagen“. Trump selbst zeigte sich entschloss­en zur Gegenwehr: „Wir werden kämpfen und gewinnen“, sagte der Präsident vor Anhängern in Washington.

Comey vertiefte seinen Vorwurf, Trump habe versucht, ihn anzuweisen, Ermittlung­en gegen den inzwischen entlassene­n Sicherheit­sberater Michael Flynn fallen zu lassen. Trumps Worte „Ich hoffe, Sie sehen einen Weg, das fallen zu lassen, von Flynn abzulassen“habe er als Anordnung verstanden. „Mein Eindruck war, er wollte etwas von mir dafür, dass ich meinen Job behalten kann“, sagte Comey. Der frühere FBI-Chef gab zu, dass er selbst Informatio­nen über ein Gespräch mit Trump an die Medien geleitet hatte, um so die Einsetzung eines Sonderermi­ttlers zu erreichen. Der 56-jährige Comey, den Senatoren beider Parteien als hochgradig integren Menschen bezeichnet­en, hatte bereits am Tag zuvor im Vorgriff auf die Anhörung ein schriftlic­hes Statement veröffentl­icht. Daraus wird deutlich, dass Trump auch explizit Loyalität von Comey verlangte. Dies ist unüblich, da die Bundespoli­zei als unabhängig­e Behörde angesehen wird, die im Zweifel auch gegen die Regierung ermitteln muss. Ob es sich jedoch tatsächlic­h um eine unzulässig­e Einflussna­hme handelte, müsse der inzwischen eingesetzt­e Sonderermi­ttler Robert Mueller herausfind­en, sagte Comey.

In Trumps republikan­ischer Partei gibt es Zweifel, ob der Ausdruck einer Hoffnung juristisch eine klare Anweisung sein kann. Demokraten sehen in der Formulieru­ng dagegen den Vorwurf bestätigt, Trump habe sich der Einflussna­hme auf die Justiz schuldig gemacht.

Die Berliner Politikwis­senschaftl­erin Lora Anne Viola geht nicht davon aus, dass Comeys Aussage zur Einleitung eines Amtsentheb­ungsverfah­rens gegen den US-Präsidente­n führen wird. „Meiner Meinung nach müsste noch viel mehr ans Licht kommen, bis Donald Trump entlassen werden würde“, sagte die Amerikaner­in, die an der Freien Universitä­t Berlin lehrt. „Das Repräsenta­ntenhaus wird eher den Druck rausnehmen.“

 ?? FOTO: AFP ?? „Dies waren Lügen, schlicht und einfach“, sagte der frühere FBI-Chef James Comey zu den von der US-Regierung genannten Gründen für seine Entlassung.
FOTO: AFP „Dies waren Lügen, schlicht und einfach“, sagte der frühere FBI-Chef James Comey zu den von der US-Regierung genannten Gründen für seine Entlassung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany