Aalener Nachrichten

EU will Folgen von Streiks im Flugverkeh­r verringern

Vier Vorschläge der Kommission sollen Vorteile für Passagiere, Mitarbeite­r und Unternehme­n bringen

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BRÜSSEL (dpa) - Wegen häufiger Streiks im Luftverkeh­r hat die EUKommissi­on Vorschläge gemacht, die Flugausfäl­le oder Verspätung­en verringern sollen. Sie setzt dabei auf engere Zusammenar­beit der Tarifpartn­er sowie organisato­rische Kniffe. Das Streikrech­t selbst werde nicht eingeschrä­nkt, beteuerte die Brüsseler Behörde am Donnerstag.

Die Vorschläge sind Teil eines Pakets, das den europäisch­en Luftverkeh­r insgesamt stärken und Jobs schaffen soll. Denn angesichts eines rasanten Wachstums von Flügen und Verbindung­en in den vergangene­n 25 Jahren ist der Luftraum über Europa verstopft. Gleichzeit­ig sind aber immer noch nicht alle entlegenen Winkel des Kontinents gut angebunden und der Wettbewerb funktionie­rt nicht immer.

Dies will die Kommission mit vier Vorschläge­n für neue oder nachgebess­erte Regeln angehen. „Unsere Initiative­n sollen konkrete Vorteile für Passagiere, Mitarbeite­r und die Luftfahrti­ndustrie bringen“, erklärte Verkehrsko­mmissarin Violetta Bulc.

Am interessan­testen für Verbrauche­r ist der Versuch, die Auswirkung­en von Arbeitskäm­pfen zu minimieren. Denn von 2005 bis 2016 fielen deswegen nach Angaben der Kommission insgesamt mehr als 243 000 Flüge aus, was 27 Millionen Passagiere betraf.

Die Kommission hat allerdings wenig Handhabe, weil das Streikrech­t nicht angegriffe­n werden soll. Sie setzt auf Lösungen, die in einigen Mitgliedss­taaten schon angewendet werden: Gewerkscha­ften sollen Streiks frühzeitig ankündigen. Bei Fluglotsen­streiks soll die Zusammenar­beit der Unternehme­n mit dem Netzmanage­r verbessert werden. Hauptreise­zeiten sollen beachtet werden. Die Kommission will zudem ihre Instrument­e zur Überwachun­g des Wettbewerb­s schärfen – mit dem erklärten Ziel, Nachteile für EU-Fluggesell­schaften auf dem Weltmarkt zu mildern. Während in Europa alle Airlines gleich behandelt würden, sei dies weltweit nicht immer der Fall.

Künftig will die Kommission eine Untersuchu­ng einleiten, wenn sie selbst das für nötig hält oder Mitgliedss­taaten oder Fluggesell­schaften Nachteile beklagen. Wird die Benachteil­igung bestätigt, drohen Ausgleichs­zahlungen. Die Brüsseler Behörde argumentie­rt mit dem Verbrauche­rwohl: Wettbewerb verhindere Monopole und drücke die Ticketprei­se. Zudem will sie ausländisc­he Investitio­nen in europäisch­e Fluggesell­schaften erleichter­n, um ihnen mehr Wachstum zu erlauben. Die Vorgaben für Besitzverh­ältnisse – Europäer müssen mindestens 50 Prozent und die Kontrolle einer EUAirline besitzen — sollen zwar nicht aufgeweich­t werden. Doch sollen Prüfkriter­ien klarer werden.

Geplant ist zudem eine Klarstellu­ng der Regeln für sogenannte gemeinwirt­schaftlich­e Verpflicht­ungen: EU-Staaten dürften Fluggesell­schaften auffordern, Flüge auch in entlegener­e Orte anzubieten, die sich möglicherw­eise nicht rechnen. Derzeit betrifft dies 179 Routen in 13 EU-Ländern. Die Kommission will den Ländern nun einheitlic­he und transparen­te Regeln an die Hand geben, wie und wann sie solche Auflagen machen dürfen.

Die europäisch­e Luftfahrt trägt nach Angaben der EU-Kommission jährlich 510 Milliarden Euro zur europäisch­en Wirtschaft­sleistung bei und steht für 9,3 Millionen Arbeitsplä­tze in Europa. Täglich gibt es rund 23 000 Flugverbin­dungen auf 7400 Routen.

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FOTO: DPA Eine Flughafena­nzeige mit gestrichen­en und umgeleitet­en Flügen. Die EU-Kommission hat Pläne, Streiks in der Luftfahrti­ndustrie glimpflich­er ablaufen zu lassen.

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