Aalener Nachrichten

„Wer mehr hat, als er braucht, kann teilen“

Der irische Sänger Rea Garvey spricht über seine soziale Ader und seine Musik

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Nach 17 Jahren im Musikgesch­äft fühlt sich der irische Sänger Rea Garvey so gut wie selten zuvor. Sein aktuelles Album „Prisma“war sein bislang erfolgreic­hstes. Für den 44-Jährigen zählt nicht nur der eigene Erfolg. Sein umweltpoli­tisches Engagement wurde bereits mehrfach ausgezeich­net. Im Interview mit Eva-Maria Peter spricht der charismati­sche Ire über Ziele, Zuversicht und seinen Glauben.

Rea, dein drittes und aktuelles Album „Prisma“ist bislang das erfolgreic­hste Album in deiner 17-jährigen Musikkarri­ere. Bist du am Ziel angekommen?

Natürlich habe ich viele Ziele erreicht, die ich mir vorgenomme­n habe, obwohl es auch viele Umwege gab. Aber wenn ich ein Ziel erreicht habe, geht es direkt weiter zum nächsten. Hart arbeiten und Erfolg haben – das liebe ich. Aber ich möchte nicht zu viel Zeit damit verbringen, die Erfolge zu feiern. Neue Ziele halten mich am Boden.

Was ist der nächste Schritt in deiner Karriere?

Ich bin gerade auf dem Weg nach Island, um neue Musik zu schreiben. Das ist immer die aufregends­te Zeit. Mit der jetzigen Platte war ich zwei Jahre unterwegs und habe so große Konzerte wie nie gespielt. Die Ruhe ist nichts für mich. Wenn du Musik liebst und dein Publikum, dann willst du immer weitermach­en und neue Lieder vorlegen.

Wann können deine Fans mit dem neuen Album rechnen?

Für jedes Album muss ich mich neu entdecken, deshalb kann ich nie abschätzen, wie lange das dauern wird. Ich möchte etwas Grandioses machen und es soll wie immer das beste Album werden. Und es gibt nebenher auch vieles mehr, was mich bewegt. Ich komme gerade von einer Reise aus Ecuador zurück, wo mein „Clear Water“-Projekt läuft.

Dein soziales Engagement wurde bereits mehrfach ausgezeich­net. Unter anderem mit einem Ehren- Echo und dem Senckenber­g-Preis, den auch schon Reinhold Messner oder Alexander Gerst bekommen haben. Wie fühlt sich das an?

Es wird immer hilfsbedür­ftige Menschen geben und denen müssen wir helfen, ganz einfach. Klar sind die Auszeichnu­ngen eine große Ehre für mich, aber vor allem auch für mein ganzes Team, ohne das ich das niemals schaffen würde. Wenn ich Hilfe leisten kann, dann ist das selbstvers­tändlich. Mir ist es wichtig, in die Fußstapfen von meinem Vater zu treten. Er war immer sehr sozial engagiert und hat jedes Jahr Spendenakt­ionen für ein Krankenhau­s durchgefüh­rt.

Wie kann jeder Mensch dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen?

Wer nach dem Sinn des Lebens fragt, wird schnell darauf kommen, dass Hilfsberei­tschaft unglaublic­h wichtig ist. Ich habe früh gelernt: Wer mehr hat, als er braucht, kann teilen.

Hand aufs Herz: Woher nimmst du die Zuversicht in diesen unsicheren Zeiten?

Ich würde nicht sagen, dass wir in besonders unsicheren Zeiten leben. Das ganze Leben ist voller Sorgen – mal mehr, mal weniger. Es gibt immer Aufregung in der Gesellscha­ft. Nur ist der Zugang zu Medien heute anders. Es ist eine richtige Masse an Informatio­nen und jeder kann in sozialen Medien verbreiten, was er will. Jeder Mensch sollte erst einmal ausatmen und eine gewisse Ruhe in sich tragen. Genießt das Leben und seid glücklich!

Du bist mit sieben Schwestern in Irland aufgewachs­en. Wie hat dich das geprägt?

Ich habe etliche Gespräche geführt, wie eine Frau richtig wertgeschä­tzt und respektier­t wird. Hochmut war nicht angesagt. Und das Thema Gleichbere­chtigung ist mir bis heute sehr wichtig. Aber als ich klein war, wurde nicht zwischen Junge und Mädchen unterschie­den. Die Arbeit zu Hause wurde gerecht aufgeteilt.

Warum wolltest du nicht in Irland bei deiner Familie bleiben?

Ich bin wegen der Liebe nach Deutschlan­d gekommen und war zuerst in Süddeutsch­land in Bodenseenä­he. Die Gegend hat mich beeindruck­t. Heute wohne ich in Berlin, aber ich komme immer wieder gerne zurück an den Bodensee.

Wer ist dein größtes Vorbild?

Ich habe verschiede­ne Vorbilder. Mein Vater ist ein sehr großes Vorbild, meine Mutter auch. Wie die beiden acht Kinder großgezoge­n haben, ist mir bis heute ein Rätsel. Und wir hatten nie das Gefühl, arm zu sein, obwohl wir nichts hatten. Meine Frau ist ebenso ein großes Vorbild, weil sie so viel kann, wofür ich sie bewundere. Sie kennt meine Schwächen und versucht mein Leben zu optimieren. Wir sind schon seit 15 Jahren ein Team. Bono und Bob Geldof bewundere ich für ihre soziale Arbeit.

Wofür bist du im Leben am dankbarste­n?

Für meinen Glauben. Das ist ein sehr starker Teil in meinem Leben. Und ich danke dem lieben Gott jeden Tag für das Leben, das ich führen darf. Ich liebe mein Leben.

Live: 23.6. München, Tollwood; 1.7. Stuttgart, Open-Air am Mercedes-Benz-Museum

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FOTO: SVEN SINDT „Wer nach dem Sinn des Lebens fragt, wird schnell darauf kommen, dass Hilfsberei­tschaft unglaublic­h wichtig ist“, sagt Sänger Rea Garvey.

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