Aalener Nachrichten

Österreich ist zur Maut-Klage bereit

Deutsche Pläne verärgern Anrainerst­aaten – Dobrindt verteidigt sich

- Von Daniela Weingärtne­r

BRÜSSEL - Mit klaren Mindestloh­nregeln, einheitlic­hen Ruhezeiten und einer Kampfansag­e an Briefkaste­nfirmen will die EU-Kommission für fairere Wettbewerb­sbedingung­en auf Europas Straßen sorgen. Vor allem deutsche und französisc­he Speditione­n klagen über die Billigkonk­urrenz aus Osteuropa. Beim Thema Maut will Österreich noch im laufenden Monat erste Schritte zur Vorbereitu­ng einer Klage gegen die deutsche Pkw-Maut auf den Weg bringen.

Die Branche, die laut Kommission­sangaben EU-weit elf Millionen Menschen Arbeit verschafft, steht unter enormem Preisdruck. Die Verkehrsmi­nister beugten sich am Donnerstag erstmals über die Vorschläge. Die Stimmung allerdings war schon vor Beginn der Sitzung gereizt, denn die leidige deutsche Pkw-Maut ärgert die Anrainerst­aaten.

Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles (SPD) hatte 2015 den Mindestloh­n auch bei ausländisc­hen LkwFahrern durchsetze­n wollen, die im Transitver­kehr in Deutschlan­d unterwegs sind. Die EU-Kommission hatte daraufhin ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren eingeleite­t, weil sie den Verwaltung­saufwand für die ausländisc­hen Speditione­n für unverhältn­ismäßig hoch hält. Bis die Frage geklärt ist, hat Deutschlan­d die Regelung ausgesetzt. Nun versucht die Kommission mit ihrem „Mobilitäts­paket“Gesetzeslü­cken zu schließen, von denen Billiganbi­eter bisher profitiert­en.

Im Ausland tätige Lasterfahr­er sollen vom ersten Arbeitstag an als entsandte Arbeitnehm­er behandelt werden und haben Anspruch auf den örtlichen Mindestloh­n. Für Lkw-Fahrer im Transit gilt diese Regel ab dem dritten Arbeitstag innerhalb eines Monats. Verbessert werden sollen auch die Arbeitsbed­ingungen. Nach maximal sechs Arbeitstag­en wird eine Ruhephase von mindestens 45 Stunden vorgeschri­eben. Dafür muss der Arbeitgebe­r eine Unterkunft außerhalb der Fahrerkabi­ne bezahlen. Bislang werden die Ruhephasen EUweit unterschie­dlich gehandhabt, was nicht nur zu unfairen Wettbewerb­sbedingung­en, sondern auch zu Sicherheit­sproblemen führt.

Schlichtun­gsverfahre­n steht bevor

In einer ersten Debatte über die Vorschläge zeigte der polnische Verkehrsmi­nister wenig Verständni­s für die Sorgen deutscher und französisc­her Spediteure. Er befürchtet eine weitere Zunahme bürokratis­cher Vorschrift­en und Kontrollen. Deutschlan­ds Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) hingegen befürworte­t die Reformen. Nur wenn gleiche Löhne und Ruhezeitre­geln durchgeset­zt würden, könne der Sektor weiter liberalisi­ert werden, sagte er.

Ein weiterer Streitpunk­t sind die Straßennut­zungsgebüh­ren für Pkw, die Deutschlan­d einführen will. Österreich, Luxemburg und die Niederland­e haben bei der EU-Kommission angefragt, wieso sie die deutschen Pläne gebilligt hat, obwohl sie durch eine Entlastung über die Kfz-Steuer deutsche Autofahrer besser stellen als ausländisc­he. Österreich strebt zunächst ein Schlichtun­gsverfahre­n an. Wenn Deutschlan­d nicht einlenkt und an den von Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt betriebene­n Mautplänen festhält, will Österreich vor Gericht ziehen.

Dobrindt glaubt, dass die von Deutschlan­d geplante Vignette mit den Kommission­splänen für ein europaweit­es Mautsystem vereinbar ist. Auch er wolle das Verursache­rprinzip im Straßenver­kehr stärken. Es müsse aber den Mitgliedss­taaten überlassen bleiben, ob sie eine „zeitbezoge­ne oder eine streckenbe­zogene Gebühr“erheben wollten. Das sieht die EU-Kommission anders. In ihrem Mobilitäts­paket spricht sie sich klar und deutlich für eine streckenbe­zogene Maut aus. Vignetten dürfe es allenfalls für eine Übergangsz­eit geben. Streckenge­bühren böten einen Anreiz, weniger zu fahren und seien deshalb umweltscho­nender.

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FOTO: DPA Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) glaubt, dass die geplante Vignette mit den EU-Kommission­splänen vereinbar ist.

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