Fein gezupft und gezirpt
Medea Bindewald brilliert auf dem Cembalo in der Villa Stützel
AALEN - Zum dritten Mal hatten die Musikfreunde das Vergnügen, Medea Bindewald solo auf dem Cembalo zu erleben. Eingeladen hatte die Villa Stützel im Rahmen ihrer Konzertreihe. Die in England lebende Künstlerin hat sich ganz auf das Cembalo, das Vorgängerinstrument des Klaviers, spezialisiert.
„Gemeinsam mit dem Klavier hat das Cembalo eigentlich nur die Tasten“, erläutert Medea Bindewald. Was beim Klavier mit Hämmerchen angeschlagen wird, kommt beim Cembalo über Federkiele gezupft und gezirpt daher. Das verleiht dem Klang eigenartigen Reiz, leuchtende Transparenz und zarte Leichtigkeit.
Die Künstlerin bringt ihr eigenes Instrument mit, ein Nachbau eines französischen Originals aus dem 18. Jahrhundert, stilecht dekoriert. Zwei Manuale und drei Register erlauben Veränderungen in Tonhöhe und Färbung des Klangs. Bei ihrem dritten Aalener Konzert nimmt Bindewald die Zuhörer auf eine abenteuerliche Reise durch „fremde Welten“mit.
Es war schon in der Barockzeit so, dass kaum mögliche Fernreisen durch Literatur und Musik ersetzt wurden. Man reiste musikalisch nach Ägypten, China und zu den wilden Skythen, einem gefürchteten Reitervolk der Antike, deren Nachfahren im heutigen Albanien noch Blutrache verüben. So wählte Bindewald Werke von Rameau, Couperin und Tapray, die schon ihren Zuhörern im 18. Jahrhundert Schauder über den Rücken jagten.
Anstelle von Schauder traten bei Bindewalds Cembalo-Glitzerketten Wohlgefallen und Vergnügen. Die drei französischen Komponisten bedienten sich bei damaligen Opern und malten sie in farbigen und faszinierenden Szenen aus. Medea Bindewald, bekannt und geschätzt in zahlreichen Auftritten bei Festivals und Kultursommern in ganz Europa, glänzte in der Interpretation der rasanten Läufe und überschwänglichen Klangkaskaden.
Damit das Ganze die Zuhörer nicht im Musikrausch erschlägt, steuerte die Künstlerin mit abwechslungsreicher Auswahl ihres Programms und mit geschickter Nutzung der technischen Ausstattung ihres Instrumentes erfolgreich dagegen. Die Leichtigkeit der temporeichen Läufe und die strukturelle Gestaltung der Werke ließen das Konzert zum großen Erlebnis werden.
Abschließender Höhepunkt war sicher Mozarts Sonate in A-Dur. Die gewaltigen musikalischen Wasserfälle der Franzosen wurden wohltuend abgelöst durch tänzerische Melodienseligkeit des Österreichers. Neue Farben bekannter Werke lösten Wiedererkennungseffekte aus. Bei Mozarts türkischem Marsch stieß die sonst erstaunliche Fingerfertigkeit der Künstlerin allerdings ein wenig an ihre Grenzen. Den langen Beifall belohnte sie mit drei Zugaben.