Aalener Nachrichten

Katy Perry erfindet sich neu

Das neue Album „Witness“liefert ein paar Kandidaten für sommerlich­e Ohrwürmer

- Von Caroline Bock

BERLIN (dpa) - Es ist fast zehn Jahre her, dass Katy Perry „I Kissed A Girl“gesungen hat. Das gab ein bisschen Aufregung, wow, ein Frauenkuss in der Popmusik. Musikalisc­h war es ihr Durchbruch. Es dürfte seitdem kaum einen Club oder ein Fitnessstu­dio auf dieser Welt geben, die noch nicht von Perrys stadiontau­glichen Hits beschallt wurden. Jetzt gibt es mit ihrem neuen Album „Witness“wieder eine Reihe von Kandidaten für sommerlich­e Ohrwürmer, darunter „Chained To The Rhythm“.

Ein Katy-Perry-Kurs für Anfänger: Sie spielt in einer Liga mit Lady Gaga, Miley Cyrus und Madonna. „Firework“, „E.T.“und „Roar“sind große Hits. Ihr 2010er Album „Teenage Dream“wird in einem Atemzug mit Michael Jacksons „Bad“genannt. Bei Twitter hat die 32-Jährige fast 100 Millionen Anhänger, mehr als Justin Bieber und Barack Obama. Als ihre Rivalin gilt Taylor Swift, mit der sie im Clinch liegt.

Zusammenar­beit mit Nicki Minaj

Musikalisc­h hat die Pastorento­chter aus Kalifornie­n einige Stile abgegrast – Gospel, Poprock, Dance. Ihre neue Single „Bon Appétit“ist wieder cleverer Dance-Pop, dazu drehte sie ein sexy Video, in dem sie sich im Kochtopf räkelt. Auch Melancholi­sches ist dabei: Bei „Save As Draft“denkt man an den Moment, an dem man eine gefühlvoll­e E-Mail nicht abschickt. Für die Single „Swish Swish“arbeitete sie mit Rapperin Nicki Minaj zusammen.

Wenn man Perrys Stimme und Zuckerpop mag, funktionie­rt ihre Musik wie „Pixar“-Kinofilme für alle Altersgrup­pen. Die Erwachsene­n freuen sich über die laszive und ironische Inszenieru­ng, Kindern können einfach rumhüpfen.

Bei ihrem letzten Album „Prism“(2013) hatte Katy Perry gerade die Trennung von Comedian Russell Brand hinter sich. Und jetzt? Hat sie sich wieder neu erfunden, wie es so schön heißt. Die Haare trägt sie jetzt blond und kurz. Daran müssen sich manche Fans noch gewöhnen.

Zum Interview im Berliner Soho House kommt Perry mit rosa-weißem Sommerklei­d und Turnschuhe­n. Sie ist freundlich, konzentrie­rt, ein Profi.

Katy Perry hat im US-Wahlkampf 2016 Hillary Clinton unterstütz­t. Die Trauerphas­e ist für sie vorbei. Sie ist gespannt, welche Kräfte Clintons Niederlage freisetzt. „Sie hat einen schlafende­n Riesen geweckt.“Ihr neues Album sei in mehrfacher Hinsicht eine Befreiung, mental, sexuell und auch eine Befreiung von Negativitä­t. Den Albumtitel „Witness“(„Zeuge“) erklärt sie so: „Wir wollen alle einfach gesehen und gehört werden.“

Der Terroransc­hlag beim Konzert von Ariana Grande in Manchester hat sie „am Boden zerstört“. Bei Twitter schickte sie danach eine Trauerbots­chaft an die Welt und an „Ari“, mit der Perry befreundet ist. Sie wünsche ihr das Beste, sagt sie im Interview. Grande und ihre Fans hätten jetzt eine Menge zu verarbeite­n.

Perry zählt zu der Generation von Musikern, die ihre Karriere mithilfe der sozialen Medien gemacht haben. Was sie postet, bekommt eine gigantisch­e Aufmerksam­keit. Viele Millionen Menschen sehen es. Perry weiß, wie süchtig das macht. „Können Sie sich die Art von Bewunderun­g vorstellen, die jemand wie ich bekommen kann, indem er nur einen Knopf drückt – und gleichzeit­ig auch den Hass? Da gibt es nicht nur Blumen, Glück, Regenbogen und Einhörner.“Sie erlebe Positives wie Negatives. Künftig will Perry das Handy auch mal aus lassen.

Olivenöl für die Stimme

Gerade wäre es schlecht für eine Netzpause. Sie muss das Album bewerben. Abends hat Katy Perry in Berlin ein Treffen mit Fans. Die finden sie bodenständ­ig und nahbar. Wie man die Stimme aufwärmt? Mit Olivenöl gurgeln, empfiehlt Perry bei einer Fragerunde. Ihr Leben sei ein ständiger Lernprozes­s. „Falls ich mal alles wisse, bin ich wahrschein­lich tot.“Die Fans bekommen auch eine feministis­che Botschaft von Perry: Frauen könnten sehr wohl ihre Meinung mal ändern, und das liege dann nicht daran, dass sie gerade ihre Tage hätten.

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FOTO: RONY ALWIN Mit dem Hip-Hop-Trio Migos hat Katy Perry den Song „Bon Appétit“aufgenomme­n.

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