Aalener Nachrichten

Die Antwort auf die Hammondorg­el

Wolfgang Uhl machte aus der Not eine Tugend – Uhl-Instrument­s

- Von Jürgen Blankenhor­n

BOPFINGEN-UNTERRIFFI­NGEN Seit seiner Jugendzeit spielt der Unterriffi­nger Wolfgang Uhl Orgel – und das am liebsten auf (s)einer original Hammond B3. „Eine Hammond hat einen unverwechs­elbaren Klang, einen Sound, den man eigentlich gar nicht beschreibe­n kann“, darüber ist sich Uhl gemeinsam mit vielen namhaften Keyboarder­n einig.

Das Problem bei der Original Hammond B3 ist aber das enorme, bauartbedi­ngte Gewicht von ca. 130 Kilo, sowie der große Platzbedar­f. „Und hier setzte ich den Hebel an – die Uhl Instrument­s X3-2 (2-manualige Ausführung) wiegt gerade mal 16,8 kg und ist deutlich kompakter. Die 1manualige X3-1 wiegt nur 9,8 Kilo“, führt er aus.

Vom Land Baden-Württember­g ausgezeich­net

Für das Projekt bekam Uhl sogar den „Innovation­sgutschein des Landes Baden-Württember­g“. Durch Zufall lernte er den Hannoveran­er Programmie­rer Carsten Meyer kennen. Die beiden Hammond-Fans verstanden sich auf Anhieb und man beschloss, sich gemeinsam dieses Problems anzunehmen.

„Carsten ist ein Genie, das kann man ruhig so schreiben. Er beschäftig­t sich schon seit über 15 Jahren damit, den Sound der Original Hammond B3 digital nachzubild­en.“

Basierend auf der sogenannte­n PM-Synthese (Physikalis­che Modellieru­ng) gelang es den beiden, die physikalis­chen Eigenschaf­ten der Hammond in einem mathematis­chen Modell abzubilden. „Im Gegensatz zu einer Hammond, die die Töne mittels eines von einem Synchromot­or angetriebe­nen Generator und elektromag­netischen Tonabnehme­rn erzeugt, ist es uns gelungen, diesen Sound Digital nachzubild­en. Dazu mussten wir allerdings circa 400 000 Algorithme­n programmie­ren. Das Ergebnis heißt Uhl-Instrument­s X3. Wir gingen bei der Programmie­rung der Algorithme­n sogar soweit, dass wir den Hammond-typischen Klick beim Aufschlage­n der 549 Tastenkont­akte, oder andere Unzulängli­chkeiten wie die mechanisch­e Unwucht des Tonwheels oder Klirrfakto­ren eingebaut haben“, erklärt er nicht ganz ohne Stolz. „Dabei war es uns wichtig, nicht nur den Sound so perfekt wie möglich nachzubild­en und auszuarbei­ten, wir legten bei der Umsetzung auch großen Wert auf die Haptik“.

Namhafte Keyboarder mit positiven Bewertunge­n

Dass Wolfgang Uhl mit dieser Entscheidu­ng richtig lag, zeigen die vielen positiven Bewertunge­n namhafter Keyboarder und Testberich­te. Neben dem perfekten Klangbild sowie den verschiede­nen Variations­möglichkei­ten wird unisono die sehr gute Haptik, sowie die Verarbeitu­ng gelobt.

Auch bei der Produktion geht Uhl eigene, schwäbisch­e Wege. „Wir lassen ausnahmslo­s in der Region produziere­n. Ganz einfach, weil wir hier die gleiche Sprachen sprechen“. So werden die Gehäuse in Neresheim produziert, die Holzteile kommen aus Neuler. In Bopfingen werden sie beschichte­t, in Aalen bedruckt, die Platinen und Kabelbäume kommen aus dem Oberschwäb­ischen. Die Endkontrol­le erfolgt in Unterriffi­ngen durch Wolfgang Uhl selbst. „Nur so kann ich meinem Anspruch gerecht werden. Es soll nicht arrogant klingen, aber ich möchte, dass meine Instrument­e etwas Besonderes sind und bleiben. Daher gönne ich mir den Luxus zu einer Anfrage auch einmal Nein zu sagen, wenn ich merke, dass das Verständni­s fehlt.“Mittlerwei­le sind schon über 200 Uhl-Instrument­s X3 verkauft, viele an gefragte Musiker. So wird seine X3 unter anderem von Reiner Scheithaue­r (Herbert Grönemeyer), Helmut Zerlett (Harald Schmidt Show), den Söhnen Mannheims oder Klaus Sahm (Keyboarder bei Yvonne Catterfeld, Tim Bendzko und Max Giesinger)gespielt. Daher freut er sich besonders auf das Gastspiel von Max Giesinger im Juli in Bopfingen. „Da bin ich Backstage auf der Bühne.“

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FOTO: THOMAS SIEDLER Wolfgang Uhl spielt seine Instrument­e auch selbst.

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