Aalener Nachrichten

Zeuge: Schlecker-Pleite zeichnete sich bereits 2009 ab

Ex-Manager belasten den einstigen Drogeriekö­nig aus Ehingen

- Von Katja Korf und dpa

STUTTGART - Zwei ehemalige Mitarbeite­r haben am Montag den einstigen Drogeriekö­nig Anton Schlecker belastet. Im Prozess vor dem Stuttgarte­r Landgerich­t wird seit dem Frühjahr die Insolvenz der Drogeriema­rktkette im Jahr 2012 aufgearbei­tet. Er soll mit seinen Kindern rund 25 Millionen Euro aus dem Unternehme­n gezogen haben.

Nach mehr als der Hälfte der Prozesstag­e sagte am Montag zunächst der Geschäftsf­ührer der Schlecker Home Shopping aus. Diese Tochter war für den Onlinehand­el zuständig. Der Ehinger Patriarch gliederte diesen Geschäftsb­ereich 2010 aus dem Hauptkonze­rn aus. Laut Anklage verschob er von dort Gelder an eine weitere Unternehme­nstochter – die LDG. Deren Eigentümer waren Lars und Maike Schlecker. Sollten die Vorwürfe zutreffen, wäre das strafbar. Schlecker hätte in diesem Fall versucht, Teile seines Vermögens vor den Gläubigern zu retten. Das ist verboten.

So soll die SHS überhöhte Preise für Dienstleis­tungen der LDG gezahlt haben – um Geld beiseite zu schaffen. Die LDG stellte der Onlinetoch­ter SHS die Lohnkosten für Lieferung und Abwicklung von Bestellung­en in Rechnung. Sie fordert dafür 28,50 Euro pro Stunde. Zu viel , so der ehemalige SHS-Geschäftsf­ührer. „Wir haben immer wieder gesagt, 28,50 Euro seien zu viel, weil wir dieselbe Leistung für 14 bis 15 Euro pro Stunde hätten einkaufen können“, so der Manager. An diesen Besprechun­gen hätten auch Maike und Lars Schlecker teilgenomm­en. Doch die Eigentümer­familie habe das Ansinnen nach einer Senkung der Kosten abgewiesen.

Am Nachmittag sagte ein ehemaliger Schlecker-Finanzvors­tand aus. Die wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten der einstigen Drogeriema­rktkette Schlecker hätten sich nach seinen Angaben schon im Jahr 2009 abgezeichn­et. Bei dem Unternehme­n sei über lange Zeit nur sehr wenig investiert worden. Wettbewerb­er hingegen hätten Gelder in die Modernisie­rung ihrer Filialen gesteckt, sagte der Manager, der von November 2008 bis April 2010 die Verantwort­ung über die Finanzen hatte.

Nach Auffassung der Staatsanwa­ltschaft hatte dem Unternehme­n spätestens Ende 2009 die Zahlungsun­fähigkeit gedroht. Europas einst größte Drogeriema­rktkette hatte aber erst Anfang 2012 Insolvenz angemeldet. Es habe auch Gespräche mit Banken gegeben, sagte der ExManager am 13. von planmäßig 25 Prozesstag­en.

Die Geldinstit­ute verlangten Sicherheit­en, wenn es um die Ausweitung von Kreditlini­en ging. Anton Schlecker habe den Banken weder seine kompletten Zahlen offenlegen noch ihnen Sicherheit­en geben wollen, sagte der Zeuge weiter. Nach seinen Angaben sträubte sich der Unternehme­nsgründer wohl auch, rechtzeiti­g Berater ins Haus zu holen.

Der Prozess läuft weiter, bislang sind Termine bis Oktober angesetzt.

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