Viele Kliniken im Süden gut bewertet
Krankenkassen-Studie löst aber erneut Debatte um Schließung kleiner Häuser aus
STUTTGART - Patienten im Verbreitungsgebiet der „Schwäbischen Zeitung“sind mit vielen Krankenhäusern der Region zufrieden. Das zeigt eine Befragung der Techniker Krankenkasse (TK). Demnach erhielten 13 von 26 Häusern im baden-württembergischen Teil der Region sogar bessere Noten als die deutschen Krankenhäuser insgesamt. Auch Immenstadt und Memmingen erhielten sehr gute Zeugnisse, Lindau liegt nur knapp unter dem Bundesschnitt.
Jeder Fünfte bemängelt jedoch, die weitere Behandlung nach einem Aufenthalt im Krankenhaus sei schlecht vorbereitet. Besonders gut schneiden Kliniken in Oberschwaben und Ulm ab, weniger gut sieht es im Westen und Norden der Region aus. Den schlechtesten Wert in Baden-Württemberg erzielte das SanaKlinikum in Biberach.
Die TK hatte von März 2015 bis März 2016 Patienten in ganz Deutschland befragt, darunter 18 000 aus Baden-Württemberg und über 20 000 in Bayern. Nun wurden die Ergebnisse veröffentlicht.
Die TK sieht in den Ergebnissen einen Beleg dafür, dass sich kleine Klinken ohne Spezialisierung nicht mehr lohnen. „Die Ergebnisse belegen: Spezialisierung und Konzentration von Standorten zahlt sich aus“, sagte Andreas Vogt, Leiter der TKLandesvertretung für Baden-Württemberg. Denn die Qualität einer Klinik werde den Patienten immer wichtiger – sie ist nach dem Rat des eigenen Arztes und der Nähe zum Wohnort dritthäufigster Grund, sich für eine Klinik zu entscheiden. Vor allem gut informierte Patienten nehmen demnach weitere Wege in Kauf.
Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) sieht sich durch die Ergebnisse darin bestärkt, größere Kliniken zu fördern. Er hält Schließungen von weiteren der 220 Häuser für notwendig. „Patientinnen und Patienten informieren sich sehr genau über die Versorgungsqualität in den verschiedenen Kliniken. Für die bestmögliche Versorgung nehmen sie gegebenenfalls auch längere Anfahrtswege in Kauf “, sagte er der „Schwäbischen Zeitung“. Es gehe bei der Frage, wie Fördermittel verteilt werden, nicht nur um die Größe eines Standorts. „Eine Klinik im ländlichen Raum muss und wird anders beurteilt werden als ein Haus im Ballungsraum“, so Lucha.
Vertreter von Landkreisen und Kliniken warnen vor voreiligen Klinikschließungen. So sagte Matthias Einwag von der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft: „Wir bleiben ein Flächenland, das versorgt werden muss.“Es gelte, Kapazitäten für Notfälle vorzuhalten. Alexis von Komorowski, Hauptgeschäftsführer des Landkreistages, forderte die Landesregierung auf, mehr Geld in Krankenhäuser zu investieren. Es fehlten jährlich 100 Millionen Euro. „So wird das durch die TK-Patientenbefragung eindrucksvoll bestätigte hohe Versorgungsniveau unmittelbar gefährdet“, sagte er.