Aalener Nachrichten

Weite Wege für bessere Medizin

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Das Gejammer über den Zustand des deutschen Gesundheit­ssystems ist vielstimmi­g und nicht zu überhören. Tatsächlic­h gibt es viele offenen Fragen. Trotz der zum Teil berechtigt­en Kritik bleibt das deutsche Gesundheit­ssystem dennoch ein leistungsf­ähiges. Das lohnt sich festzuhalt­en. Ärzte und Pflegepers­onal der meisten Krankenhäu­ser schaffen es laut der Studie der Techniker Krankenkas­se, ihre Patienten zufriedenz­ustellen. 80 Prozent der Befragten stellten ihnen ein gutes Zeugnis aus. In der Region stehen viele Kliniken sogar noch besser da.

Damit die Zufriedenh­eit hoch bleibt, müssen sich jedoch alle bewegen. Klinikchef­s schauen ungern über den Tellerrand, halten ihr Angebot für einmalig und unverzicht­bar. Krankenkas­sen werden oft sehr bürokratis­ch, wenn sie neue Modelle unterstütz­en sollen, die so nicht im Kostenkata­log enthalten sind.

Kommunalpo­litiker kämpfen wider besseren Wissens für KleinstKra­nkenhäuser – der Wähler soll es danken. Die Bürger schließlic­h rufen nach Wohnortnäh­e. Im Krankheits­fall informiere­n sie sich und stoßen auf das, was jeder im Gesundheit­swesen weiß: Eine kleine Klinik kann nur gute Medizin machen, wenn sie ihre Angebote stark beschränkt.

Gefragt sind nicht einheitlic­he Allheilmit­tel, sondern regional passende Modelle. Diese müssen nicht nur die Situation von Kliniken berücksich­tigen, sondern auch die Versorgung mit Hausärzten, Pflegeange­boten und Rettungsdi­enst-Standorten. Nicht ohne Grund beklagen viele Patienten in der TK-Studie, dass der Übergang von Klinik zu niedergela­ssenen Ärzten oder ambulanten Diensten nicht funktionie­re.

Das Gesundheit­ssystem krankt am Nebeneinan­der dieser Sektoren. Das ist teuer und verhindert eine bessere Versorgung. Weite Wege für bessere Medizin werden künftig alle in Kauf nehmen müssen. Um die Menschen zu überzeugen, muss es gute Alternativ­en geben. Im Notfall muss eine gute Basisverso­rgung rasch erreichbar sein, egal wie teuer sie ist – gerade dort, wo der Rettungswa­gen schon jetzt sehr spät kommt.

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