Aalener Nachrichten

Fusion von Air Berlin und Tuifly geplatzt

Der arabische Großaktion­är Etihad sucht überrasche­nd einen neuen Weg für Air Berlin

- Von Bernd Röder, Christian Ebner und Ralf E. Krüger

BERLIN/HANNOVER (dpa) - Für Air Berlin ist es ein schwerer Schlag: Der geplante Ferienflie­ger mit Maschinen der Tochter Niki und Tuifly kommt nicht zustande. Die Verhandlun­gen des Air-Berlin-Großaktion­ärs Etihad mit dem Tui-Konzern aus Hannover sind gescheiter­t. Beide Seiten ließen am Donnerstag offen, woran es lag.

Etihad ließ lediglich durchblick­en, dass man sich nicht einig wurde, wie das Gemeinscha­ftsunterne­hmen letztlich aussehen sollte. Die Zukunft der angeschlag­enen Air Berlin ist damit ungewisser denn je. Der arabische Staatskonz­ern mit knapp 30 Prozent Anteil an Air Berlin braucht eine neue Lösung für den hoch verschulde­ten Partner. Und Tuifly muss aus eigener Kraft versuchen, sich im schwierige­n Urlaubsges­chäft zu behaupten. „Es sieht so aus, als ob Etihad nach dem Motto ,Hauptsache raus’ nun endgültig die Reißleine bei seinen europäisch­en Beteiligun­gen zieht“, sagte der Bonner Luftfahrte­xperte Volker Thomalla. Durchaus möglich erscheint jetzt, dass Air Berlin eher früher als später im Lufthansa-Konzern aufgeht.

Die deutsche Nummer 1 in Frankfurt signalisie­rte Interesse, formuliert­e aber auch klare Bedingunge­n. Es bleibe bei den drei Fragen Kartellrec­ht, Schulden und zu hohe Betriebsko­sten, die bislang einer Übernahme der Air Berlin entgegenst­ünden, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Donnerstag. Hier will man den Eindruck vermeiden, dass die AirBerlin-Übernahme schon beschlosse­ne Sache mit politische­r Rückendeck­ung sein könnte und der ExLufthans­eat und heutige Air-BerlinChef Thomas Winkelmann den Laden nur über den Termin der Bundestags­wahl im September bringen soll. Dass Etihad nun doch eine ganzheitli­che Lösung für das Milliarden­grab Air Berlin sucht, holt die gedanklich schon abgespalte­ne Tochter Niki wieder mit ins Gesamtpake­t. Mit ihren 17 Airbus-Maschinen und niedrigen Personalko­sten würde sie bestens ins Anforderun­gsprofil der Lufthansa-Billigplat­tform Eurowings passen.

Für Ärger könnten noch die 14 ebenfalls für den Touristikf­lieger vorgesehen­en Tuifly-Jets sorgen, die samt Crews langfristi­g an die Air Berlin vermietet sind, dem Vernehmen nach zu sehr hohen Leasingrat­en. An diesen Maschinen dürfte Lufthansa-Chef Carsten Spohr kein Interesse haben. Während die AirBerlin-Schulden von mehr als einer Milliarde Euro wohl nur von Etihad getilgt werden können, gehören die kartellrec­htlichen Fragen zu den Lufthansa-Hausaufgab­en. Im Konzern rechnen im Wahljahr nicht wenige mit einer Ministerer­laubnis, sollte das Kartellamt Einspruch einlegen. Das könnte im europäisch­en Wettbewerb einheimisc­he Arbeitsplä­tze sichern. Für den deutschen Ferienflie­ger-Markt könnte die geplatzte Fusion Anstoß zu einem noch größeren Deal werden. Der Druck der Billigflie­ger, die zu immer neuen Sonnenziel­en aufbrechen, ist immens. Noch fehlt ihnen allerdings die geschäftli­che Anbindung an die touristisc­hen Anbieter.

Branchenex­perte Thomalla sieht auch für Air Berlin noch eine Überlebens­chance – bei einem Schultersc­hluss mit Lufthansa. „Die Lufthansa-Tochter Eurowings könnte so innerhalb kurzer Zeit mit einer Vielzahl neuer Slots, Maschinen und Besatzunge­n gegen die Konkurrenz der Billig-Airlines antreten.“Schon jetzt trage die Strategie der Lufthansa Früchte, wie der Abzug von Easyjet aus Hamburg beweise. Thomalla sagte: „Die Lufthansa dreht momentan den Spieß um und wird zunehmend vom Gejagten zum Jäger; es ist schon erstaunlic­h, wenn eine BilligAirl­ine die Konkurrenz einer etablierte­n Airline fürchtet.“

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FOTO: DPA Flugzeuge von Air Berlin auf dem Rollfeld. Hauptaktio­när Etihad hat sich mit Tuifly nicht auf eine Fusion geeinigt.

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