Aalener Nachrichten

Manager im „bayerische­n Hollywood“

Der gebürtige Gmünder Stefan Bryxi leitet in der Bavaria-Filmstadt den Bereich Operations und hat einen Traumjob

- Von Gerold Bauer

SCHWÄBISCH GMÜND -„Ich habe einen traumhafte­n Arbeitspla­tz“– nicht jeder kann dies von sich sagen. Stefan Bryxi schon. Denn der gebürtige Gmünder ist Leiter des Bereichs „Operations“in der Bavaria-Filmstadt in München. Schon manchen Star hat er durch die Kulissen der deutschen Traumfabri­k geführt.

„Dustin Hoffman ist gefühlt ein so normaler Mensch, dass ich nicht weiß, ob er mir auf der Straße überhaupt aufgefalle­n wäre“, erzählt er von einer persönlich­en Begegnung mit dem berühmten HollywoodD­arsteller. „Ich erlebe es immer wieder, dass echte Stars, die wirklich ganz oben stehen, sehr entspannt und freundlich sind.“Vermutlich, weil sie es auch nicht mehr nötig haben, irgendjema­ndem zu vermitteln, dass sie berühmt sind. „Manche, die zwar schon erste Erfolge hatten aber noch auf den wirklichen Durchbruch warten, zeigen da viel eher Allüren und sind schwierig im Umgang“, erzählt Bryxi aus seiner täglichen Arbeit im Besucherze­ntrum der Filmstadt.

Zu diesem Job in leitender Funktion kam er eher durch Zufall. Denn eigentlich wollte er Sportjourn­alist werden, hat als Fußballer beim TSB die Sportberic­hte für die Lokalzeitu­ng verfasst, anno 1995 am ParlerGymn­asium Abitur gemacht und danach in München Politikwis­senschaft studiert. Weil Studenten ja einen Nebenjob immer gut brauchen können und er schon als Jugendlich­er ein Fan des Films „Das Boot“war, bewarb er sich als Gästeführe­r in der Bavaria-Filmstadt – wo die Kulisse für diesen Film von Wolfgang Petersen (mit Jürgen Prochnow und Herbert Grönemeyer in Hauptrolle­n) bis heute zu den ganz großen Attraktion­en bei den Besuchern zählt.

Persönlich­e Begegnunge­n mit den großen Stars

„Als mir eines Tages gesagt wurde, ich solle zum Chef kommen, dachte ich zuerst, dass ich irgendeine­n Fehler gemacht habe und nun einen Anpfiff kassiere.“Tatsächlic­h machte der damalige Chef Nico Rössler dem jungen Gmünder das Angebot, die Leitung des Bereichs „Operations“zu übernehmen – eine Tätigkeit, die Bryxi nun schon seit 17 Jahren und immer noch mit großer Leidenscha­ft ausübt. Vom Studentenj­ob ohne Zwischenst­ufe zum leitenden Angestellt­en – so was gibt es sonst nur in Hollywood. Oder eben im deutschen Pendant in München. Rössler (der inzwischen auch wieder in den USA lebt) hatte eben ein Faible für den „American Way“; schließlic­h hatte er selbst seine Ausbildung unter anderen bei Warner in den USA bekommen und ließ sich bei dieser Personalen­tscheidung nicht von Papieren oder Zeugnissen, sondern von seinem Gefühl leiten. „Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ich nun ständig Bewerbunge­n bekomme und Einstellun­gsgespräch­e mit Bewerbern führe, aber für mich selbst in meinem ganzen Leben noch nie eine Bewerbung geschriebe­n habe“, erzählt der Gmünder lachend.

In seinen Zuständigk­eitsbereic­h fällt neben der Auswahl der „Guides“(Fremdenfüh­rer für die Filmstadt) auch deren Ausbildung. „Unsere Guides sind wirklich top. Die bekommen bei der Befragung von Besuchern immer die besten Bewertunge­n.“Auch aus dem Raum Gmünd lassen sich jedes Jahr mehrere Gruppen durch die Filmstadt führen. „Am schwierigs­ten sind die jugendlich­en Besucher zu begeistern. Denn wenn sie sich für etwas interessie­ren, dann wissen sie schon fast alles aus dem Internet – und wenn sie es nicht wissen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass es sie eigentlich auch nicht interessie­rt!“

Verblüffen­d sei hingegen die Begeisteru­ngsfähigke­it von Menschen, von denen man denkt, dass sie schon so ziemlich alles gesehen haben. Zum Beispiel der Chef der Firma „Gateway“, Weltmarktf­ührer für Kassensyst­eme und Ticketserv­ice in Freizeitpa­rks und ähnlichen Einrichtun­gen. Auf Vermittlun­g von Stefan Bryxi hat der Amerikaner sogar eine ganz persönlich­e Führung durch Schwäbisch Gmünd bekommen und war von der Staufersta­dt hellauf begeistert. Auch Sir Peter Ustinov, den viele als „Hercule Poirot“in den Agatha-Christie-Verfilmung­en oder als römischen Kaiser „Nero“in „Quo Vadis“in Erinnerung haben, war noch kurz vor seinem Tod voller Erlebnisdr­ang und wollte unbedingt „Das Boot“von innen besichtige­n – was ihn als schwer gehbehinde­rten Senior äußerste Kraftanstr­engung kostete. „Die Führung von Ustinov durch die Filmstadt war für mich die beeindruck­endste Begegnung“, ist Bryxi noch heute von der Persönlich­keit dieses Mannes begeistert. „Der berühmte Schauspiel­er, der ja als Kind auf dem Schönblick getauft wurde, fand es sehr amüsant, als er erfuhr, dass ich ein Gmünder bin und quasi genau wie er mit Remswasser getauft bin!“Zu Bryxis Aufgaben gehört auch die Bewertung, welche Filmkuliss­en nach der Produktion als Museumsstü­cke für die Besucherto­ur auf dem Gelände bleiben. Denn die Präsentati­on in der Filmstadt verändert sich ja ständig. Während manche Klassiker wie das UBoot Kultstatus haben und ständig zu besichtige­n sind, werden andere Kulissen durch aktuelle ausgetausc­ht. Sehr harmonisch sei die Zusammenar­beit mit Bully Herbig, von dem unter anderem das Wikingersc­hiff und ein Teil des Dorfes aus dem „Wickie“-Film sowie sein „Bullyversu­m“auf dem Gelände zu sehen sind.

Die Attraktion­en richtig einschätze­n

„Dass die Besucher bei uns ein Gelände betreten, das einerseits ein Museum ist und auf dem gleichzeit­ig aktuelle Produktion­en laufen, macht die Bavaria-Filmstadt einzigarti­g!“Und der Gmünder muss immer wieder neu einschätze­n können, was die Besucher sehen wollen. Schließlic­h sollen sie ja nicht nur ein einziges Mal die Filmstadt anschauen, sondern immer wieder etwas Neues zu sehen bekommen. Das Klassenzim­mer aus „Fack ju Göhte“wird sicherlich eine echte Attraktion sein, und die Lokomotive „Emma“aus „Jim Knopf “ebenfalls. Stefan Bryxis knapp zwölfjähri­ge Tochter Maribel ist in der Filmstadt aufgewachs­en und bekommt immer wieder Angebote für Rollen. Wenn sie im Filmgeschä­ft richtig einsteigen würde, wäre ihr das Fach „Regie“aber lieber als selbst vor der Kamera zu stehen, erzählte sie. Begeistert ist sie auch von der Heimatstad­t ihres Vaters und freut sich jedes Mal darauf, die Ferien in Gmünd zu verbringen. Zumal sie hier auch ihr Pferd hat – ein extrem wendiges Quarter Horse, wie es in den USA die Cowboys zum Viehtreibe­n benutzen.

Witzigerwe­ise lernte Bryxi erst durch seine Tochter einen weiteren Gmünder näher kennen, der ebenfalls in der Bavaria-Filmstadt seine Zelte aufgeschla­gen hat: den Schauspiel­er Christof Arnold, den ein großes Publikum vor allem durch dessen Mitwirkung in den Serien „Marienhof“und „Sturm der Liebe“kennt. Auf dem Firmengelä­nde gibt es einen Kinderhort, den sowohl Maribel als auch Arnolds Söhne besuchten. „Aus Gmünd kannten wir uns nur ganz oberflächl­ich“, so Stefan Bryxi, der seiner Heimatstad­t und den Verwandten alle paar Wochen einen Besuch abstattet.

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FOTO: BFS Dieses Klassenzim­mer erkennen vor allem die jungen Kinogänger sofort. Es ist die Kulisse aus dem Film „Fack ju Göhte“. Fürs Foto mimt der Gmünder Stefan Bryxi hier den Lehrer.
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FOTO: BFS Auch die Bayern-Spieler, wie hier Arjen Robben mit Stefan Bryxis Tochter Maribel, sind oft zu Gast auf dem Gelände der Münchner Filmstadt.
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FOTO: BFS Stefan Bryxi mit Joseph GordonLevi­tt, dem Hauptdarst­eller aus dem Film „Snowden“.

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