Bayer setzt auf Herrlich
Der Ex-Regensburger soll die Spieler zurückgewinnen
LEVERKUSEN (dpa) - Rudi Völlers Augen funkelten. „Bald geht hier die Post ab!“, kündigte Leverkusens Sportchef bei der Vorstellung des neuen Trainers Heiko Herrlich an. Die überraschende Auflösung der wochenlangen Trainersuche soll bei Bayer für Aufbruchstimmung sorgen. Mit der dritten Wahl aus der zweiten Liga zurück in die erste Riege – so lautet das Motto. Völler bestätigte zwar, sich bei der Trainerfahndung zwei Absagen eingehandelt zu haben – mutmaßlich von Lucien Favre und Thomas Tuchel. Immerhin präsentierte er einen früheren Bayer-Spieler, der mit Jahn Regensburg von der vierten in die zweite Liga durchmarschiert ist.
„Für viele ist diese Lösung sicher ein bisschen überraschend“, sagte Völler: „Aber in den Gesprächen habe ich gemerkt, dass Heiko brennt für diese Aufgabe. Er würde am liebsten sofort anfangen.“Auch Bundestrainer Joachim Löw sieht den früheren DFBJuniorentrainer als gute Wahl: „Ich denke, dass das sehr gut passen kann.“
Völler hat zwei Forderungen an den Ex-Nationalspieler, der mit Dortmund 1997 die Champions League gewann und nun einen Vertrag bis 2019 erhielt. Sportlich sei das Ziel „ganz klar, wieder international dabei zu sein“. Und auf dem Weg dorthin sei es nach einer „verfluchten Saison“das Wichtigste, „den einen oder anderen Spieler einzufangen. Bei allen Matchplänen ist es auch die Hauptaufgabe eines Trainers, Gründe zu finden, warum Spieler nicht ihre Leistung abgeliefert haben, und sie wieder ins Boot zu kriegen“. Das Gesicht der Mannschaft wird sich parallel dazu verändern. „Es wird sicher einige Abgänge geben“, kündigte Völler an: „Und natürlich wollen wir dadurch nicht an Substanz verlieren. Ab Montag wird richtig Gas gegeben.“
Für Herrlich hat der KarriereSprung auch eine nostalgische Note. „Es hat ein bisschen was von NachHause-Kommen“, sagte der 45-Jährige, der vier Jahre für Bayer spielte und 1993 Teil des Teams war, das mit dem DFB-Pokal den bis heute letzten Titel gewann. „Ich bin damals als 17-Jähriger aus dem Schwarzwald hierher gekommen“, sagte er: „Es war schön, auf der Geschäftsstelle Leute zu treffen, die schon zu meiner Zeit da waren.“
Völler erwartet von ihm auch eine „klare Ansprache“. Doch Herrlich stellte auch klar: „Ich will Spieler abholen und überzeugen. Und nicht von oben herab Dinge bestimmen.“Schon als Spieler sei er „selten ein Häuptling gewesen. Ich war immer Indianer. Aber ich konnte gut beobachten“.
Herrlich galt bereits 2009 als kommender Mann auf dem Trainermarkt. Der VfL Bochum gab dem damals 37Jährigen die erste Chance in der Bundesliga. Herrlich gewann von 22 Spielen aber nur vier und wurde vor dem Saisonende entlassen, der VfL stieg ab. In Regensburg schaffte er in anderthalb Jahren zwei Aufstiege. Er ist ablösefrei, sein Vertrag hätte sich laut Jahn nur für die 3. Liga verlängert.