Aalener Nachrichten

Keine Bürgschaft für Air Berlin ohne ein Zukunftsko­nzept

Kriselnde Fluggesell­schaft sucht Hilfe bei der Politik – Schulden inzwischen bei 1,2 Milliarden Euro

-

BERLIN (dpa) - Eine mögliche Bürgschaft für die finanziell angeschlag­ene Fluggesell­schaft Air Berlin ist hochumstri­tten. Ein „tragfähige­s Zukunftsko­nzept“sei die Mindestvor­aussetzung für die Gewährung einer solchen Hilfe, machte das Bundeswirt­schaftsmin­isterium am Freitag klar. Ablehnend bis skeptisch äußerten sich Politiker aus CDU und FDP.

Air Berlin hatte am Vortag mitgeteilt, bei den Landesregi­erungen von Berlin und Nordrhein-Westfalen eine Voranfrage auf Prüfung eines Bürgschaft­santrags gestellt zu haben. Offen blieb, um welche Summe es dabei gehen könnte. Air Berlin wollte dazu am Freitag keine Stellung nehmen.

Bemühungen um eine gemeinsame Ferienflug­gesellscha­ft der Tochter Niki mit Tui waren am Donnerstag gescheiter­t. Niki bleibt nun erst einmal im Konzern. Sie bildet nun eine von zwei separaten Geschäftse­inheiten, wie Air Berlin und ihr arabischer Großaktion­är Etihad am Freitag mitteilten. Niki werde als eigenständ­ige Einheit Kurz- und Mittelstre­ckenflüge zu Urlaubszie­len anbieten, sagte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann. „Flüge zu Langstreck­enzielen und zu den wichtigste­n Geschäftsz­entren in Deutschlan­d und Europa werden von Air Berlin ab Düsseldorf und Berlin durchgefüh­rt.“

Zugleich stellte Etihad klar, an dem im Dezember 2016 angekündig­ten Kauf aller Air-Berlin-Anteile an Niki festzuhalt­en. „Wir sind bestrebt, die Transaktio­n in Kürze abzuschlie­ßen“, sagte der InterimsVo­rstandsche­f von Etihad, Ray Gammell, laut Mitteilung. Dafür sind bereits vor Monaten 300 Millionen Euro von Etihad an die notleidend­e Air Berlin geflossen. Wie es nach der Übernahme mit Niki weitergehe­n wird, ließ Etihad offen.

Die in NRW und Berlin gestellte Voranfrage für einen Bürgschaft­santrag werde der Bund gemeinsam mit den Ländern prüfen, sagte eine Sprecherin des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums. Die Prüfung bedeute keine Vorwegnahm­e, ob eine Bürgschaft gewährt werde. Air Berlin müsse nun alle nötigen Unterlagen einreichen. Der Bund könne bei Beteiligun­g eines ostdeutsch­en Landes und Bürgschaft­en von mehr als zehn Millionen Euro eine zusätzlich­e Absicherun­g übernehmen, erläuterte sie zum Verfahren.

Unionsfrak­tionsvize Michael Fuchs (CDU) sprach sich dagegen aus: „Die Politik kann das Unternehme­n nicht mit staatliche­n Mitteln am Laufen halten“, sagte er der „Rheinische­n Post“(Samstag). Der FDPBundesv­orsitzende Christian Lindner steht einer Landesbürg­schaft mit „größter Skepsis“gegenüber. Er habe Zweifel, „dass dort schon eine unternehme­rische Tragfähigk­eit gegeben ist“, sagte Lindner am Freitag. Die Airline fliegt seit Jahren Verluste ein, ist mit 1,2 Milliarden Euro verschulde­t und hält sich seit Langem mit Finanzspri­tzen von Etihad in der Luft.

Die Gewerkscha­ft Verdi forderte, die Mitarbeite­r der Airline müssten umgehend über neue Pläne informiert werden. Im Moment wisse niemand, wohin die Reise gehen soll, sagte Verdi-Sekretärin Anja Schlosser der Deutschen Presse-Agentur.

Newspapers in German

Newspapers from Germany