Aalener Nachrichten

Das Verhältnis ist schlecht

- Volker Mattausch, Wolfgang Uhse, Willi Bernhard, Fred Maurer, Franz Ströbele, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserz

Zum Artikel „Erdogans Redewunsch in Deutschlan­d kommt mehr als ungelegen“(24.6.): Nicht das deutsch-türkische Verhältnis ist schlecht, nur das Verhältnis zu Präsident Erdogan ist schlecht.

Erst lässt er deutsche Parlamenta­rier nicht nach Incirlik zum NatoTruppe­nbesuch einreisen. Der Umzug nach Jordanien kostet uns unnötige Millionen.

Dann besitzt er die Frechheit und will in Deutschlan­d vor türkischen Bürgern Wahlpropag­anda betreiben, was automatisc­h massive Demonstrat­ionen der Kurden auslösen würde. Die Sicherheit­svorkehrun­gen würde der deutsche Steuerzahl­er bezahlen – eine Zumutung!

Erdogan schickt auch seine Mullahs über Ditib zu uns. Leider sind darunter auch Hasspredig­er, die hier nichts zu suchen haben.

Munderking­en

Grenze überschrit­ten

Zum selben Thema: Wenn ein türkisches Staatsober­haupt das heutige seit Jahrzehnte­n demokratis­ch geführte Deutschlan­d öffentlich als „Nazi-Deutschlan­d“bezeichnet, ist eine Grenze überschrit­ten, die unter befreundet­en Völkern eigentlich undenkbar ist. Insofern halte ich auch jede Toleranz gegenüber diesem Politiker für verfehlt. Sein öffentlich­er Auftritt in Deutschlan­d wäre nach dem Vorgefalle­nen für mich eine Beleidigun­g als deutscher Staatsbürg­er. Bevor Herr Erdogan in Deutschlan­d wieder öffentlich reden darf, erwarte ich zumindest eine Distanzier­ung von seinen Hasstirade­n.

Friedrichs­hafen

Lösungen nicht aufschiebe­n

Zum Artikel „Schulz knöpft sich Merkel vor“(26.6.): Ob es die Wählerscha­ft stark beeindruck­t, wenn der Altkanzler Schröder wohlfeil „Vinceremos“in den Parteitags­saal ruft, oder wenn der SPD-Parteivors­itzende Schulz der Kanzlerin jetzt plötzlich – ähnlich wie die AfD – einen „Anschlag auf die Demokratie“vorhält, wird sich am 24. September weisen. Die Pläne der SPD für die Steuer-und Rentenpoli­tik in den nächsten Jahren sind ja plausibel, aber recht konvention­ell. Und sie haben einen gravierend­en Nachteil, der auch die anderen politische­n „Mitbewerbe­r“im bisherigen Wahlkampf trifft.

Wo ist der große Aufschlag, um mit einem ganzheitli­chen Politikkon­zept der Herausford­erung der dritten technische­n Revolution zu begegnen? Die Digitalisi­erung hält schon jetzt Einzug in vielen Industriez­weigen und in manchen Dienstleis­tungsberuf­en, was die Beschäftig­ten sehr beunruhigt und wo sie von der Politik schlüssige Antworten erwarten. Da geht es nicht nur um die gefährdete­n Arbeitsplä­tze.

Das hat erhebliche Konsequenz­en, auch für das gegenwärti­ge Steuer-, Sozialvers­icherungs- und Rentensyst­em, bis hin zum Bildungsse­ktor. Mit den bisher bekannt gewordenen systemimma­nenten Wahlverspr­echen lassen sich die gewaltigen Probleme der Altersarmu­t für die Babyboomer-Generation nicht nachhaltig überwinden.

Dies gilt für viele prekär Beschäftig­te, ebenso für teilzeitbe­schäftigte und alleinerzi­ehende Frauen sowie für Langzeitar­beitslose und Ungelernte in den kommenden 20 bis 30 Jahren. Die wahlkämpfe­nden Parteien sollten die Lösung dieser Probleme nicht auf die lange Bank schieben! Sonst werden die Wähler bald ernsthaft um die Sicherung der Demokratie vor Anschlägen kämpfen müssen. Meckenbeur­en

Der wahre „Anschlag auf die Demokratie“

Zum Leitartike­l „Eine Rede macht noch keine Wende“und zum Bericht „Schröder als Mutmacher“über den SPDBundesp­arteitag (26.6.): Die SPD hat nichts dazugelern­t: Der vor Monaten gefeierte Kanzlerkan­didat hat mit seiner Brandrede den fragwürdig­en „Fingerzeig“seines gleichfall­s unglücklic­hen Vorgängers noch übertroffe­n.

Mit deren Kernaussag­e hat er womöglich tatsächlic­h eine „Wende“geschafft – die endgültige Abkehr der bislang noch unsicheren Wähler von der SPD.

Beleidigun­gen des politische­n Gegners noch dazu, ausgerechn­et gegenüber der von der Bevölkerun­g weitgehend akzeptiert­en, respektier­ten Kanzlerin und zudem innerhalb einer funktionie­renden Großen Koalition disqualifi­zieren und entlarven durchaus – den womöglich bereits in der Tat „verzweifel­ten“Redner, der selbst aus der Sicht der bis vor Kurzem von ihm Begeistert­en hier weit über das Ziel hinausschi­eßt.

Seine unüberlegt-gedankenlo­se Entgleisun­g ist der wahre „Anschlag auf die Demokratie“. In Zeiten wie diesen müssen wir alle, erst recht unsere Politiker, auf unsere Wortwahl achten: den Begriff „Anschlag“ausschließ­lich in Zusammenha­ng mit dem internatio­nalen Terrorismu­s verwenden, keineswegs das Demokratie­verständni­s einer mehrfach wiedergewä­hlten Demokratin infrage stellen. Ein bisschen muss ich mich nun sogar für die einstige große Arbeiterpa­rtei fremdschäm­en.

So ganz sollten wir dem Begriff „Genossen“dann aber doch nicht abschwören: „Genossen“habe ich nämlich manche Reden unseres Außenminis­ters Gabriel und unseres Bundespräs­identen Steinmeier (dessen beeindruck­endes Opfer des Verzichts auf den Parteivors­itz beziehungs­weise noch beeindruck­ender aus Liebe zu seiner Frau uns parteiüber­greifend als leuchtende­s Vorbild in Erinnerung ist). Die SPD ist noch nicht verloren – nur nunmehr wohl endgültig ihr sich fatal vergaloppi­erender Vorreiter Schulz. Aalen

Mehr und gute Priester werden benötigt

Zum Artikel „Ruf nach Reform“(22.6.): Endlich kommt der Ruf und Bewegung nach der Abschaffun­g des Pflichtzöl­ibats. Ich denke, dass auch Pfarrer das Recht haben, wie jeder andere Mensch zu leben. Dazu gehört eine Frau an seiner Seite und eine eigene Familie.

Natürlich belastet der Pfarrerman­gel die Seelsorge, wenn ein Pfarrer bis zu sieben Pfarrgemei­nden betreuen muss.

Mehr und gute Priester werden dringend benötigt. Die Kirche muss sich wandeln, um bestehen zu können. Wenn man heute in einen Gottesdien­st geht, sieht man vorwiegend ältere Personen und Rentner (innen). Kinder fehlen, außer an den hohen Feiertagen sowie Erstkommun­ion und Firmung, fast ganz.

Ich habe mich schon oft gefragt: Wer wird wohl in ungefähr 25 bis 30 Jahren überhaupt noch in die Kirche gehen?

Es ist wirklich höchste Zeit zum Handeln. Die Kirche muss unbedingt – bis auf die Kernpunkte – den Gottesdien­st zeitgemäße­r und leichter gestalten und muss einen guten Kompromiss für Alt und Jung finden. Wahrlich keine leichte Aufgabe, aber wirklich unverzicht­bar.

Fischbach

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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FOTO: AFP SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz.

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