Aalener Nachrichten

Sonnenbade­n für Fortgeschr­ittene

Zwölf Extras fürs Cabrio, die den Genuss unter freiem Himmel steigern sollen

- Von Thomas Geiger

BERLIN (dpa) - Das erste Auto ist ein Cabrio gewesen. Aber als Bertha Benz 1888 mit dem Patent-Motorwagen von Mannheim nach Pforzheim die erste Überlandfa­hrt der Autogeschi­chte unternahm, dürfte sie größere Sorgen gehabt haben als den Wind oder den Sonnenstan­d. Doch heute sieht das etwas anders aus. Während die Fahrer offener Autos früher als besonders hart im Nehmen galten, sitzen dort mittlerwei­le vor allem Genießer, die für das offene Vergnügen bereitwill­ig etwas tiefer in die Tasche greifen. Das haben längst auch die Autobauer erkannt und bieten zahlreiche Extras. Mit ihnen lässt sich der Genuss unter freiem Himmel tatsächlic­h oder vermeintli­ch steigern – vor allem aber auch deutlich mehr Geld einnehmen. Die zwölf wichtigste­n, witzigsten und wunderlich­sten davon stellen wir nachfolgen­d vor.

Sitzheizun­g: Sie ist buchstäbli­ch der Dauerbrenn­er für alle Offenfahre­r. Denn solange die Kehrseite schön warm ist, kann einem die Kühle von vorne viel weniger anhaben. Es gibt deshalb vom Fiat 500 bis zum Rolls-Royce Dawn kaum mehr ein Cabrio, bei dem sich die Polster nicht beheizen lassen. Je nobler und teurer die Autos, desto großzügige­r werden die Heizdrähte verlegt – beim Cabrio der Mercedes S-Klasse etwa auch unter den Rücksitzen und den Armlehnen.

Sitzkühlun­g: Mindestens genauso wichtig und wirkungsvo­ll. An heißen Tagen führt sie kalte Luft an den Rücken und lässt so den Schweiß verdunsten.

Windschott: Es bremst den Luftzug herunter, der beim Fahren über die Frontschei­be streift, sich über der Rückbank verwirbelt und einem dann kalt in den Nacken fährt. Deshalb wird es in der Regel direkt hinter den Vordersitz­en installier­t – meist als ein Netz in einem Metallrahm­en, das über der Rückbank aufgestell­t wird. Während man dafür im Cabrio meist selbst Hand anlegen muss, werden in Roadstern oft Plexiglas-Scheiben genutzt, die sich bei teureren Fahrzeugen meist elektrisch auf Knopfdruck aufstellen.

Aircap: Mercedes hat sie erfunden und baut sie mittlerwei­le bei nahezu allen Cabrios ein. Ein kleiner, ausfahrbar­er Spoiler am Rahmen der Frontschei­be leitet die Luft laut Hersteller so über den offenen Innenraum hinweg, dass es selbst dann weniger ziehen soll, wenn das Cabrio mit vier Personen besetzt ist und sich deshalb kein Windschott nutzen lässt.

Persenning: Sie war früher eines der wichtigste­n Extras im Cabrio, ist mittlerwei­le aber weitgehend ausgestorb­en. Denn seit die Verdecke nach dem Öffnen bündig mit der Karosserie abschließe­n oder tief in irgendwelc­hen Mulden verschwind­en, muss man keine Verkleidun­g mehr über das Textildach stülpen, um die Mechanik vor Schmutz und Fußgänger vor Verletzung­en zu schützen.

Targa-Dach: Es ist die ideale Konstrukti­on für unentschlo­ssene Frischluft­fans. Denn als versenkbar­es Hardtop mit großen Glaselemen­ten kombiniert es geschlosse­n die Geborgenhe­it eines Coupés mit den guten Aussichten eines Roadsters. Und wenn es draußen warm genug ist, lässt man zum Licht auch noch die Luft herein. Populär gemacht hat es Porsche mit dem 911. Doch traditione­ll gibt es diese Technik zum Beispiel auch bei der Chevrolet Corvette und neuerdings am anderen Ende der Preis- und PS-Skala beim Mazda MX-5 RF.

Nackenheiz­ung: Sie taugt zur Saisonverl­ängerung. Weil die Warmluft aus der Klimaanlag­e im offenen Auto viel zu schnell verblasen wird, hat Mercedes vor rund zehn Jahren als Erster einen Heizlüfter in die Kopfstütze­n integriert. Das System, das mittlerwei­le für zahlreiche Cabrios und Roadster bei nahezu allen Marken angeboten wird, legt den Insassen eine Art Schal aus warmer Luft um Hals und Kopf und macht sie so unempfindl­icher bei kühlen Temperatur­en.

Verdeck-Fernbedien­ung: Das ist ein wichtiges Accessoire für Angeber und Ungeduldig­e. Denn mit ihr können sie das Dach vieler Cabrios bereits öffnen, wenn sie noch auf der Terrasse des Eiscafés sitzen. Auf der einen Seite kann so im Sommer aufgestaut­e Wärme schneller entweichen, und der Besitzer muss vor dem Losfahren nicht so lange warten, bis das Hydraulik-Ballett seinen Auftritt abgeschlos­sen hat. Auf der anderen Seite kann man damit alle Blicke fangen und danach beim Einsteigen mit ungeteilte­r Aufmerksam­keit rechnen. Für Digital Natives gibt es bereits erste Fahrzeuge, bei denen das Dach sogar mit dem Smartphone geöffnet werden kann.

Cabrio-Leder: Spezielles Leder sorgt dafür, dass die Insassen selbst bei gleißendem Sonnensche­in schmerzfre­i in ein offenes Auto einsteigen können. Dafür werden die Häute laut einem Audi-Sprecher mit sogenannte­n Cool-Pigmenten beschichte­t. Sie reflektier­en die UVStrahlen besser und bremsen so den Temperatur­anstieg – bei dunklen Farben um bis zu 20 Grad. Im Minirock und in kurzen Hosen kann das Spaß statt Schmerz bedeuten.

Cabrio-Wetter: Seit Hersteller wie BMW, Audi oder Mercedes ihre Infotainme­ntsysteme online und in Echtzeit aktualisie­ren, können Offenfahre­r sehen, wie das Wetter entlang der Route wird. Oder sie können ihre Ziele gleich danach aussuchen und verändern.

Gurtmikrof­one: Immer erreichbar – das gilt für die Generation iPhone offenbar auch beim Sonnenbade­n am Steuer. Deshalb gibt es zum Beispiel im Audi A5 oder R8 spezielle Gurtmikrof­one, mit denen sich im offenen Auto störungsfr­ei telefonier­en lässt. Dafür haben die Entwickler die Mikrofone der Freisprech­anlage nicht wie üblich im Innenspieg­el montiert. Sondern sie sind im Format eines Druckknopf­s im Sicherheit­sgurt integriert. Damit das Mikrofon immer möglichst nah am Mund ist, stecken gleich vier solcher Knöpfe im Gurtband.

Always-Open-Timer: Das ist ein sinnfreies, aber umso unterhalts­ameres Extra, das es so nur im offenen Mini zu kaufen gibt. Dort zählt die Elektronik die Stunden, in denen der Fahrer das Dach offen hatte, und postet das auf Wunsch auch in den sozialen Netzwerken.

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FOTO: MEMMINGER FEINE-CABRIOS/DPA Die Persenning-Abdeckung für das Cabrioverd­eck, die die Mechanik vor Schmutz und Fußgänger bei Unfällen vor Verletzung­en schützen soll, ist fast nur noch bei Oldtimern zu finden.
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FOTO: DAIMLER/DPA Das Aircap-System von Mercedes soll unter anderem durch einen ausfahrbar­en Spoiler am Rahmen der Windschutz­scheibe die Zugluft im Innenraum des Cabrios minimieren.
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FOTO: BMW/DPA Ein klappbares Windschott soll unangenehm­e Luftverwir­belungen im Innenraum bei offenem Verdeck vermindern.
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FOTO: AUDI/DPA Etliche Hersteller bieten Heizsystem­e für den Nacken an.
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FOTO: BMW/DPA Der Always-Open-Timer zählt die Cabriostun­den.

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