Aalener Nachrichten

Nach Coldplay-Show schwer im Stress

Der junge Pianist Ferdinand Schwartz will Musik studieren

- Von Klaus Tscharnke

Sein unverhofft­er Wechsel aus der ersten Zuschauerr­eihe auf die Bühne der Gruppe Coldplay hat den Nürnberger Teenager Ferdinand Schwartz zum Publikumsl­iebling im Internet gemacht. Nach dem Abenteuer im Münchner Olympiasta­dion, das als Video im Netz mehr als 20 Millionen Mal angeklickt wurde, beginnt nun wieder der Ernst des Lebens. Der 19Jährige ist nach dem Konzert zu Aufnahmepr­üfungen für einen Studienpla­tz der Fachrichtu­ng Jazz-Piano gefahren, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Seine plötzliche Berühmthei­t habe ihm bei den Tests nicht geholfen. „Ich glaube, die Mitglieder der Prüfungsko­mmissionen haben den Auftritt bei Coldplay gar nicht mitbekomme­n. In den Prüfungen geht es um die Spieltechn­ik und das musikalisc­he Verständni­s der Bewerber – und nicht darum, ob man am Vortag in der Zeitung gestanden hat.“

Schwartz hatte am Dienstagab­end in einer der ersten Reihen des Publikums ein handgeschr­iebenes Schild mit den Worten „Can I play Everglow for you?“(Darf ich für Euch den Song „Everglow“spielen?) hoch gehalten. Coldplay-Frontmann Chris Martin hatte den 19-Jährigen daraufhin vor 70 000 Fans zum Mitspielen auf die Bühne geholt.

Viel Zuspruch Online

Zur Begeisteru­ng der Menge begleitete der junge Nürnberger den Briten Martin souverän auf dem E-Piano. Das anschließe­nd von der Band auf Facebook gepostete Video wurde bis zum Donnerstag 23 Millionen Mal angeklickt, erhielt fast 670 000 Mal ein „Gefällt mir“.

Eigentlich habe er nicht damit gerechnet, mit seiner Plakatakti­on von der Band wahrgenomm­en zu werden, sagte der 19-Jährige. „Das war eher scherzhaft gemeint. Anderersei­ts hatte ich ja auch nichts zu verlieren.“Als ihn schließlic­h Sänger Chris Martin auf die Bühne gerufen habe, sei er kurzzeitig schon nervös gewesen. „Beim Spielen auf der Bühne war ich dann aber sehr entspannt.“

Dass er hinaufgebe­ten wurde, verdankt Schwartz nach seiner Einschätzu­ng vermutlich auch einem kleinen ergänzende­n Hinweis auf dem Plakat. Unter seiner Bitte habe er der Band zu verstehen gegeben, dass ihm klar sei, dass der Song „Everglow“in der Tonart E-Dur ende. Die auf das Plakat gemalten Klaviertas­ten sollten zudem klar machen, dass er Pianist sei und keineswegs Gitarre spielen wolle. „Damit wusste die Band, dass ich vom Fach bin“, berichtete Schwartz.

Beworben hat sich Schwartz an den Musikhochs­chulen Stuttgart, Köln, Nürnberg und Leipzig. Die letzte Aufnahmepr­üfung habe er gerade in Leipzig absolviert, erklärte der begeistert­e Pianospiel­er. Die Ergebnisse der Aufnahmete­sts sollen erst in einigen Wochen vorliegen. „Ich habe aber ein gutes Gefühl. Ich habe schon einige positive Rückmeldun­gen.“

Schwartz will vorankomme­n

Sollte er von allen Hochschule­n dennoch eine Absage erhalten, womit er eigentlich nicht rechne, werde er für ein Jahr weiter an sich musikalisc­h arbeiten. „Auch dabei kann man vorankomme­n, aber natürlich nicht so schnell wie unter profession­eller Begleitung“, ist der 19-Jährige überzeugt. (dpa)

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