Respekt, Mister Comey!
Nein, eine politische Bombe hat James Comey nicht platzen lassen. Es gab sie nicht, die eine sensationelle Enthüllung, die nun zwangsläufig dazu führen müsste, dass das US-Repräsentantenhaus ein Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump einleitet.
Zumindest im öffentlichen Teil der Anhörung im Geheimdienstausschuss des Senats lieferte der entlassene FBI-Direktor nichts wirklich Überraschendes. Im Grunde fasste er nur zusammen, was bereits aus einer Vielzahl von Quellen durchgesickert war. Doch die ungeschminkte Art, mit der er die Dinge beim Namen nannte, hat nicht nur höchsten Respekt verdient, sie wird auch über kurz oder lang zu politischen Konsequenzen führen. Allein schon Comeys Schilderung dreier Vieraugengespräche mit Trump sagt eigentlich alles über einen Mann, der sich verhält, als stehe er einem Kartell vor – und nicht den Vereinigten Staaten von Amerika.
Da ist ein FBI-Chef, der seinem Staatschef zutraut, ohne Scham die Fakten zu verdrehen. Da ist ein zutiefst irritierter Jurist, der nicht glauben kann, mit welcher Dreistigkeit der Präsident ihn, den Chef einer unabhängigen Behörde, dazu drängt, eine Ermittlung abzuwürgen. Sicher, es gibt Republikaner, die bereits jedes Wort auf die Goldwaage legen. Hat Trump nicht gesagt, er hoffe, dass Comey die Untersuchungen gegen seinen entlassenen Sicherheitsberater Michael Flynn fallen lasse? Auf etwas zu hoffen, sei ja wohl keine Anweisung, argumentieren die Anhänger des Präsidenten. Von Behinderung der Justiz könne keine Rede sein.
Den Buchstaben nach mag das stimmen, aber im Kontext ergibt sich ein eindeutiges Bild. Trump fehlt jeder Respekt vor der Gewaltenteilung, vor der demokratischen Ordnung und der Unabhängigkeit von Institutionen, die eben nicht ihm verpflichtet sind, sondern allein der Verfassung. Er glaubt, Amerika lasse sich lenken wie ein Immobilienunternehmen, mal hier hoch pokernd, mal dort ein Tauschgeschäft einfädelnd. Das ist ein verhängnisvoller Irrtum. James Comey hat es ihm in aller Deutlichkeit aufgezeigt.