Sonnenbaden für Fortgeschrittene
Zwölf Extras fürs Cabrio, die den Genuss unter freiem Himmel steigern sollen
BERLIN (dpa) - Das erste Auto ist ein Cabrio gewesen. Aber als Bertha Benz 1888 mit dem Patent-Motorwagen von Mannheim nach Pforzheim die erste Überlandfahrt der Autogeschichte unternahm, dürfte sie größere Sorgen gehabt haben als den Wind oder den Sonnenstand. Doch heute sieht das etwas anders aus. Während die Fahrer offener Autos früher als besonders hart im Nehmen galten, sitzen dort mittlerweile vor allem Genießer, die für das offene Vergnügen bereitwillig etwas tiefer in die Tasche greifen. Das haben längst auch die Autobauer erkannt und bieten zahlreiche Extras. Mit ihnen lässt sich der Genuss unter freiem Himmel tatsächlich oder vermeintlich steigern – vor allem aber auch deutlich mehr Geld einnehmen. Die zwölf wichtigsten, witzigsten und wunderlichsten davon stellen wir nachfolgend vor.
Sitzheizung: Sie ist buchstäblich der Dauerbrenner für alle Offenfahrer. Denn solange die Kehrseite schön warm ist, kann einem die Kühle von vorne viel weniger anhaben. Es gibt deshalb vom Fiat 500 bis zum Rolls-Royce Dawn kaum mehr ein Cabrio, bei dem sich die Polster nicht beheizen lassen. Je nobler und teurer die Autos, desto großzügiger werden die Heizdrähte verlegt – beim Cabrio der Mercedes S-Klasse etwa auch unter den Rücksitzen und den Armlehnen.
Sitzkühlung: Mindestens genauso wichtig und wirkungsvoll. An heißen Tagen führt sie kalte Luft an den Rücken und lässt so den Schweiß verdunsten.
Windschott: Es bremst den Luftzug herunter, der beim Fahren über die Frontscheibe streift, sich über der Rückbank verwirbelt und einem dann kalt in den Nacken fährt. Deshalb wird es in der Regel direkt hinter den Vordersitzen installiert – meist als ein Netz in einem Metallrahmen, das über der Rückbank aufgestellt wird. Während man dafür im Cabrio meist selbst Hand anlegen muss, werden in Roadstern oft Plexiglas-Scheiben genutzt, die sich bei teureren Fahrzeugen meist elektrisch auf Knopfdruck aufstellen.
Aircap: Mercedes hat sie erfunden und baut sie mittlerweile bei nahezu allen Cabrios ein. Ein kleiner, ausfahrbarer Spoiler am Rahmen der Frontscheibe leitet die Luft laut Hersteller so über den offenen Innenraum hinweg, dass es selbst dann weniger ziehen soll, wenn das Cabrio mit vier Personen besetzt ist und sich deshalb kein Windschott nutzen lässt.
Persenning: Sie war früher eines der wichtigsten Extras im Cabrio, ist mittlerweile aber weitgehend ausgestorben. Denn seit die Verdecke nach dem Öffnen bündig mit der Karosserie abschließen oder tief in irgendwelchen Mulden verschwinden, muss man keine Verkleidung mehr über das Textildach stülpen, um die Mechanik vor Schmutz und Fußgänger vor Verletzungen zu schützen.
Targa-Dach: Es ist die ideale Konstruktion für unentschlossene Frischluftfans. Denn als versenkbares Hardtop mit großen Glaselementen kombiniert es geschlossen die Geborgenheit eines Coupés mit den guten Aussichten eines Roadsters. Und wenn es draußen warm genug ist, lässt man zum Licht auch noch die Luft herein. Populär gemacht hat es Porsche mit dem 911. Doch traditionell gibt es diese Technik zum Beispiel auch bei der Chevrolet Corvette und neuerdings am anderen Ende der Preis- und PS-Skala beim Mazda MX-5 RF.
Nackenheizung: Sie taugt zur Saisonverlängerung. Weil die Warmluft aus der Klimaanlage im offenen Auto viel zu schnell verblasen wird, hat Mercedes vor rund zehn Jahren als Erster einen Heizlüfter in die Kopfstützen integriert. Das System, das mittlerweile für zahlreiche Cabrios und Roadster bei nahezu allen Marken angeboten wird, legt den Insassen eine Art Schal aus warmer Luft um Hals und Kopf und macht sie so unempfindlicher bei kühlen Temperaturen.
Verdeck-Fernbedienung: Das ist ein wichtiges Accessoire für Angeber und Ungeduldige. Denn mit ihr können sie das Dach vieler Cabrios bereits öffnen, wenn sie noch auf der Terrasse des Eiscafés sitzen. Auf der einen Seite kann so im Sommer aufgestaute Wärme schneller entweichen, und der Besitzer muss vor dem Losfahren nicht so lange warten, bis das Hydraulik-Ballett seinen Auftritt abgeschlossen hat. Auf der anderen Seite kann man damit alle Blicke fangen und danach beim Einsteigen mit ungeteilter Aufmerksamkeit rechnen. Für Digital Natives gibt es bereits erste Fahrzeuge, bei denen das Dach sogar mit dem Smartphone geöffnet werden kann.
Cabrio-Leder: Spezielles Leder sorgt dafür, dass die Insassen selbst bei gleißendem Sonnenschein schmerzfrei in ein offenes Auto einsteigen können. Dafür werden die Häute laut einem Audi-Sprecher mit sogenannten Cool-Pigmenten beschichtet. Sie reflektieren die UVStrahlen besser und bremsen so den Temperaturanstieg – bei dunklen Farben um bis zu 20 Grad. Im Minirock und in kurzen Hosen kann das Spaß statt Schmerz bedeuten.
Cabrio-Wetter: Seit Hersteller wie BMW, Audi oder Mercedes ihre Infotainmentsysteme online und in Echtzeit aktualisieren, können Offenfahrer sehen, wie das Wetter entlang der Route wird. Oder sie können ihre Ziele gleich danach aussuchen und verändern.
Gurtmikrofone: Immer erreichbar – das gilt für die Generation iPhone offenbar auch beim Sonnenbaden am Steuer. Deshalb gibt es zum Beispiel im Audi A5 oder R8 spezielle Gurtmikrofone, mit denen sich im offenen Auto störungsfrei telefonieren lässt. Dafür haben die Entwickler die Mikrofone der Freisprechanlage nicht wie üblich im Innenspiegel montiert. Sondern sie sind im Format eines Druckknopfs im Sicherheitsgurt integriert. Damit das Mikrofon immer möglichst nah am Mund ist, stecken gleich vier solcher Knöpfe im Gurtband.
Always-Open-Timer: Das ist ein sinnfreies, aber umso unterhaltsameres Extra, das es so nur im offenen Mini zu kaufen gibt. Dort zählt die Elektronik die Stunden, in denen der Fahrer das Dach offen hatte, und postet das auf Wunsch auch in den sozialen Netzwerken.