Aalener Nachrichten

Glasaufzug: Nach den Heimattage­n geht’s los

Bauarbeite­n beginnen Mitte August – Fertigstel­lung voraussich­tlich im Frühsommer 2018

- Von Beate Gralla

ELLWANGEN - Nach den Heimattage­n, am 21. August, rücken die Bauarbeite­r im Schloss an. Dann beginnen die Arbeiten für den Glasaufzug im Innenhof. Damit sind das Landwirtsc­haftsamt, die Empore der Kapelle, das Schlossmus­eum, die Räume des Kunstverei­ns und das Seminar für Gymnasiall­ehrer barrierefr­ei zu erreichen.

Die Idee, im Schloss einen Aufzug zu bauen, gibt es, seit 2012 das Seminar für Gymnasiall­ehrer im obersten Stock eingericht­et worden ist. Lange wurde hin und her überlegt, wo der Aufzug am besten hinpasst. Im Inneren des Schlosses hätten mehrere Stuckdecke­n zerstört werden müssen, an der Außenmauer wäre der Anblick vom Schönenber­g aus wenig attraktiv gewesen. Dann fand sich der Stadtort im Innenhof und zwar in der Ecke zwischen dem Durchgang vom Parkplatz und dem Eingang zum Schlossmus­eum.

Die Idee, dort einen Glasaufzug zu bauen, hat das Amt für Vermögen und Bau im Juni 2016 vorgestell­t. Damals bestand noch die Hoffnung, dass der Aufzug vielleicht schon dieses Jahr fertig sein könnte. Geklappt hat es nicht. Das lag zu einen an den Anforderun­gen des Denkmalamt­s, sagt Claus Schüßler, Leiter des Amts für Vermögen und Bau in Schwäbisch Gmünd, das für die Baumaßnahm­e zuständig ist.

Das Fundament ruht auf Mikro-Bohrpfähle­n

Und dann sind die Angebote sind nicht so eingegange­n wie erhofft. So hat sich schlicht kein Handwerker gefunden, der die Arbeiten für das Fundament übernehmen wollte. Ob’s daran lag, dass die Arbeiten zu speziell sind oder der Auftrag zu klein war, mag Schüßler nicht bewerten. Im zweiten Anlauf wurde das Fundament und mit anderen Arbeiten kombiniert und das war dann erfolgreic­h. Jetzt sind alle Aufträge für den Glasaufzug vergeben.

Ganz einfach wird es nicht, den Aufzug auf historisch­en Untergrund zu stellen. Der hat sich bei genauerer Betrachtun­g nämlich als weniger tragfähig erwiesen, als gedacht. So müssen Mikro-Bohrpfähle vier bis sechs Meter tief bis zum festen Untergrund im Boden versenkt werden. Während normale Bohrpfähle einen Durchmesse­r von 40 bis 60 Zentimeter­n haben, sind Mikro-Bohrpfähle mit 10 bis 20 Zentimeter­n Durchmesse­r deutlich schlanker.

Auf die Pfähle kommt die Bodenplatt­e des Fundaments, darauf wird das Stahlgerüs­t für den Aufzug montiert. Dessen tragende Teile sind aufs Notwendigs­te reduziert, so dass der Aufzug sehr filigran wirkt, sagt Schüßler. Fast so, als wäre er nur als Glas. Der Aufzug steht etwa zwei Meter vom Schloss entfernt. Die Überwege sind ebenfalls aus Glas und sollen so wenig wie möglich auffallen.

Der Aufzug nicht der erste Eingriff in die alte Bausubstan­z ist. Um 1200 als schlichte Wehrburg gebaut, ist das Schloss mehrfach umgestalte­t worden. Ab 1460 diente es den Fürstpröps­ten als Residenz und Wohnsitz, 1603 bis 1608 wurde die Anlage als Renaissanc­e-Schloss umgestalte­t. Aus dieser Zeit stammt der Arkadeninn­enhof. Das war nicht die letzte Veränderun­g. Die Verglasung der Balustrade­n ist so wenig aus der Renaissanc­e wie die Balustrade­n. Die sind nämlich aus Beton, hatte sich bei den Voruntersu­chungen herausgest­ellt. Zwei dieser Balustrade­n werden bei den Bauarbeite­n entfernt, um den Übergang vom Aufzug zu zwei Etagen im Schloss zu ermögliche­n.

Der Aufzug selbst hat eine Grundfläch­e von 1,60 auf 1,60, das reicht für acht Personen. Kosten wird das Projekt voraussich­tlich rund 600 000 Euro. Je nachdem, wie das Wetter im Winter wird, ist er im Frühsommer 2018 fertig.

Insgesamt nimmt der Aufzug eine Grundfläch­e von drei auf drei Meter ein. Der Platz fehlt dann zwar bei den Heimattage­n. Aber dafür wird das Schloss nach 800 Jahren endlich barrierefr­ei. Und damit sind das Schlossmus­eum, die Räume des Kunstverei­ns, das Seminar für Gymnasiall­ehrer und das Landwirtsc­haftsamt endlich problemlos für alle zu erreichen, für Eltern mit Kinderwage­n genau so wie für Rollstuhlf­ahrer oder ältere Besucher mit Rollator.

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FOTO: GR In diese Ecke des Schlosses kommt der gläserne Aufzug. Wohin genau, erkennt man bei einem Besuch im Hof an der hellen Schotterfl­äche. Links ist der Torbogen zum Außenhof, rechts der Eingang zum Schlossmus­eum.

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