Vom Aalener Stadtbiergarten in den globalen Antikhandel
Oliver Reich-Graß und Sascha Neumann handeln im ehemaligen „Fliesen Lang“online mit Historischem – vorläufig noch eine GbR
AALEN-WASSERALFINGEN (lem) Nierentisch, Weltempfänger und Blechspielzeug statt Bodenbelag, Antik-Onlinehandel statt Kellnern im Stadtbiergarten: In das Gebäude des ehemaligen „Fliesen Lang“in der Wasseralfinger Ritter-Ulrich-Straße sind vor kurzem Oliver Reich-Graß, ehemaliger Gastronom des ehemaligen Aalener Stadtbiergartens, und Sascha Neumann mit ihrem Antik-Onlineshop eingezogen. Mit Preziosen aus den 50erbis 70erJahren, Büchern, Bildern, Antikem und Antiquarischem oder Kunsthandwerk aus mehreren Epochen handeln sie schon länger. Sie haben bereits einen ansehnlichen Kundenstamm, erklären beide. Und dazu nun ordentlich Lagerkapazitäten.
Dass der Stadtbiergarten quasi auch schon Geschichte ist und dort die Brauereigaststätte „Barfüßer“(wir berichteten) entstehen wird – ReichGraß sieht’s „mit einem weinenden und einem lachenden Auge“. Denn nun hat er endlich Zeit, abseits vom teilweise ziemlich stressigen Gastronomiegewerbe aus einer Art Hobby einen Beruf zu machen. Obwohl der Online-Handel auch ziemlich zeitintensiv ist.
Besonders Industrie-Design, altes Elektrogerät, antike Spielsachen, Ungewöhnliches und Betagtes, das fasziniert Reich-Graß schon seit über 25 Jahren. Der Handel läuft so ab: Ob alte Uhr, Kunstdruck, Möbelstück, Schreibtischlampe – sie kaufen Antikes und verkaufen es über ebay weiter. Eventuell werden die beiden in Zukunft ein eigenes Online-Portal eröffnen. Vorher handelten sie von Privaträumen aus, im ehemaligen Fliesengeschäft mit den vielen Regalen haben sie nun reichlich Platz. Auch aus Haushaltsauflösungen stammen die Gegenstände, gehandelt wird zu „fairen Preisen“, sagt Neumann, der den Stadtbiergarten mit Reich-Graß mit betrieb. Das gelte auch für Haushaltsauflösungen, bei denen sich manches interessante Stück finden lässt.
Alles ist sehr transparent
Der Stamm an Privat- und Stammkunden sei bereits recht groß, viele kämen etwa aus Schwäbisch Gmünd. Auch Geschäftskunden sind dabei, die für Geschäftsräume auf der Suche nach ungewöhnlichen Einrichtungsgegenständen oder seltenen Accessoires seien. Das Geschäft läuft momentan über Mund-Propaganda und Kundenempfehlungen – „unsere Kunden melden sich immer wieder“, für Reich-Graß ist das ein „Gradmesser dafür, dass wir das richtig machen. Wir heben uns von anderen Händlern ab.“Die beiden gehen auch vor Ort, wenn jemand etwas anzubieten hat, wer einen alten Zylinder oder eine große Briefmarkensammlung besitzt, kann das auch direkt vorbeibringen, auch auf Kommission. Der Kunde bekommt eine genaue schriftliche Aufstellung – „alles sehr transparent, der Kunde kann den Verkauf genau im Internet verfolgen“, erklärt Reich-Graß.
Das alte Radio wird gereinigt, eine alte Schreibtischlampe geputzt – Möbel aufzubereiten, das lohne sich aber nicht, erklären die beiden. Dazu würde man eine Schreinerei benötigen. Gegenüber in der Ritter-Ulrich-Straße soll das Sieger-Köder-Haus entstehen. Reich-Graß kann sich hier ganz gut Synergien vorstellen, wenn hierher Besuchergruppen kommen. Ein Laden im eigentlichen Sinn, sagt Reich-Graß, sei das Geschäft nicht, sondern eher ein Lager, in dem man mit den Kunden auch mal „a Schwätzle“halten kann.
Momentan firmieren die beiden als Reich & Neumann, einen „richtigen“Namen gibt es noch nicht und auch noch kein Unternehmens-Logo. Aber da hat Reich-Graß eine Idee: Er sammelt leidenschaftlich diese in den 60er- und 70er-Jahren so beliebten Holz-Kraniche. Vielleicht schafft es das japanische Symbol für Glück und Langlebigkeit ja ins Vereinslogo.