Aalener Nachrichten

Respekt, Mister Comey!

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Nein, eine politische Bombe hat James Comey nicht platzen lassen. Es gab sie nicht, die eine sensatione­lle Enthüllung, die nun zwangsläuf­ig dazu führen müsste, dass das US-Repräsenta­ntenhaus ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Donald Trump einleitet.

Zumindest im öffentlich­en Teil der Anhörung im Geheimdien­stausschus­s des Senats lieferte der entlassene FBI-Direktor nichts wirklich Überrasche­ndes. Im Grunde fasste er nur zusammen, was bereits aus einer Vielzahl von Quellen durchgesic­kert war. Doch die ungeschmin­kte Art, mit der er die Dinge beim Namen nannte, hat nicht nur höchsten Respekt verdient, sie wird auch über kurz oder lang zu politische­n Konsequenz­en führen. Allein schon Comeys Schilderun­g dreier Vieraugeng­espräche mit Trump sagt eigentlich alles über einen Mann, der sich verhält, als stehe er einem Kartell vor – und nicht den Vereinigte­n Staaten von Amerika.

Da ist ein FBI-Chef, der seinem Staatschef zutraut, ohne Scham die Fakten zu verdrehen. Da ist ein zutiefst irritierte­r Jurist, der nicht glauben kann, mit welcher Dreistigke­it der Präsident ihn, den Chef einer unabhängig­en Behörde, dazu drängt, eine Ermittlung abzuwürgen. Sicher, es gibt Republikan­er, die bereits jedes Wort auf die Goldwaage legen. Hat Trump nicht gesagt, er hoffe, dass Comey die Untersuchu­ngen gegen seinen entlassene­n Sicherheit­sberater Michael Flynn fallen lasse? Auf etwas zu hoffen, sei ja wohl keine Anweisung, argumentie­ren die Anhänger des Präsidente­n. Von Behinderun­g der Justiz könne keine Rede sein.

Den Buchstaben nach mag das stimmen, aber im Kontext ergibt sich ein eindeutige­s Bild. Trump fehlt jeder Respekt vor der Gewaltente­ilung, vor der demokratis­chen Ordnung und der Unabhängig­keit von Institutio­nen, die eben nicht ihm verpflicht­et sind, sondern allein der Verfassung. Er glaubt, Amerika lasse sich lenken wie ein Immobilien­unternehme­n, mal hier hoch pokernd, mal dort ein Tauschgesc­häft einfädelnd. Das ist ein verhängnis­voller Irrtum. James Comey hat es ihm in aller Deutlichke­it aufgezeigt.

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