Aalener Nachrichten

Schnell gerührt

Wer schöne Tassen besitzt, kann darin nicht nur Heißgeträn­ke servieren, sondern auch Mug Cakes backen

- Von Julia Kirchner

KÖLN/MÜNCHEN (dpa) - Ein Stück Kuchen müsste jetzt her. Dringend. Am besten mit Schokostüc­ken. Aber jetzt die riesige Kuchenform heraushole­n, obwohl man alleine ist? Den Backofen vorheizen und eine Stunde warten? Nein, denn die Lösung für das Dilemma heißt Mug Cakes.

Mug steht im Englischen für Tasse, und das Wort bringt es auf den Punkt: ein kleines, süßes Etwas für zwischendu­rch, das man auf die Schnelle in der Tasse anrühren und backen kann.

Das Beste an Mug Cakes: Es gibt sie süß und pikant, einfach und aufwendig. Viel Küchenwerk­zeug ist nicht nötig. Und man müsste sich schon sehr anstrengen, um das Rezept zu verhunzen.

Nicht zu verwechsel­n sind Mug Cakes mit den sogenannte­n Becheroder Tassenkuch­en: Bei ihnen werden die Zutaten becherweis­e abgemessen und zusammenge­rührt, während Mug Cakes in der Tasse selbst entstehen.

Geschmackl­ich unterschei­den sich Mug Cakes nicht von herkömmlic­hem Gebäck. Allerdings schmecken sie warm am besten, findet die Kochbuchau­torin Angelika Illies. Ein Anrichten auf der Kuchenplat­te ist überflüssi­g: Mug Cakes werden direkt aus der Tasse gelöffelt.

Für Schokolade­nliebhaber empfiehlt Illies einen Teig mit weißer Schokolade und dunkler Schokolade­nsoße. Butter und Schokolade werden in der Tasse geschmolze­n, dann Ei, Zucker und Vanillezuc­ker untergerüh­rt. Danach kommen Milch, Mehl und Backpulver hinzu. Mit einer Gabel oder einem MiniSchnee­besen wird alles gut vermengt. Die dunkle Schokosoße wird mittig auf den Teig gegeben und untergezog­en. Bei 600 Watt backt der kleine Kuchen 90 Sekunden in der Mikrowelle – fertig. Mit Abwiegen und Zubereiten dauert das Ganze zehn Minuten.

Wer Lust auf Käsekuchen hat, kann bei Illies zwischen zwei einfachen Rezepten wählen: Bei „Easy Cheesy“werden Schmelzkäs­e und Quark mit den übrigen Zutaten vermischt, kurz gebacken und mit Himbeerkon­fitüre verziert. Der Quark muss zum Backen trocken sein, rät Illies, sonst setzt sich die Feuchtigke­it ab, und der Cake ist nicht gleichmäßi­g durchgebac­ken. Eventuell vorhandene Flüssigkei­t in der Quarkpacku­ng sollte man deshalb abgießen. Der „New York Cheesecake“dagegen besteht aus Zwieback, Frischkäse, Ei, Butter und Zucker. Abgerundet wird das Ganze mit einer fluffigen Creme aus Frischkäse und Johannisbe­ergelee. Illies empfiehlt ihn, weil er beim Abkühlen in Form bleibt und auch kalt saftig und lecker ist.

Zwar ist die schnelle Zubereitun­g in der Mikrowelle der Clou an den Cakes. Im Ofen lassen sich die Küchlein aber ebenso gut zubereiten. Bei den meisten Rezepten empfiehlt es sich dann, den Ofen auf 180 Grad vorzuheize­n und den Teig in der Tasse für 25 Minuten auf mittlerer Schiene zu backen, rät Eva Neisser. Sie hat ebenfalls ein Rezeptbuch über Mug Cakes geschriebe­n, jedoch für pikante Varianten.

Gut ist Glas und Porzellan

Bei der Wahl der Tasse können Hobbybäcke­r bei Glas und Porzellan ohne Goldrand nichts falsch machen. Auch für die Mikrowelle geeignete Kunststoff­behältniss­e sind in Ordnung. Tabu sind dagegen Metall aller Art, Papier oder Styropor. Auch von Kunststoff­en, die kein Mikrowelle­nsymbol tragen, sollte man die Finger lassen. Ansonsten empfiehlt Neisser hohe Tassen – da die Eier im Teig hochsteige­n. Außerdem sollten sie nicht zu schmal sein und gerade Seiten haben.

Klassisch fährt man mit einem Mug Cake à la Caprese, also mit Tomate und Mozzarella. In die Tasse kommen Ei, Mehl, Oregano, Tomatenwür­fel, Basilikum und Mozzarella. Nach dem Backen in der Mikrowelle oder im Ofen muss man das Ganze zum Schluss noch mit je einer Scheibe Tomate und Käse belegen und Balsamicoe­ssig drauf träufeln – fertig!

Für Fischliebh­aber schlägt Neisser einen Mug Cake mit Räucherlac­hs, Dill und Honigsenf vor. Und wer es pikant will, rührt sich einen Tassenkuch­en mit Emmentaler, Gruyère und Cheddar an. Besonders gut passt dazu ein Klecks Erbsencrem­e, die sich ebenfalls schnell selbst machen lässt. Dazu einfach tiefgekühl­te Erbsen auftauen, gar kochen und mit Minze, Olivenöl und saurer Sahne glatt rühren sowie mit Zitronensa­ft, Salz und Pfeffer abschmecke­n. Da Mug Cakes eher etwas für den kleinen Haushalt sind, fällt auch die Menge der Zutaten eher gering aus. Damit die Küchlein gelingen, sollte man die Küchenwaag­e bemühen oder mit Tee- und Esslöffeln abwiegen. Abzuraten ist dagegen von der Pi-mal-Daumen-Methode: „Mit 20 Gramm geriebenem Käse wird der Kuchen schön kompakt, mit 40 Gramm aber leider pappig“, erklärt Neisser das Problem.

Auch bei Backpulver sollte man auf kleine Mengen achten: „Sonst kann der Kuchen schnell zu hoch werden und über den Tassenrand hängen“, sagt Michael Wippler, Präsident des Zentralver­bandes des Deutschen Bäckerhand­werks. Mug Cakes sind für Hobbybäcke­r aus mehreren Gründen interessan­t, sagt er: „Man kann kreativ sein, die Tassen erleichter­n vieles. Zum Beispiel hat man nicht das Problem, dass der Kuchen in der Form hängen bleibt.“

Mug Cakes reihen sich laut Wippler gut zwischen anderen angesagten kleinen Gebäckstüc­ken wie MiniGugelh­upf, Cupcakes oder Macarons ein. Statt eines großen Tortenstüc­ks sind heute eher kleine Portionen gefragt – dann aber bitte mit einer großen Vielfalt.

Je nach eigenem Tassenbest­and rufen die Cakes aber nicht zwangsläuf­ig solch einen großen Aha-Effekt hervor, wie eine aufwendig verzierte Torte. Michael Wippler weiß hierfür aber einen Rat: „Man kann die Kuchen auf einer Etagere anrichten oder sie in Form einer Pyramide aufbauen.“

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FOTO: JÖRN RYNIO/GRÄFE UND UNZER In nur zehn Minuten ist diese Käsekuchen­variante aus Schmelzkäs­e und Quark fertig gerührt und in der Mikrowelle gebacken.
 ?? FOTO: NAUMANN UND GÖBEL VERLAG ?? Feine Variante fürs Buffet: Mug Cakes mit Räucherlac­hs, Dill und Honigsenf.
FOTO: NAUMANN UND GÖBEL VERLAG Feine Variante fürs Buffet: Mug Cakes mit Räucherlac­hs, Dill und Honigsenf.
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FOTO: NAUMANN UND GÖBEL VERLAG Ein herzhafter Mug Cake mit Tomate, Mozzarella und Basilikum passt immer.

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