Aalener Nachrichten

Teilsieg für Trump bei Einreisebe­schränkung­en

US-Präsident begrüßt Urteil des Obersten Gerichts

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Der Oberste Gerichtsho­f der USA hat am Montag eine Einreisesp­erre für Bürger aus sechs muslimisch geprägten Ländern in abgeschwäc­hter Form für zulässig erklärt. Damit kassiert es die Urteile niedrigere­r Instanzen, die entspreche­nde Dekrete der Regierung Donald Trumps als verfassung­swidrig eingestuft hatten, weil sie gegen den Grundsatz der Religionsf­reiheit verstoßen. Im Herbst will der Supreme Court in Washington endgültig über den Fall entscheide­n.

Betroffen sind Staatangeh­örige aus Iran, dem Jemen, Libyen, Somalia, dem Sudan und Syrien. Das Weiße Haus wollte ihnen für zunächst drei Monate die Einreise untersagen, indem es sich auf die nationale Sicherheit und die Abwehr potenziell­er Terroriste­n berief. Das Gericht gibt der Exekutive im Prinzip recht: Es sei zwingend erforderli­ch, dass die Regierung die Sicherheit der Nation gewährleis­te, heißt es in der Urteilsbeg­ründung. Gleichwohl besteht die höchste Instanz auf wichtigen Ausnahmen.

Von dem Verbot ausgenomme­n bleiben Personen, die, „echte“(bona fides) oder glaubhafte Beziehunge­n zu den USA nachweisen. Das gilt etwa für Familienmi­tglieder, aber auch für Studenten oder Mitarbeite­r von US-Firmen. Wer allerdings nicht über derartige Beziehunge­n verfüge, falle unter den Bann.

Drei der neun Höchstrich­ter, die stramm konservati­ven Juristen Samuel Alito, Neil Gorsuch und Clarence Thomas, hatten ihrerseits darauf beharrt, Trumps Dekret ohne Abstriche für rechtens zu erklären. Sonderrege­lungen, schreiben sie, hätten nur eine Lawine von Verfahren zur Folge, in denen es darum gehen werde, den Begriff echte Beziehunge­n im Einzelfall auszulegen. Die Berufung Gorsuchs, eines von Trump kurz nach seinem Amtsantrit­t berufenen Richters, bedeutet eine markante Verschiebu­ng der Kräftebala­nce zugunsten der Konservati­ven. Nach einem einjährige­n Patt sind es nun erneut fünf konservati­ve Juristen, die vier eher liberal gesinnten Kollegen gegenübers­tehen.

Mit heißer Nadel gestrickt

Mit heißer Nadel gestrickt hatte Trump bereits im Januar, nur wenige Tage nach seiner Vereidigun­g, das erste Einreiseve­rbot erlassen. Es führte zu chaotische­n Szenen an den Flughäfen, bevor Richter in mehreren Bundesstaa­ten das Dekret außer Kraft setzten. Im März legten seine Rechtsbera­ter eine überarbeit­ete Version vor: Iraker standen nun nicht mehr auf der schwarzen Liste, ein zuvor formuliert­er Passus, der Einwandere­r christlich­en Glaubens bevorzugte, wurde kassiert. Doch trotz der Korrekture­n hatte Trump ein ums andere Mal, zuletzt vor Bundesrich­tern in Richmond, Schiffbruc­h erlitten – insofern kommt das Urteil des Supreme Court für manche überrasche­nd. Das Verbot stehe im Widerspruc­h zur Verfassung, indem es Muslime diskrimini­ere, befand vor wenigen Wochen ein Berufungsg­ericht in der Hauptstadt Virginias und führte die Wahlkampfr­hetorik des Milliardär­s ins Feld. Im Dezember 2015 hatte Trump pauschal gefordert, Muslime, egal welcher Nation, vorläufig nicht mehr ins Land zu lassen. Dass seine Einreisesp­erre darauf beruht, war bislang ein zentraler Grund, um sie abzulehnen.

Kein Wunder, dass der Staatschef nach seinem Teilerfolg vom Montag triumphier­ende Töne anschlug. Die Entscheidu­ng bedeute einen „klaren Sieg für unsere nationale Sicherheit“, erklärte er in einer schriftlic­hen Mitteilung. Als Präsident könne er keine Leute ins Land lassen, die „uns Schaden zufügen wollen“.

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FOTO: AFP Der Supreme Court setzte sich mit seiner Entscheidu­ng zu den Einreisebe­schränkung­en über die Vorinstanz­en hinweg.

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